Wir schreiben das Jahr 2030. Aufgrund der unsicheren Versorgungslage mit fossilen Energieträgern ist der Rohölpreis in den letzten Jahren stark angestiegen. Dies führte zu einer Zunahme der Nachfrage nach dem Rohstoff Holz. Dabei wird nicht mehr nur Rundholz nachgefragt sondern auch sehr stark Biomasse. Es hat sich ein „Verkäufermarkt“ entwickelt.
Hintergrund für die Entwicklung ist, dass große Produktionsprozesse auf nachwachsende Rohstoffe umgestellt wurden und „biologische“ Produkte entwickelt werden, die beispielswiese auf Rohöl basierende Erzeugnisse substituieren. Unter dem Schlagwort „Bioökonomie“ entstehen viele neue Wirtschaftsgüter. Die stabilen politischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre in Deutschland und ein gesundes Wirtschaftswachstum in Europa haben diese Entwicklungen unterstützt und führen somit in ein Biomasse- bzw. bioökonomisches Zeitalter.
Die Innovationen außerhalb und innerhalb der Forstbrache (Digitalisierung, autonomes Fahren, Nutzung von Drohnen, unbemannte Luftfahrt, 3D-Druck) sind hoch und mit der fortschreitenden Technologisierung werden traditionelle Produkte durch Neuerungen abgelöst. Durch wirtschaftlich positive Bedingungen kann auch weiterhin in Neu- und Weiterentwicklungen von Produkten investiert werden. In der Forstbranche kann es auch durch die erlaubten genetischen Veränderungen von Pflanzen zu weiteren Innovationsfortschritten kommen.
Die enorme Nachfrage nach Holzprodukten ermöglicht eine ertragreiche Waldbewirtschaftung. Dies führt seitens der Politik zu einer starken Erwartungshaltung an den Staatswald. Der Druck auf den Staatswald als Rohstoff- und Flächenbereitsteller ist dadurch in den letzten 15 Jahren stark gestiegen. Es gibt ein klares politisches Bekenntnis zur integrativen Waldwirtschaft auf ganzer Fläche und den weitgehenden Verzicht auf Flächenstilllegungen. Ohne dieses wären hohe Gewinne und die umfangreiche Befriedigung der Rohstoffnachfrage nicht erreichbar.
Die breite Öffentlichkeit akzeptiert zwar grundsätzlich das „Bioökonomische Zeitalter“, fordert aber einen hohen Grad an Mitbestimmung im „Bürgerwald“. Die Nachhaltigkeit v. a. in Bezug auf die Land- und Forstwirtschaft ist dabei ein ständiges Thema. In diesem Zusammenhang gibt es anhaltende Diskussionen über die Veränderungen der Waldbilder (Tendenz zu Monokulturen und Übernutzung). Seitens der verschiedenen Interessengruppen (Schützer und Nutzer) steigt der Druck, das nachhaltige Potenzial des Staatswalds umfänglich offen zu legen und für mehr Datentransparenz zu sorgen. Vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen steigt der Wert von Flächen. Angesichts des hohen Nutzungsdrucks auf die Wälder wurden Forderungen aus Kreisen der Gesellschaft laut, im Staatswald mittelfristig mehr Flächen stillzulegen, um die Schutz- und Erholungsfunktionen angemessen zu erfüllen.
Die Auswirkungen des Klimawandels haben sich im erwarteten Rahmen entwickelt. Auftretende Kalamitäten sind beherrschbar. Vielmehr bietet die Klimaerwärmung auch Chancen für eine noch effizientere Bereitstellung von Holz und Biomasse. Plantagen mit schnellwachsenden – bislang nicht heimischen – Baumarten, könnten den schier unstillbaren Durst der Industrie nach Biomasse befriedigen.