Mit Hightech auf Käfersuche
15.05.2018, Kempten - Jährlich fallen in den Wäldern sehr viele alte Bäume dem Borkenkäfer zum Opfer. Er vermehrt sich derzeit sehr stark, weil ihm der außergewöhnlich warme April optimale Brutbedingungen bescherte und es noch viel Sturmwurfholz aus dem Winter im Wald gibt. Um den Befall der Fichten durch den Borkenkäfer soweit wie möglich einzuschränken, müssen befallene Bäume so rasch wie möglich gefunden und sofort aufgearbeitet werden. Dafür haben die Bayerischen Staatsforsten ein Programm entwickelt, das dieses Auffinden unterstützt und die Ergebnisse tagesscharf dokumentiert. Installiert ist diese App auf den Smartphones aller Waldarbeiter und Förster. Forstbetriebsleiter Jann Oetting erklärt: „Bohrmehl kann man nur an trockenen, windstillen Tagen finden Abhängig. Dann suchen wir mit Mann und Maus Borkenkäfer. Jeder Sucher hat ein vorher definiertes Waldgebiet abzusuchen. Vorrangig sollen hot-spots angelaufen werden. Dies sind z.B. bekannte Befallspunkte der letzten Jahre, die aus einem Kartenarchiv abgerufen werden können. Wird ein „Käfernest“ gefunden – ob nun alter hot-spot oder Neubefall - so kann dies auf dem Handy gps–gestützt punktgenau markiert werden.“ Dies hat den Vorteil, dass die Befallspunkte auch von Ortsunkundigen jederzeit auffindbar sind. Die Sucher halten direkt vor Ort auch Baumzahlen und Holzmengen in der App fest, markieren die befallenen Stämme, sowie den Befallsgrad und das Entwicklungsstadium der Käfer zu dokumentieren. Auch kann draußen im Wald eine Empfehlung an die Forstbetriebsleitung gegeben werden, ob das Holz aufgearbeitet oder von Hand entrindet werden soll. Die Handentrindung ist notwendig, wenn die Bringung technisch nicht möglich ist, was v. a. im Hochgebirge der Fall sein kann. Zusätzlich werden die Rückegassen, die zur Aufarbeitung befahren werden müssen, an der Forststraße mit Bändern markiert. So können unnötige Wege und Bodenschäden vermieden werden. Oetting weiter: „Die so erfassten Daten werden vom Suchpersonal täglich synchronisiert, so dass stets eine komplette und aktuelle Übersicht für das jeweilige Revier bzw. den Forstbetrieb entsteht. So sehen wir auch, wie sich die Käferpopulation entwickelt und können wenn nötig zusätzlich Kapazitäten zur Aufarbeitung organisieren“. Am Forstbetrieb selbst wird entschieden, ob die Aufarbeitung mit eigenem Personal oder mit Unternehmern erfolgen soll. Staatwald-Revierleiter Markus König ergänzt: „Damit der laufende Arbeitsfortschritt auch nachvollzogen werden kann, werden die Punkte, die beim Auffinden rot markiert waren, vom jeweiligen Einsatzleiter auf gelb umgesetzt, sobald mit der Aufarbeitung begonnen wird. Sind die Arbeiten abgeschlossen und das Holz abfuhrbereit an der Straße, erfolgt ein weiteres Umsetzten in die Farbe Grau. Ab diesem Zeitpunkt ist das Holz von mir aufgenommen, d.h. die Holzmaße ermittelt und es kann möglichst vor dem Ausflug der fertig entwickelten Borkenkäfer abgefahren werden. Die grauen Punkte dienen mir dann im kommenden Jahr zum Auffinden neuer Käfernester. Durch dieses System gelingt es, wesentlich schneller und effizienter den Käferbefall einzudämmen.“ Holz das nicht direkt zum Kunden geht, wird auf Nasslagerplätze gebracht und dort konserviert. So werden einerseits Folgeschäden im Wald vermieden, andererseits wird aber auch der Markt entlastet, weil weniger Käferholz auf den Markt gelangt.