Freier Eintritt ins Planschbecken: Feuchtbiotop am Niedersonthofener See
01. Juli 2022, Sonthofen - Wenn es heiß ist, suchen nicht nur Menschen Abkühlung im Wasser: Auch unsere Amphibien brauchen dann dringend das kühle Nass. Was für uns Menschen eine angenehme Freizeitbeschäftigung sein kann, ist für Frösche, Kröten und Molche überlebensnotwendig.
Vor wenigen Jahren hat der Artenrückgang bei den Insekten für Schlagzeilen gesorgt und sogar zu einem erfolgreichen Volksbegehren geführt. Obwohl der Artenrückgang vor allem im Offenland stattfindet, stellen sich die Bayerischen Staatsforsten im Wald der Verantwortung für den Erhalt der Vielfalt: Regelmäßig werden Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten von den Bayerischen Staatsforsten umgesetzt, wie beispielsweise die Anlage von Blühflächen, Hecken oder Wildobstpflanzungen oder die Pflege von wertvollen Orchideenstandorten.
Leider wurde für viele überraschend auch ein starker Rückgang des Amphibienbestandes festgestellt. Grund ist wie bei den Insekten vor allem der Verlust an guten Lebensräumen. Nicht so beim Forstbetrieb Sonthofen von den Bayerischen Staatsforsten: Hier werden schon seit einigen Jahren die Lebensbedingungen für Amphibien verbessert. Beispielsweise im Oberdorfer Wald beim Niedersonthofener See, der vom Förster Hubert Heinl gepflegt wird. War es vor vielen Jahren noch Usus, die nassen Bereiche unserer Wälder mittels Gräben zu entwässern, so wurden diese Entwässerungsgräben mittlerweile abschnittsweise verschlossen. Es entstanden so kleine Feuchtflächen, was auch den Waldbäumen in Trockenphasen hilft. Zusätzlich wurden aber noch größere Feuchtbiotope angelegt.
Dabei ist es wichtig, sich die richtigen Flächen rauszusuchen: „Nicht alle feuchten Mulden sind grundsätzlich für die Anlage von Feuchtbiotopen geeignet. Gerade wenn seltene Pflanzen hier vorkommen, belassen wir den Ursprungszustand“ weiß Forstbetriebsleiter Jann Oetting. Wichtig ist auch, dass gerade in trockenen Frühjahren immer genügend Wasser zufließt, um ein Austrocknen der Wasserflächen zu verhindern. „Die Amphibien laichen in den Flachwasserbereichen. Sinkt der Wasserspiegel zu stark, liegt der Laich im Trockenen und stirbt ab. Wir hätten genau das Gegenteil von dem erreicht, was unser Ziel ist“, ergänzt Revierleiter Hubert Heinl. „In die Feuchtbiotope dürfen auch keine Fische kommen, diese würden den Laich der Amphibien fressen“.
Gebaut werden die Feuchtbiotope mit Maschinen, die notwendigen Erdbewegungen werden mit einem Raupenbagger durchgeführt. Vermitteln die frisch angelegten Feuchtbiotope noch den Eindruck von groben Eingriffen im Gelände, so ist meistens schon im nächsten Jahr alles gut bewachsen und von den erhofften Mietern dicht bewohnt. „Und im Sommer geht es da zu, wie in einem großen Planschbecken“, freuen sich die Förster Heinl und Oetting.