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Biodiversität im Frankenwald

Herr und Frau Neuntöter: Bei dem im Frankenwald heimischen Rotrückenwürger trägt nur das Männchen ganzjährig eine Maske. (Foto: Andreas Ebert)

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Rothenkirchen, 10. Juni 2015 - Die Sängerin mit dem Goldhaar begegnet dem Würger mit der Maske ... So könnte ein düsterer englischer Krimi beginnen. Aber wir sind im Frankenwald und die Darsteller entstammen der heimischen Vogelwelt. Nur der Schauplatz bleibt höchst ungewöhnlich.

Goldammer und Neuntöter – auch Rotrückenwürger genannt – sind typische Vögel des Offenlandes. Beide brauchen strukturreiche Feldfluren zur Nahrungssuche mit Hecken und Gebüschen als Rückzugs- und Brutmöglichkeit. Die Goldammer ist als Samen- und Körnerfresser ein typischer Kulturfolger der kleinflächigen Landwirtschaft. Der Neuntöter, ebenfalls ein Singvogel, ist als  wendiger Jäger großen Insekten und kleineren Wirbeltieren auf der Spur. Selbst Mäuse und kleine Vögel überwältigt er und legt damit Vorräte in dichtem Gestrüpp an. So wurde er zum Bewohner beweideter Flächen mit Dornhecken und Strauchgruppen.

Was treibt diese und andere „Offenlandvögel“ jetzt in den Wald? „Als erstes sind sie uns auf den Kyrill-Flächen aufgefallen“, sagt Peter Hagemann vom Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten. Gemeint sind die Kahlflächen, die im Frankenwald durch den Sturm „Kyrill“ im Jahr 2007 entstanden sind. „Hier fanden viele Tierarten, die normalerweise den dichten Wald meiden, plötzlich ideale Lebensbedingungen.“ Turmfalken seien auf Mäusejagd gegangen, wärmeliebende Eidechsen hätten mit Heuschrecken und Schmetterlingen einen reich gedeckten Tisch vorgefunden. Und eben die Singvögel: „Wir Förster hörten auf einmal hier völlig unerwartete Vogelstimmen“, schmunzelt Hagemann. „Es muss nicht immer Rotkehlchen und Waldlaubsänger sein.“

Und jetzt, acht Jahre nach „Kyrill“? „Wir haben die Freiflächen im Staatswald mit vielen Laubhölzern und anderen Mischbaumarten aufgeforstet. Dadurch bleiben die abwechslungsreichen Strukturen flächig lange erhalten“, sagt der Forstbetriebsleiter. Entlang der Forstwege seien breite Schneisen gelassen worden, an denen sich sogenannte „Waldinnenränder“ mit Kräutern und Sträuchern bilden. Diese „Ersatzbiotope“ würden dauerhaft offen gehalten. „Auch wenn die Narben des Frankenwaldes nach den Sturmschäden wieder verheilt sind, werden hier viele Arten, deren Lebensräume außerhalb des Waldes zurückgehen, auf Dauer Rückzugsgebiete finden können“, ist sich Hagemann sicher. „Unser Ziel ist es, die hohe Biodiversität im Wald dauerhaft zu sichern.“ 

So wird die Goldammer auch weiter mitten im Frankenwald auf den maskierten Würger treffen. Hoffentlich ist sie vorsichtig.