O schaurig ist’s übers Moor zu gehen...
Moore waren schon immer mystische Orte. Undurchdringliche Sumpflandschaften mit tiefdunklem Wasser in denen dichter Nebel aufsteigt. Ödland, in dem Irrlichter Wanderer in das wankende Moor leiten, so dass sie sich verirren. Schon in der Jungsteinzeit waren Moore besondere Orte, die als Opfer-, Richt- und Bestattungsstätte genutzt wurden. Durch das Moor erstaunlich gut erhaltene Funde zeugen heute noch davon.
Doch wie kommt es eigentlich zum Moor?
Einführung in das Thema Moore
Artenreichtum, Klimaschutz, wertvoll
Moorböden sind durch Niederschläge, Grundwasserzufluss, Oberflächen- oder Quellwasser dauerhaft wassergesättigt. In diesem sauerstoffarmen Milieu kann abgestorbenes organisches Material nicht mehr vollständig abgebaut werden. Es wachsen schneller Pflanzen nach, als abgestorbene Pflanzenreste wieder abgebaut werden, das Material sammelt sich an und es entsteht Torf. In einem intakten Hochmoor wächst die Torfschicht dadurch jedes Jahr um ca. 1 mm in die Höhe. Ein Moor mit 10 Meter Torfauflage ist somit ca. 10.000 Jahre alt.
Pflanzengemeinschaften
Je nach Lage und Typ des Moores entwickeln sich sehr unterschiedliche, teilweise hoch spezialisierte Pflanzengesellschaften und Tiergemeinschaften:
Tiergemeinschaften
Moorwälder
Von düsteren Fichten- bis zu lichten Birkenwäldern sind viele bayerische Moore bewaldet. Moorwälder wachsen auf Moorböden und sind allesamt gesetzlich geschützt. Eine besondere Rarität in Bayern sind Spirkenmoorwälder. Spirken können bis weit ins Zentrum von offenen Hochmooren wachsen.
Moorwälder
Entstehungsgeschichte und Moortypen
Die bayerischen Moore sind wie alle deutschen Moore nach dem Abschmelzen der Gletscher der letzten Eiszeit entstanden.
Moore entstehen also immer da, wo durch eine ausreichende Wasserversorgung ein über das Jahr gleichmäßiger Wasserstand vorhanden ist. Dabei darf die Jahreszeitlich bedingte Schwankung durch Niederschlag oder Grundwasser nicht allzu hoch sein, da das Moor dann trockenfällt.
Nutzungsgeschichte
Die Nutzung von Torf reicht bis in die Bronzezeit zurück, getrocknet diente er als Brennstoff sowie als Einstreu in den Ställen. Mit dem 18. Jahrhundert nahm der menschliche Einfluss auf die Moore durch die Nutzung als Weidefläche, Mähwiese oder Acker deutlich zu, zudem wurde die Torfnutzung als Energieträger infolge der Holzknappheit intensiviert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts folgte großflächiger Torfabbau. Viele Moorflächen wurden innerhalb weniger Jahre vollständig entwässert, abgebaut und damit zerstört. Erst ab der Mitte des letzten Jahrhunderts kam es zu einem Umdenken, in der Folge begann die Renaturierung von Mooren. Vorhandene Entwässerungsgräben werden wieder verschlossen, die Moore werden wieder vernässt, viele sehr seltene Arten siedeln sich wieder an und es entsteht neuer Torf.
Torfstich und dessen Folgen
Vielerorts, auch tief im Wald, finden sich heute kleine Mulden oder abgerutschte Geländekanten, die durch bäuerlichen Handtorfstich entstanden sind. Torf wurde als Brennmaterial oder Einstreu für die Ställe verwendet. Heute wird an sehr wenigen Orten noch von Hand Torf gestochen.
Torf wird bereits seit langer Zeit als Brennmaterial oder zur Einstreu für Ställe verwendet. In mühseliger Handarbeit wurden Moore trockengelegt, der Oberboden abgetragen und der Torf in Soden gestochen.
Alte Torfstichkante im Fichtelseemoor
(Bild: Martin Hertel)
Moorgewässer
Wasser hat in Mooren eine übergeordnete Bedeutung. Es ist bernsteinfarben bis schwarz, sehr nährstoffarm und enthält kaum Sauerstoff. In offenen Wasserflächen, auch Mooraugen genannt schlüpfen die Larven von Moor-Libellen. Dabei sind die Bedingungen so widrig, dass die Entwicklung der Larven 2 Jahre dauert.
Wird ein Moor nach umfangreichem, industriellem Torfabbau wieder renaturiert entsteht durch den Geländeunterschied eine große offene Wasserfläche. Diese Seen entwickeln sich zu sehr wertvollen Biotopen für Wasservögel.
Drohnenaufnahmen des Schönramer Filzes
(Bild: Thomas Klein)
Klimaretter Moor: Klima- und Hochwasserschutz
Die Bedeutung von Mooren geht weit über die wichtige Funktion als Lebensraum für schützenswerte und bedrohte Tier- und Pflanzenarten hinaus. Moore sind wichtige Klimaschützer. Durch die Konservierung der abgestorbenen Pflanzenteile im Torf werden große Mengen Kohlendioxid dauerhaft im Moor gespeichert.
Moore tragen durch die hohe Wasserspeicherfähigkeit zudem erheblich zum abmildern von Hochwässern bei. Neben der Verteilung anströmenden Wassers im Gelände können Torfmoose bis zum 40-fachen ihres eigenen Gewichts an Wasser aufnehmen und halten.
Renaturierung und Pflege
Moore erleben
Moore sind oft mehrere Tausend Jahre alt und beheimaten eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, die nur in Mooren vorkommen. Erleben Sie diese beeindruckenden Landschaften auf einem Rundweg oder betrachten Sie die Welt der Moore von einer Aussichtsplattform von oben.
Für Familien bietet das Ainringer Moos mit einem befestigten Moorerlebnispfad die Möglichkeit, die spezielle Flora und Fauna eines Moores hautnah zu erleben. Auf den zahlreichen Informationstafeln entlang des Pfades werden dem interessierten Besucher Hintergründe zur Entstehung des Moores, seiner Geschichte und seiner Tier- und Pflanzenwelt nähergebracht.
Der neu angelegte Lehrpfad mit elf Stationen führt um das Moor herum, die sensiblen Hochmoorflecken werden dadurch nicht gestört. Von den Aussichtsplattformen genießen Sie einen schönen Blick über die verschiedenen Entwicklungsstadien einzelner Moorbereiche. Die Schautafeln aus heimischem Weißtannenholz bringen Ihnen die Geschichte des Moores und seiner Pflanzen- und Tierwelt näher.
(Bild: Thomas Gretler)
In dem überregional bedeutsamen Moorgebiet leben zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen. Die Renaturierung des Werdensteiner Mooses ist seit 1993 ein gemeinsames Projekt zwischen dem Bund Naturschutz in Bayern e.V., der ehemaligen Forstverwaltung, den Bayerischen Staatsforsten, den Naturschutzbehörden und der Stadt Immenstadt.