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Klimawandel bedroht Wälder in Bayern

  • Trotz Jahrhundertsommer Borkenkäfer in Bayern im Griff
  • Aufsichtsrat beschließt: keine Gewinnausschüttung – starkes Signal für Nachhaltigkeit im Wald
  • Klimawandel-Vorsorge: Staatsforsten investieren in Mischwälder

Regensburg/München, 18.10.2018 – Stürme, Hitze, Trockenheit und Käfer: Das Geschäftsjahr 2018 (1.7.2017-30.6.2018) der Bayerischen Staatsforsten war geprägt von widrigen Umständen, die nicht nur dem Wald zugesetzt haben, sondern auch den Förstern große Sorgen bereiten. Den Bayerischen Staatsforsten als größtem Waldbesitzer Bayerns ist es mit einem personellen und finanziellen Kraftakt vorerst gelungen, eine Massenvermehrung des Borkenkäfers im Staatswald zu verhindern. Der Aufsichtsrat der Bayerischen Staatsforsten hat gestern entschieden, in diesem Jahr auf eine Ausschüttung zu verzichten. Dies ist ein starkes Signal für die Nachhaltigkeit im Wald.

Die Bayerischen Staatsforsten haben auf ihrer Bilanzpressekonferenz in München für das Geschäftsjahr 2018 ein durchwachsenes Resümee gezogen. Das Geschäftsjahr war geprägt vom Kampf gegen den Borkenkäfer. Das trocken-heiße Wetter im Frühjahr und Sommer hat dem Waldschädling Nr. 1 in die Karten gespielt und zur weiteren Ausbreitung des Borkenkäfers geführt. Mit dem enormen Aufwand von allein 200.000 Suchstunden in 1.000 Suchbezirken sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatsforsten dem Käfer zu Leibe gerückt – vorerst mit Erfolg.

Zum Einsatz kam die von den Bayerischen Staatsforsten entwickelte und in dieser Ausprägung europaweit einmalige Borkenkäfer-App. Mit ihrer Hilfe hat das Waldunternehmen inzwischen eine so hohe Prozess-Geschwindigkeit erreicht, dass zwischen dem Entdecken eines befallenen Baumes und dem Abtransport aus dem Wald oft nur wenige Tage liegen.

Die Kosten der Borkenkäferbekämpfung belaufen sich im Geschäftsjahr auf 8,7 Mio. Euro und sind im Kampf gegen den Borkenkäfer gut investiertes Geld. Denn die Bedrohung durch den Klimawandel und in dessen Folge durch potenzielle Massenvermehrungen des heimischen Borkenkäfers und des neuen Nordischen Fichtenborkenkäfers sind eine existenzielle Bedrohung unserer heimischen Wälder. Dieser Bedrohung treten die Bayerischen Staatsforsten entschieden entgegen, um die Existenz des Waldes und des Landschaftsbilds in Bayern sowie den Erhalt von volkswirtschaftlichen Werten in Milliarden-Höhe sicherzustellen. Waldschutz ist in dieser Situation Heimatschutz und damit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Handy-App zur Käfersuche

Von großer Hilfe bei der Käferbekämpfung ist die von den Staatsforsten entwickelte App, mit der es möglich ist, befallene Bäume in Echtzeit auf digitalen Karten einzutragen. Diese App ist flächendeckend im Einsatz. Sie vernetzt Sucher, Waldarbeiter, Holzernteunternehmen und Speditionen. Zusätzlich erlauben die so erhobenen Daten ein exaktes Monitoring des Borkenkäfergeschehens im Staatswald.

Nasslager als Puffer

Die Bayerischen Staatsforsten haben mit der Einlagerung von Käferholz in sogenannten Nasslagern forstliches Neuland betreten. Holz, das nicht schnell genug zu einem akzeptablen Preis vermarktet werden kann, wird in Nasslagern zwischengelagert. Dort wird es permanent bewässert, die Qualität des Holzes bleibt durch den Ausschluss von Sauerstoff erhalten. Über ganz Bayern verteilt gibt es inzwischen ein Netz von Nasslagern mit einer Kapazität von 1,3 Mio. Kubikmetern. Ziel sind 2 Mio. Kubikmeter im Jahr 2020. Dass die Bayerischen Staatsforsten damit die richtige Strategie gewählt haben, zeigt auch die Tatsache, dass andere Bundesländer, aber auch die Staatsforsten in Tschechien und Österreich mit dem Aufbau von Nasslagerkapazitäten beginnen.

Waldumbau: Aktive Risikovorsorge

Die Bayerischen Staatsforsten betreiben seit vielen Jahren und mit hohem Aufwand den Umbau von sogenannten Nadelholzreinbeständen in gemischte und strukturreiche Mischwälder, die den veränderten Klimabedingungen standhalten. Bis 2030 wird der erste große Schritt hin zu diesem Waldwechsel fertig sein. Auf knapp 80.000 ha ehemaligen Reinbeständen ist der Waldwechsel heute schon erreicht, gut 90.000 ha stehen noch aus. Pro Jahr kommen zu zwei Dritteln durch natürliche Verjüngung und zu einem Drittel durch Pflanzung 7.000 ha klimafitte Mischwälder hinzu, so dass in den kommenden 12 Jahren das Ziel erreicht wird.

Holzimporte belasten bayerischen Markt

Die Folgen der Kalamitäten sind auch auf dem Holzmarkt zu spüren. Zwar haben die Staatsforsten die Käferproblematik im Griff, jedoch ist dies in den angrenzenden Bundesländern bzw. im benachbarten europäischen Ausland leider nicht der Fall. So ist beispielsweise in Tschechien die Käferproblematik außer Kontrolle geraten. Die dortige Entwaldung ganzer Landstriche durch den Borkenkäfer hat nicht nur gravierende Folgen für die Natur, sondern hinterlässt deutliche Spuren auf dem Holzmarkt, auch im benachbarten Bayern. Allein in Tschechien wird derzeit mit einem Schadaufkommen von rund 20 Mio. Kubikmeter gerechnet. Dazu kommt ein Schadholzaufkommen in Österreich von bis zu 5 Mio. Kubikmeter. Aus Mittel- und Westdeutschland sind allein durch den Januarsturm „Friederike“ ca. 15 Mio. Kubikmeter Schadholz und dazu nochmals mindestens halb so viel Käferholz zu erwarten. Und dieses Schadholz fließt auch nach Bayern.

Um die Preise etwas zu stabilisieren, haben die Bayerischen Staatsforsten den Holzeinschlag von 4,96 Mio. Kubikmeter im Geschäftsjahr 2017 auf 4,79 Mio. Kubikmeter im vergangenen Geschäftsjahr deutlich reduziert. Und mit 4,26 Mio. Kubikmeter (2017: 4,66 Mio. Kubikmeter) auch deutlich weniger Holz abgesetzt. Auch das neue Geschäftsjahr ist geprägt von einer sinnvollen Zurückhaltung am Holzmarkt. Bereits in der Jahresplanung 2019 wurde der Einschlag im ersten Quartal um 250.000 fm zurückgenommen. Im Herbst wird der Frischholzeinschlag im Nadelholz entsprechend der Marktlage weiter deutlich reduziert werden. Im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2019 wird geprüft, ob der Frischholzeinschlag entsprechend der Marktlage noch weiter zurückgenommen wird. Bis Anfang Oktober wurde ausschließlich Borkenkäferholz aufgearbeitet. Trotz des schwierigen Marktumfelds konnten die Staatsforsten einen durchschnittlichen Preis auf dem Niveau des Vorjahres von 78 € pro Kubikmeter erzielen. Bei einem Gesamtumsatz von 371,9 Mio. Euro (2017: 402,4 Mio. Euro) wurde ein gutes Ergebnis mit einem erwirtschafteten Gewinn von 53 Mio. Euro erzielt – ein großer Erfolg für das Waldunternehmen in schwierigen Zeiten! Unter Berücksichtigung der hohen Pensionsrückstellungen würde sich ein ausschüttungsfähiger Gewinn von gut 20 Mio. € ergeben.

Neumeyer und Neft: „Wir begrüßen es sehr als ein Zeichen echter Nachhaltigkeit, dass der Aufsichtsrat der Bayerischen Staatsforsten gestern entschieden hat, auf eine Ausschüttung des Gewinns zu verzichten. Dies ist zum einen ökonomisch richtig, weil den Staatsforsten damit für die kommenden beiden schwierigen Jahre zusätzliche Liquidität verbleibt. Dies ist aber auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit im Wald richtig, weil damit in schwierigen Zeiten kein Druck auf Holzeinschlag, Umsatz und Gewinn vom Eigentümer ausgeht. Wir bedanken uns bei der Aufsichtsratsvorsitzenden, Frau Staatsministerin Kaniber, für diese weitsichtige Entscheidung.“