Pflanzsaison im Staatswald
Regensburg, 15. März 2024 – Derzeit sind die Frühjahrspflanzungen in den bayerischen Staatswäldern in vollem Gange – die nasse Witterung der letzten Wochen und die somit feuchten Böden sind dafür die ideale Voraussetzung. Försterinnen und Förster, Forstwirtinnen und Forstwirte ergänzen die Wälder um zahlreiche neue Bäume, um den Waldumbau zu beschleunigen und die Wälder für den Klimawandel fit zu machen. Neben alten Bekannten wie Tanne oder Eiche sind auch viele Raritäten unten den Bäumen, die in diesem Frühjahr gepflanzt werden.
Die Baumartenwahl und ihre Mischung sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Waldes. Gemäß dem „Vier-Baum-Konzept“ der Bayerischen Staatsforsten werden deshalb nach Möglichkeit in jedem Waldbestand mindestens vier Baumarten künftig vielfältige, gemischte und gestufte Wälder bilden. Heimische Baumarten wie die Buche, die Eiche oder die Tanne sowie etablierte Gastbaumarten wie die Douglasie und die Roteiche machen den Löwenanteil unter den neu gepflanzten Baumarten aus. Wo es vom Standort her passt, werden diese mit heimischen und bisher selteneren Baumarten wie Elsbeere, Edelkastanie, Spitzahorn oder Vogelkirsche ergänzt. „Inklusive aller Besonderheiten pflanzen wir rund 40 verschiedene Baumarten, die nicht nur dem Klimawandel standhalten sollen, sondern auch eine Vielfalt an Lebensräumen bilden“, so ein Sprecher der Bayerischen Staatsforsten. Auch neue Gastbaumarten wie die Atlaszeder oder die Baumhasel werden in kleineren Praxisversuchen getestet. Allein auf eine einzelne Baumart zu setzen, wäre angesichts der Klimaveränderungen zu gefährlich. Es gibt im Klimawandel unberechenbare Aspekte. Neben Trockenperioden können auch Schädlinge wie aus dem Nichts heraus problematisch werden. „Die Mischung ist entscheidend. Wenn in unseren Beständen eine Baumart ausfällt, übernehmen die anderen Baumarten“, so der Sprecher weiter.
Welche Baumarten in welchem Waldgebiet gepflanzt werden, ist stark vom Standort und den vorhandenen Bäumen abhängig. Ziel der Staatsforsten ist es jedoch, auch seltenere heimische Laubbaumarten einzubringen, wie zum Beispiel die Elsbeere: Sie eignet sich besonders für die Stabilisierung der Wälder. Die Elsbeere liebt Wärme, hat ein intensives Wurzelwachstum und kommt deshalb sogar mit schwierigen Tonböden zurecht. „Die Elsbeere ist eine Baumart eigentlich wie gemacht für den Klimawandel, nur kommt sie bei uns von Natur aus noch zu wenig vor, weshalb wir ihr in Form von Pflanzung und Waldpflege unter die Arme greifen“, so der Sprecher. Gleiches gilt für die Tanne: „Mit ihrer Pfahlwurzel ist sie als Nadelbaumart der Fichte im Klimawandel überlegen. Sie ist nicht nur stabiler bei Stürmen, sondern kann auch Wasservorräte in größeren Tiefen erreichen“, erklärt der Sprecher.
Damit die Pflanzen gut anwachsen, haben die Försterinnen und Förster einen Wunsch, den sonst kaum einer hat: Ein feuchtes und kühles Frühjahr und auch im Sommer immer wieder ein paar Niederschläge.
Hintergrundinformationen:
Es gibt zwei Wege, um Wälder umzubauen:
Naturverjüngung:
Aus den Samen der Altbäume entwickelt sich die nächste Baumgeneration. Die gewünschten Baumarten werden durch waldbauliche Maßnahmen (Auflichtungen) und eine waldfreundliche Jagd gezielt gefördert. Diese Methode hat die großen Vorteile, dass Bäume aus Naturverjüngung eine völlig ungestörte Wurzelentwicklung und damit den bestmöglichen Halt im Boden haben. Etwa zwei Drittel Verjüngungsfläche im Bayerischen Staatswald liefert die Natur von selbst.
Künstliche Verjüngung durch Pflanzung oder Saat:
Diese Methode wird überall dort angewendet, wo sich die die Naturverjüngung zu langsam entwickelt oder nicht genügend klimatolerante Baumarten enthält. Dies kann der Fall sein, wenn keine geeigneten Samenbäume für die erwünschte Naturverjüngung in ausreichender Nähe vorhanden sind oder übermäßige Konkurrenzvegetation, z.B. Brombeere, das Auflaufen einer erwünschten Naturverjüngung verhindert. Schließlich können größere Schadflächen, z.B. nach Sturm, meist nur durch Pflanzung zielführend wiederbestockt werden. Etwa ein Drittel der Verjüngung im Bayerischen Staatswald wird durch Pflanzung und Saat bewerkstelligt.
Mindestens 4 Bäume als Ziel auf Bayerns Staatswaldflächen:
Entscheidend für den erfolgreichen Waldumbau und die Zukunftsfähigkeit des Waldes für kommende Generationen ist es, die richtigen Baumarten einzusetzen, d.h. Baumarten zu nutzen, die dem Klimawandel – also höheren Temperaturen, mehr Trockenheit, weniger Niederschlägen – standhalten. Die heimischen Baumarten bleiben dabei weiterhin die tragende Basis eines klimagerechten Waldbaus. Hier wird es allerdings eine Verschiebung in der Baumartenzusammensetzung geben.
Die Bayerischen Staatsforsten müssen auf bewährte Baumarten setzen wie Tanne, Eiche, Douglasie, Buche – aber auch auf ältere, oft in Vergessenheit geratene Baumarten wie Elsbeere, Flatterulme, Esskastanie, Kirsche, Eibe, Feldahorn, Sommer-/Winterlinde. Dadurch wird es zu einer größeren Vielfalt im Wald kommen. Das bedeutet künftig mindestens 4 verschiedene Baumarten auf einer Fläche. Ziel ist es, dass die neuen Bäume deutlich klimatoleranter sind als diejenigen, die ersetzt werden. Fichten und Kiefern sind stark vom Klimawandel betroffen und werden in Bayerns Zukunftswäldern langfristig deutlich weniger Anteile haben als heute.
Der Klimawandel wirkt sich in Bayern regional unterschiedlich aus. Schon heute zeigt sich, dass die Anzahl der Tage mit einer eingeschränkten Wasserversorgung für die Wälder nördlich der Donau stärker angestiegen sind als südlich der Donau. Trotz der Erwartung, dass es im Allgemeinen wärmer wird, muss aber weiterhin mit kalten Wintern und Spätfrösten gerechnet werden. Dies gilt insbesondere für einige Regionen in Südbayern und muss bei der Baumartenwahl berücksichtigt werden.
Mehr Infos unter: www.baysf.de