Mistelbefall an der Weißtanne
15. Juli 2022, Sonthofen - Ist der Mistelbefall an Weißtannen für die Bäume schädlich oder ist die Mistel nur eine Bereicherung zur weihnachtlichen Dekoration? Wer im Westallgäu aufmerksam durch den Wald geht, wird regelmäßig Misteln an den Weißtannen entdecken.
Viele Menschen kennen die Mistel hauptsächlich als weihnachtliche Dekoration. „In den Wäldern und Obstgärten breiten sich die Misteln in Folge der Klimaerwärmung immer mehr aus. Eigentlich muss man von drei Unterarten der Mistel sprechen. Eine Unterart lebt auf Kiefern, die nächste auf Laub- und Obstbäumen und die dritte auf Weißtannen. Die Unterart auf Weißtannen ist nur auf die Tanne spezialisiert und befällt keine anderen Bäume“, weiß Förster Jörg Tarne, der den Staatswald im Westallgäu pflegt.
Alle Unterarten leben als Halbschmarotzer auf ihren Wirtsbäumen. Die Misteln betreiben zwar wie andere Pflanzen auch selbst Photosynthese, brauchen aber den Halt und Wasser sowie Nährstoffe der Wirtspflanze. Gesunde Bäume werden durch die Misteln kaum geschädigt. Anders schaut dies bei Vorschädigungen aus, so verstärkt die Mistel bei Wassermangel den Trockenstress der Bäume, da sie ihre Spaltöffnungen später schließt und damit mehr Wasser des Baumes verdunstet.
Die klebrigen Früchte bleiben leicht am Vogelschnabel kleben und werden von diesen dann an Bäumen abgestreift oder mit dem Vogelkot ausgeschieden. So verbreitet sich die Mistel auch über größere Distanzen. Früher waren die Früchte Basis für einen Leim, der vor allem für die Vogeljagd verwendet wurde. Auch in der Mythologie spielte die Mistel eine große Rolle und wird heute noch gerne verwendet. Sie ist beispielsweise in vielen Ländern ein Fruchtbarkeitssymbol.
Eigentlich sterben die befallenen Bäume nicht unmittelbar an diesem Halbschmarotzer. Aber leider kann Mistelbefall bei der Tanne den Befall von verschiedenen Tannenborkenkäfern begünstigen und somit indirekt zum Absterben der Tannen führen. Je älter die Bäume sind umso gefährdeter sind sie. Nochmal Staatsforst-Revierleiter Jörg Tarne: „Wir beobachten gerade eine erhöhte Dynamik im Rahmen des Klimawandels, behalten die Situation im Auge und haben auch schon die Waldforscher der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft eingeschaltet. Ergebnisse stehen aber noch aus.“