Headerimage

Bayerische Staatsforsten melden über 1,5 Mio. zusätzliche Klimabäume im vergangenen halben Jahr:

Pflanzen für den Klimawald: Forstwirt im Wald

Download
  • Hauptsächlich Eichen, Tannen und Buchen gepflanzt
  • Vorrang für heimische Baumarten
  • In kommender Pflanzsaison (Herbst 2021 / Frühjahr 2022) 1,2 Mio. zusätzliche Bäume geplant

Regensburg, 25 April 2021 – In einer ersten Zwischenbilanz zu neuen Baumpflanzungen im bayerischen Staatswald teilen die Bayerischen Staatsforsten mit, dass über 1,5 Millionen zusätzliche Klimawald-Bäume seit Oktober 2020 zur Bewältigung des Klimawandels gepflanzt und gesät wurden. Für die nächste Herbst- und Frühjahrs-Pflanzsaison planen die Bayerischen Staatsforsten aktuell mit 1,2 Mio. zusätzlichen Klimawald-Bäumen.

Die Bayerischen Staatsforsten pflanzen mit den zusätzlichen neuen Klimawald-Bäumen insgesamt rund 6 Millionen junge Bäume jährlich für den Zukunftswald von morgen – also eine Million Bäume mehr pro Jahr als in ihrem standardmäßig laufenden Waldumbauprogramm. Bis Ende 2024 sollen so insgesamt 30 Millionen neue Bäume im Staatswald gepflanzt werden. Ziel der zusätzlichen Klimawald-Pflanzungen ist es, den Umbau der bayerischen Wälder im Zuge des immer schneller voranschreitenden Klimawandels hin zu klimatoleranten und stabilen Mischwäldern zu beschleunigen.   

Starke Eichenmast sorgt für viele junge Eichen im Staatswald – gute Naturverjüngungssituation forciert Waldumbau zusätzlich
Über die Hälfte der neuen Bäumchen, die gepflanzt oder gesät wurden, waren Eichen. „Ausschlaggebend für den hohen Eichen-Anteil war eine starke Eichenmast im vergangenen Jahr“, so ein Sprecher der Bayerischen Staatsforsten. Aber auch Tannen, Buchen, Douglasien und Lärchen sowie seltenere Baumarten wie Elsbeeren, Kirschen und Esskastanien wurden in den vergangenen Wochen verstärkt gepflanzt. „Diese Baumarten kommen mit Klimawandel, Trockenheit und Insekten deutlich besser zurecht als andere“, so der Sprecher weiter. Aufgrund der neuen Klimawaldkulturen und der z. T. sehr günstigen Naturverjüngungssituation können die Bayerischen Staatsforsten zu den bisherigen 7.000 Hektar Waldumbaufläche pro Jahr zusätzlich weitere 1.000 Hektar pro Jahr zu klimastabilen Mischwäldern umbauen.

„Unser Ziel ist es, diesen Umbau schneller als bisher geplant abzuschließen: Bis 2030 wollen wir im Bayerischen Staatswald den Waldumbau schaffen. Über die Hälfte ist schon erreicht. Jetzt müssen wir in den kommenden Jahren mit Hochdruck noch ca. 85.000 Hektar schaffen. Dabei hilft uns das Klimawald-Programm von Ministerpräsident Söder und Forstministerin Kaniber sehr“, so der Staatsforstensprecher weiter.   

Mindestens 4 Bäume auf jeder Fläche als Ziel
Entscheidend für den erfolgreichen Waldumbau und die Zukunftsfähigkeit des Waldes für kommende Generationen ist es, die richtigen Baumarten einzusetzen, d.h. Baumarten zu nutzen, die dem Klimawandel – also höheren Temperaturen, mehr Trockenheit, weniger Niederschlägen, aber auch verstärkt auftretenden Schädlingen – standhalten. Die heimischen Baumarten bleiben dabei weiterhin die tragende Basis eines klimagerechten Waldbaus. Hier wird es allerdings eine Verschiebung in der Baumartenzusammensetzung geben.

„Wir müssen auf bewährte Baumarten setzen wie Tanne, Eiche, Douglasie, Buche – aber auch auf seltenere, bisher nur in geringerem Umfang gepflanzte Baumarten wie Elsbeere, Flatterulme, Esskastanie, Kirsche, Eibe, Feldahorn, Sommer-/Winterlinde. Wir werden zu einer größeren Vielfalt im Wald kommen, da gerade die Mischung bei einer unsicheren Zukunft die beste Risikoabsicherung ist. Nach Möglichkeit streben wir mindestens 4 verschiedene Baumarten auf einer Fläche an“, so der Sprecher weiter. Ziel der Klimawald-Kulturen ist es, dass die neue Baumartenzusammensetzung deutlich klimatoleranter ist als die bisherige. Fichten und Kiefern werden in Bayerns Zukunftswäldern langfristig deutlich weniger Anteile haben als heute.

Vorsichtig sind die Staatsforsten beim Ausbringen nicht heimischer Baumarten. „Gastbaumarten aus den warm-trockenen Klimazonen, die es auch in Bayern verstärkt geben wird, sind eine Option, müssen aber zunächst in wissenschaftlich begleiteten Praxisanbauversuchen genau getestet werden. Es dauert zehn bis zwanzig Jahre, bis wir entscheiden können, ob und wo neue Baumarten wie Atlaszeder, Libanonzeder oder Baumhasel in nennenswerten Stückzahlen ausgebracht werden könnten“, so der Sprecher.

Klimawandel gezielt begegnen: Die richtigen Baumarten für die jeweilige Region
Der Klimawandel wirkt sich in Bayern regional unterschiedlich aus. Schon heute zeigt sich, dass die Anzahl der Tage mit einer eingeschränkten Wasserversorgung für die Wälder nördlich der Donau stärker angestiegen ist als südlich der Donau. Trotz der Erwartung, dass es im Allgemeinen wärmer wird, muss weiterhin mit kalten Wintern und Spätfrösten gerechnet werden. Das gilt insbesondere für einige Regionen in Südbayern. Dies muss bei der Baumartenwahl berücksichtigt werden.

Nordbayern: Borkenkäfer-Schadflächen im Frankenwald und Trockenschäden an Buchen und Kiefern in ganz Franken
Besonders hart durch Trockenheit, Hitze und Borkenkäfer getroffen hat es in den letzten beiden Jahren den Frankenwald sowie Teile Ober-, Unter- und Mittelfrankens. Um die Schadflächen im Frankenwald aufzuforsten und die dort schwer geschädigten Fichtenbestände umzubauen, wurde hier neben vielen anderen Baumarten ein Schwerpunkt auf Eichen und Tannen gesetzt. Beide Baumarten können durch ihr tiefes Wurzelwerk Feuchtigkeit aus unteren Bodenschichten erschließen.  

Auch in anderen fränkischen Landesteilen – bspw. im Spessart, der Fränkischen Platte sowie in den Staatswaldgebieten um Forchheim und Pegnitz – haben Trockenheit und Hitze zu Schäden an Fichten, Kiefern und auch Buchen geführt. Neben der Eiche, Tanne und Douglasie werden hier auch seltene heimische Baumarten wie Elsbeere, Kirsche und Edelkastanie Teil der neuen Klimawald-Kulturen sein.  

Südbayern: Schneebruch-Schäden in Berchtesgaden und Schäden des Sturms Sabine im Allgäu
In Südbayern wurden die Staatswälder rund um den Forstbetrieb Berchtesgaden am stärksten durch die zusätzlichen Klimawald-Kulturen unterstützt. Auf einer Fläche von insgesamt knapp 30 Hektar haben die Forstwirtinnen und Forstwirte der Bayerischen Staatsforsten in den vergangenen Wochen vor allem Tanne, Buche und Eibe gepflanzt, um den durch einen Wintersturm 2019 geschädigten Bergwäldern zu helfen. Aber auch in den anderen Gebirgsforstbetrieben sowie in den Wäldern rund um München werden Tannen, Buchen, Eichen und seltene, trockenheitstolerante Edellaubhölzer wie Ulme, Sommer- und Winterlinde verstärkt in den Boden eingebracht, um einen stabilen und leistungsfähigen Klimawald zu begründen. In den alpinen Regionen müssen die Försterinnen und Förster noch stärker als in Franken darauf achten, dass es trotz des Klimawandels immer wieder strenge Fröste geben kann. Die klimatoleranten Baumarten müssen auch das aushalten können.

Im durch den Februarsturm Sabine 2020 schwer getroffenen Forstbetrieb Sonthofen im Allgäu spielen neben den genannten Bäumen zudem auch die Douglasie sowie Eiche und Kirsche eine wichtige Rolle.