Der Baumwipfelpfad Steigerwald

Eine neue Sicht auf den Wald

Biologen wissen es längst: Um das Ökosystem Wald zu verstehen, muss man hoch hinaus. Denn fernab des dunklen Waldbodens, in den lichten Höhen der Kronenregion, tobt das pralle Leben. Hier bauen Vögel und Eichhörnchen ihre Nester und Kobel, hier leben zahllose Insekten, Spinnen und anderes Krabbelgetier. 

Seit März 2016 kann man sich auf dem Baumwipfelpfad bei Ebrach im Steigerwald auch ohne Seil und Steigeisen unter diese High Society mischen. Der 1.150 Meter lange Holzsteg, der sich langsam durch alle Etagen des Waldes schlängelt und in einem 42 Meter hohen Aussichtssturm gipfelt, eröffnet nicht nur optisch völlig neue Perspektiven auf den Wald und seine Bewohner. Gänzlich aus heimischen Hölzern bestehend und rollstuhlgerecht ausgebaut, erweitert der Pfad den Blickwinkel auch durch eine Vielzahl von spannend aufbereiteten Informationen rund um den Wald und seine nachhaltige Nutzung durch Forstwirtschaft und Jagd.

Der Pfad steht im oberfränkischen Ebrach, im Herzen des Steigerwaldes, dem zweitgrößten Laubwaldgebiet Bayerns. Vor allem der Norden ist geprägt von ausgedehnten Buchenwäldern. Mit die ältesten Buchen der Republik stehen hier, verbergen mehr als dreihundert Jahresringe unter ihren Rinden und ragen über 40 Meter in den fränkischen Himmel.

Die Landschaft des Steigerwalds ist einmalig. Laubmischwälder wechseln sich mit offenen, reich gegliederten Feldfluren und Streuobstwiesen ab. Die Kulturlandschaft ist geprägt vom Wald- und Weinbau, denn das Weltkulturerbe Steigerwald ist ein Kulturwald, der über die Jahrhunderte vom Menschen geschaffen wurde. Die Bayerischen Staatsforsten sind für einen großen Teil der Waldflächen im Steigerwald verantwortlich. Von Natur aus wachsen hier Laubwälder aus Buche, Eiche, Ahorn und weiteren Laubbäumen, dazu Tanne und Kiefer. Andere Nadelbaumarten haben dagegen oft Probleme, die lehmig-tonigen Böden gut zu durchwurzeln.

Nutzen und schützen: Wie Forstwirtschaft im bayerischen Staatswald – speziell im Steigerwald –  funktioniert, erfährt man in den Wipfeln des Baumwipfelpfades. Vier Zonen stellen wichtige Themen der Forstwirtschaft vor. Klicken Sie einfach auf die verschiedenen Symbole und erfahren Sie mehr:

Waldnaturschutz

Zentrales Ziel des Naturschutzes bei den Bayerischen Staatsforsten ist es, die natürlichen Lebensräume und die genetischen Ressourcen zu erhalten und verbessern. Deshalb gehört der Waldnaturschutz gemeinsam mit der sozialen und ökonomischen Kompetenz zu den Eckpunkten einer modernen und naturnahen Forstwirtschaft auf ganzer Fläche. Eine Vielzahl von Schutzprojekten leisten in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.

Wald und Jagd

Die Bayerischen Staatsforsten bekennen sich zur Jagd als einer Form nachhaltiger Ressourcennutzung. Wir wollen eine handwerklich tadellose, tierschutz- und damit waidgerechte Jagd. Wichtiges Ziel der Jagd im Staatswald ist die Entwicklungsmöglichkeit und Verjüngung unserer Wälder im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen. Eine derart ausgerichtete Jagd kommt letztlich allen zugute, denn ein reich strukturierter Mischwald ist Grundlage für die Erfüllung der ökologischen und ökonomischen Funktionen des Waldes.

Holz nutzen

Das Holzgeschäft ist und bleibt das Kerngeschäft der Bayerischen Staatsforsten. Gut 90 % der Einnahmen erzielen wir mit dem Verkauf des ökologischen und nachwachsenden Rohstoffs Holz. Auf den rund 720.000 Hektar Wald, die wir bewirtschaften, wachsen jährlich mehr als sechs Millionen Festmeter Holz nach, etwa fünf Millionen Festmeter können wir nachhaltig nutzen.

Der Steigerwald

Zweitgrößtes Laubwaldgebiet Bayerns. Vor allem der Norden ist geprägt von ausgedehnten Buchenwäldern. Mit die ältesten Buchen der Republik stehen hier, verbergen mehr als dreihundert Jahresringe unter ihren Rinden und ragen über 40 Meter in den fränkischen Himmel.

Nutzen und schützen: Wie Forstwirtschaft im bayerischen Staatswald – speziell im Steigerwald – funktioniert, erfährt man in den Wipfeln des Baumwipfelpfades. Vier Zonen stellen wichtige Themen der Forstwirtschaft vor.

In luftiger Höhe

Höhepunkt des Pfades ist der sich nach oben öffnende kelchförmige Holzturm. Der Pfad windet sich an der Außenseite des Turms hinauf zu einem kreisförmigen Umgang auf oberster Ebene, auf der Sie einen Rundumblick über die waldreiche Landschaft des Steigerwaldes genießen können.

Mit der Errichtung des Baumwipfelpfades hat der Steigerwald eine enorme Bereicherung erfahren. Der ungeheure Zuspruch bestätigt das Bemühen der Bayerischen Staatsforsten, mit innovativen Ideen die Bedeutung des Lebensraums "Wald" in das Bewusstsein der Menschen zu rücken.

JOHANN KALB, LANDRAT DES LANDKREISES BAMBERG

Zahlen und Fakten



Länge

1.150

Meter



Pfadhöhe

26

Meter



Turmhöhe

42

Meter





Verbaute Holzmenge

1.430

Kubikmeter



Konstruktion

180

Tragebalken



Baumarten

Lärchen & Douglasien



Forstwirtschaft im Steigerwald

Der Steigerwald ist nach dem Spessart das zweitgrößte Laubwaldgebiet Bayerns. Die Bewirtschaftung erfolgt - so wie im gesamten bayerischen Staatswald - nach dem Prinzip „Nutzen und Schützen“. Es ist ein ausgeklügeltes Konzept, welches die Artenvielfalt wieder verbessert und trotzdem die Nutzung des wertvollen Rohstoffes Holzes ermöglicht.

Nachhaltige Forstwirtschaft heißt für uns, die drei Bereiche Ökologie, Ökonomie und die soziale Funktion der Wälder in der Balance zu halten. Dabei ist es wichtig, die Menschen mit dem nachwachsenden und ökologischen Rohstoff Holz zu versorgen. Gleichermaßen soll die Natur erhalten und Biodiversität gefördert werden. In der Praxis wird das über eine Totholzanreicherung, den Schutz von Biotopbäumen und durch ein Mosaik dauerhaft aus der Nutzung genommener Flächen zur Erhaltung der Artenvielfalt erreicht. Wir verfolgen eine konsequente Mischwaldstrategie und setzen auf einen hohen Laubholzanteil. Zudem müssen die wichtigen Waldfunktionen für Luft und Wasser gesichert sowie die Erholungsfunktionen der Wälder erhalten werden.

Was leistet eigentlich ein Hektar Wald?

50 Tonnen
Ruß und Staub/Jahr

Pro Hektar filtern Wälder jährlich bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre.

7,4 Kubikmeter
Stärkeres Totholz

10 Stück
Biotopbäume

0,4 Stück
Starke Laubbäume

Rund 13 000 Arten leben bei uns im Wald. Davon sind alleine 4 500 Arten an Totholz gebunden - darunter 50 Prozent der waldbewohnenden Käferarten und 1 500 Pilzarten. Allein an der Eiche sind über 1 000 Insektenarten zu zählen. Durch aktiven Nutzungs- und Verwertungsverzicht in bewirtschafteten Wäldern wie die Anreicherung von Totholz (im Staatswald im Schnitt 7,4 Kubikmeter stärkeres Totholz/ Hektar), den Schutz von Biotopbäumen (im Staatswald durchschnittlich 10 Stück/ Hektar naturnaher Wald) und den Erhalt von starken Laubbäumen (derzeit 282 000 Stück im Staatswald, Tendenz steigend) leisten wir einen aktiven Beitrag, die natürlichen Lebensräume vor allem von Wald bewohnenden Arten zu erhalten und zu verbessern.

Baumartenverteilung nach Fläche

Fichte 44% Tanne 2% Kiefer 17% Sonstige Nadelhölzer 4%


Buche 17% Eiche 6% Sonstiges Laubholz 5% Edellaubholz 5%

Die auf diesem Hektar idealisiert dargestellten Baumartenanteile entsprechen der aktuellen Baumartenverteilung nach Fläche im gesamten bayerischen Staatswald.

15 Meter
Erholungswege

Mehr als 9 000 Kilometer Wanderwege, 3 500 Kilometer Radwege, knapp 300 Kilometer Reitwege und 150 Kilometer Lehrpfade gibt es im bayerischen Staatswald.

3,7 Tonnen
Steine und Erden/Jahr

Im bayerischen Staatswald wurden 2012 3 Mio. Tonnen Bodenbestandteile gewonnen. Vor allem Steine, Sand und Tone.

0,1 Arbeitsplätze

190 000 Menschen leben in Bayern direkt und indirekt vom Wald. Waldarbeiter, Schreiner, Holzhändler und viele mehr. Bezieht man diese auf die Gesamtwaldfläche in Bayern, dann gibt ein Hektar Wald 0,1 Beschäftigten Lohn und Brot.

100 000 Kubikmeter
(Trink-)Wasser

Je nach Baumart bildet ein Hektar Wald zwischen 80 000 und 160 000 Kubikmeter neues Grundwasser. Nicht umsonst liegen 141 000 Hektar der rund 280 000 Hektar Wasserschutzgebiete in Bayern im Wald - davon mehr als die Hälfte im Staatswald.

7,2 Festmeter
Holz/Jahr

Auch wenn 8,5 Festmeter pro Jahr und Hektar nachwachsen: Wir ernten nicht mehr als den nachhaltigen Hiebsatz: Je Hektar sind das 7,2 Festmeter. Totes Holz verbleibt als wichtiger Lebensraum im Wald. Gleiches gilt für wichtige Nährstoffe.

0,1 Stück
Wild/Jahr

Im bayerischen Staatswald werden jedes Jahr mehr als 50 000 Rehe, Wildschweine und Hirsche erlegt. So sollen sich die natürlicherweise vorkommenden Bäume im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen (wie etwa Zäune) natürlich verjüngen.

10,6 Tonnen
CO₂-Bindung/Jahr

Das nachwachsene Holz speichert große Mengen CO2. Abhängig ist das von der Baumart und den Bedingungen vor Ort. Wälder in den gemäßigten Breiten mit einem mittleren Alter von 55 Jahren binden 10,6 Tonnen CO2. Jährlich. Optimal ist es, wenn das Holz genutzt wird und daraus ein Dachstuhl oder Tisch entsteht. So lässt sich pro Festmeter Holz rund eine Tonne CO2 viele Jahrzehnte speichern.

15 – 30 Tonnen
O₂/Jahr

Ein Hektar Laubwald setzt pro Jahr 15 Tonnen Sauerstoff frei, ein Nadelwald sogar 30 Tonnen.

Das Magazin für den Steigerwald

Wenn Sie mehr zum Steigerwald erfahren wollen, dann lesen Sie doch einfach in unserem Magazin „Der Steigerwald“ nach, das Sie sich hier downloaden bzw. bestellen können: www.baysf.de/publikationen

Attraktionen am Pfad

Ob Streichelwald, Spielplatz oder zahlreiche Bildungselemente. Der Baumwipfelpfad Steigerwald bietet weit mehr als einen herrlichen Ausblick. Entdecken Sie die unterschiedlichen Angebote für Groß und Klein und erleben Sie einen außergewöhnlichen Tag am Baumwipfelpfad:

App in den Wald

Mit einer eigenen Wipfel-App und WLAN hat das moderne Kommunikationszeitalter am Baumwipfelpfad Einzug gehalten. Quizfragen, kleine Spiele und Augmented Reality bringen dem Besucher Wald und Forstwirtschaft näher und ergänzen das Angebot mit interaktiven Elementen. 

Das Besondere: Nachdem die kleine Anwendung vor Ort freigeschaltet wurde, verfolgt sie via GPS die Bewegung des Besuchers und meldet sich an der nächsten virtuellen Station mit einem passenden Geräusch. So kündigt etwa das Rattern einer Motorsäge das Thema Holz an, Vogelrufe ein Quiz über die gefiederten Bewohner der Wipfelregion.

Die Wipfel-App für mobile Endgeräte kann vorab zuhause in den üblichen Stores für Apple- und Android-Geräte heruntergeladen werden oder vor Ort über das offene WLAN-Netz, das Zugriff auf das gesamte Internet bietet. 

Wipfelwandern für alle

Am Baumwipfelpfad Steigerwald findet man alles, was man braucht – nur keine Barrieren. Weil er geschickt die Hanglage ausnützt, kommt der Baumwipfelpfad mit einer geringen Steigung aus, die im spiraligen Aufstieg zum Aussichtsturm maximal sechs Prozent erreicht. Damit ist er sowohl für Rollstühle und Kinderwagen geeignet als auch für Menschen, die nicht so gut zu Fuß unterwegs sind. Dafür steht auch das Qualitätssiegel „Barrierefreiheit geprüft“ des Deutschen Tourismusverbandes.

Doch auch eine sanfte Wanderung macht hungrig. Zum Glück lädt in unmittelbarer Nähe zum Pfad ein Restaurant mit Biergartenbetrieb zum Einkehren ein. Betrieben wird das Restaurant von Menschen mit und ohne Behinderungen unter Federführung der Lebenshilfe Schweinfurt, die auch für den benachbarten Baumwipfelpfadladen verantwortlich ist. Er führt Artikel, die zum Nachhaltigkeitskonzept des Baumwipfelpfades Steigerwald passen, darunter Produkte rund um das Thema Wald, lokal produzierten Wein oder individuelle Holzspielzeuge, die in den Werkstätten der Lebenshilfe von Menschen mit Handicap hergestellt werden.

Das Steigerwald-Zentrum – Nachhaltigkeit erleben

Über einen etwa 3 km langen Verbindungsweg sind die beiden Einrichtungen, der Baumwipfelpfad bei Ebrach und das Steigerwald-Zentrum bei Handthal miteinander verbunden. Wir empfehlen festes Schuhwerk. Gehzeit: ca. 60 Minuten. Durch seine herrliche Lage ist das Steigerwald-Zentrum der perfekte Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen und Radtouren entlang des „Kelten-Erlebnisweges“, des „2Franken-Radweges“ und des „Steigerwald-Panoramaweges“.

Schon beim Betreten des Steigerwald-Zentrums ist das erste Ausstellungsstück nicht zu übersehen: Bereits vor der „Haustür“ liegt die Wurzel einer großen Buche. Ihr Stamm erstreckt sich in einzelne Holzscheiben geteilt durch das Foyer. Bildschirme, Informationstafeln und Erlebniselemente sind darin integriert. Spielerisch erfahren Klein & Groß im Steigerwald-Zentrum Wissenswertes über die Steigerwaldregion, die naturnahe Waldbewirtschaftung und einen nachhaltigen Lebensstil.

Zu guter letzt: Ein Ausblick