Borkenkäfermanagement
Wasserburg, Juli 2016 - Der Forstbetrieb Wasserburg zählt zu den Betrieben, die stark vom Sturm Niklas betroffen waren. Gleichzeitig hat der trockene Sommer 2015 die Bäume stark geschädigt und die Vermehrung von Buchdrucker und Kupferstecher begünstigt. Im Geschäftsjahr 2016 ist mit 75.000 fm deutlich mehr Schadholz als in den letzten Jahren angefallen.
Text: Heinz Utschig, Joachim Keßler, Sebastian Kornherr
Dieses Jahr haben wir unsere 19.000 Hektar Wald in 69 Suchbezirke aufgeteilt. Hinter jedem Suchbezirk steht der Name eines Verantwortlichen. Das kann ein Waldarbeiter, Förster, Forstbetriebsleiter oder auch ein Unternehmer sein. Er ist für die Umsetzung der Suche auf ca. 250 ha in einem kurzen Zeitraum verantwortlich.
Holz muss rasch aus dem Wald!
Wir haben mit der Bohrmehlsuche bereits im April begonnen, sobald die 16 °-Temperaturschwelle überschritten und die Fangzahlen in den Monitoringfallen angestiegen sind. Der Regen hat zwar die Suche erschwert, aber auch den Bäumen geholfen. Besonderen Wert haben wir auf die Sicherung von Aufarbeitungskapazitäten gelegt. Gerade in der ersten Flugwelle wollten wir auf ganzer Fläche motormanuell das Schadholz aufarbeiten. Das ist bei geringem Mengenanfall das beste Arbeitsverfahren. Unser Ziel ist, nach einer konzentrierten flächendeckenden Suche die Aufarbeitung und die Holzabfuhr innerhalb von je zwei Wochen abzuwickeln. Mehr Zeit lässt uns der Käfer nicht. Bei der Holzaushaltung achten wir auf einheitliche und austauschbare Sortimente. Eine Bereitstellung von Rundholz erfolgt nur in Ausnahmefällen an zuverlässige Eigenvermarktungskunden. Die entscheidende Menge geht jeden Donnerstag über die eigene Logistik in die überregionale Vermarktung. Von März bis Oktober werden die Fichtengipfel konsequent gehackt. Wir halten für alle Fälle zwei Trockenlagerplätze vor.
Wichtiges Steuerungsinstrument
Jeden Mittwoch sammeln wir die Meldungen der Revierleiter zum aktuellen Stehendbefall, den neu dazugekommenen Mengen und den aufgearbeiteten Mengen und leiten sie an die Zentrale weiter (BaySF-Borkenkäferfrühwarnsystem, siehe unten). Die erhobenen Daten sind entscheidend für die weitere Vorgehensweise. Hat der Revierleiter genug Aufarbeitungskapazität? Steigen oder fallen die Mengen Stehendbefall? Klappt der Holzfluss? Wie sind die regionalen Unterschiede?
Kommunikation ist wichtig!
Durch engen Austausch zwischen allen am Borkenkäfermanagement beteiligten Personen sind wir stets auf dem aktuellsten Stand und können schnell reagieren. Unsere Revierleiter geben vor jedem Suchdurchgang den Startschuss. Fällt ein Sucher aus, kümmert sich die Servicestelle schnellstmöglich um Ersatz. Eine zügige Aufarbeitung wird durch den täglichen Kontakt zwischen den Revierleitern und unseren Waldarbeitern bzw. Unternehmern sichergestellt. Auch bei den wöchentlichen Reviermeldungen für das Borkenkäferfrühwarnsystem wird die Möglichkeit genutzt, dass Betriebsleitung und Servicestelle Lücken in der Managementkette aussteuern. Die Betriebsleitung informiert im Gegenzug auf jeder Dienstbesprechung über den aktuellen Stand am Forstbetrieb und gibt die weitere Marschrichtung vor. Durch diese enge Kommunikation können Schwierigkeiten frühzeitig erkannt und abgestellt werden.
Drohneneinsatz
Kürzlich haben wir eine Drohne getestet, die hochauflösende Bilder unserer Waldflächen erzeugt. Mit einem neu entwickelten Auswertungssystem können dann geschädigte Bäume in den Beständen identifiziert werden. Die Daten über mögliche befallene Bäume ermöglichen ein gezieltes Angehen von potentiellen Schadbäumen. Das Verfahren ist noch in der Erprobungsphase, der erste Eindruck ist jedoch positiv.
Fazit
Auch wenn wir den Käfer erfolgreich bekämpfen: Für Entwarnung ist es zu früh, viel hängt vom Wetter in den nächsten Wochen ab – und einer engagierten Suche und schnellen Aufarbeitung. Wir werden jedenfalls dranbleiben!
Zum Hintergrund:
Das BaySF-Borkenkäferfrühwarnsystem
Seit 2007 nehmen je nach Gefährdungslage jährlich zwischen acht und sechzehn Forstbetriebe am Borkenkäferfrühwarnsystem teil. Nach dem Sturm Niklas und dem extrem warm-trockenen Sommer 2015 besteht heuer eine deutlich erhöhte Borkenkäfergefahr. Daher wurde die Zahl der teilnehmenden Forstbetriebe auf sechzehn erhöht, der Meldeturnus erfolgt wöchentlich. Die Forstbetriebe melden jeweils
- den seit der letzten Meldung neu festgestellten Stehendbefall,
- den gesamten zum Meldetermin noch nicht aufgearbeiteten Stehendbefall
- die Menge an Käferholz, die zum Meldetermin bereits aufgearbeitet, aber noch nicht im LOG- oder MV-System erfasst ist.
Darüber hinaus geben die beteiligten Forstbetriebe anhand der Ampelfarben (grün – gelb – rot) eine aktuelle Einschätzung zu wichtigen Prozessen des Borkenkäfer-Managements (wie z.B. Aufarbeitungskapazitäten, Aufarbeitungsgeschwindigkeit, Holzabfuhr, Restholzverwertung, etc.) ab.
Das Frühwarnsystem ermöglicht den Forstbetrieben und der Zentrale einen aktuellen Überblick über die Borkenkäfersituation auf der Fläche, auftretende Probleme bei der Bekämpfung können so schnell erkannt werden. Das ist die Grundlage, um frühzeitig wirksame Gegenmaßnahmen (z. B. Steuerung des Frischholzeinschlages, Verschiebung von Aufarbeitungs- und Abfuhrkapazitäten, Zwischenlagerung) vornehmen zu können.