Headerimage

Tannenhäher im Frankenwald

Foto: Andreas Ebert

Download

Ein heiserer Ruf aus dem Obstgarten und ein brauner Vogel von der Größe einer Taube fliegt davon. Jetzt im frühen Herbst bekommen unsere Dörfer und Stadtränder wieder Besuch von einem gefiederten Gast, der den Rest des Jahres unsichtbar zu sein scheint: der Tannenhäher schaut zur Nuss- und Obsternte vorbei.  

Selbst versierte Vogelliebhaber kennen den wohl scheuesten unserer Waldvögel oft nur aus dem Bestimmungsbuch. Den weitaus größten Teil des Jahres lebt der Tannenhäher zurückgezogen in großen, ungestörten Waldgebieten. Hier ernährt er sich von Baumsamen, Insekten und anderen Kleintieren und brütet in dichter Nadelholzvegetation.  

Seinen nahen Verwandten, den Eichelhäher, kennt jedes Kind. Dessen warnendes „Rätschen“ bei kurzer Fluchtdistanz begleitet den Waldbesucher auf Schritt und Tritt. Der Tannenhäher dagegen meidet den Menschen. Schon sein perfekter Tarnanzug aus braun und schwarz mit weißen Sprenkeln weist ihn als heimlichen Gesellen aus. Förster kennen ihn als „Frühwarner“, der aus weiter Entfernung kurz vom höchsten Baumwipfel aus grüßt, bevor er wie ein Phantom verschwunden ist.  

„Wir Förster lieben den Tannenhäher“, sagt Peter Hagemann von den Bayerischen Staatsforsten, „ist er außerhalb der Alpen doch eine Rarität und ein Indikator für Naturnähe im Wald. Und damit tragen wir in den großen Staatswäldern hier im Landkreis auch eine gewisse Verantwortung für ihn.“ Hinzu komme seine Eigenschaft, sich Nahrungsvorräte für den Winter anzulegen und manche davon dann zu vergessen. „So, wie es der Eichelhäher mit Eicheln macht, sät der Tannenhäher andere Bäume und Sträucher. In den Alpen sind das vor allem die Zirbelnüsse der Hochgebirgskiefern. Hier bei uns sind es die Haselnüsse, aus denen dann wieder zahlreiche Haselsträucher an den Frankenwaldhängen    wachsen und so zusätzliche Strukturen in die Wälder bringen.“ Das habe ihm auch den Namen „Nusshäher“ eingebracht.  

Und was sucht der Tannenhäher nun in unseren Gärten? „Die Haselnussernte allein kann es wohl nicht sein“, sagt Hagemann. „Dafür braucht er den schützenden Mischwald nicht zu verlassen.“ Vielmehr sei er offenbar auf die Reste von Pflaumen, Birnen oder Äpfeln aus, die oft hoch in den Obstbäumen hängen bleiben. „Vielleicht liebt er Trockenobst oder ein gewisser Alkoholgehalt der vergorenen Früchte hat es ihm angetan. Wir wissen es nicht, aber wir sollten es ihm gönnen.“