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Besondere Bäume im Forstbetrieb Sonthofen: Die Linde

27.11.2019, Kempten – „Der Forstbetrieb Sonthofen hat den schönsten Baum der Kürnach!“…findet Förster Johann-Elmar Mayr, wenn er auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz im Staatswald an der imposanten Winterlinde in Oberkürnach vorbeifährt. Von Wiggensbach kommend, markiert sie die Einmündung der Gemeindeverbindungsstraße in die Staatsstraße durchs Kürnachtal. Die Linde baut sich hier förmlich inmitten der kleinen Ortschaft Oberkürnach im Forsthof des Forstbetriebes Sonthofen auf. 

Wie lange dieser markante Baum schon an diesem kleinen Verkehrsknotenpunkt steht, weiß niemand. Sind es 150 oder 250 Jahre oder noch mehr? „Vielleicht stammt sie aus dem Jahr 1871 und wurde anlässlich der Gründung des deutschen Kaiserreiches gepflanzt“, spekuliert Förster Mayr. Dann wäre sie sozusagen gerade dem Jugendalter entwachsen, denn Linden gehören in Deutschland zu den Baumarten, die das höchste Alter erreichen. Nochmal der Staatswald-Förster: „300 Jahre kommen sie, 300 Jahre stehen sie und 300 Jahre vergehen sie, sagt der Volksmund.“

Sie dienten früher in den Ortschaften häufig als Versammlungsort, wo Menschen tanzten, aber auch Gerichte tagten. Wirtschaftliche Bedeutung erlangten sie als Lieferant von Lindenblütentee und Bindebast und als Holz für Schnitzereien. Leider werden diese Produkte in der heutigen Zeit billig importiert. Linden haben dadurch an Bedeutung verloren. Nach wie vor ist sie für Bienen eine sehr ergiebige Nahrungsquelle und für Insekten allgemein ein wahres Paradies! „Aber warum fehlen dann diese stattlichen Bäume heutzutage?“, fragt sich Revierleiter Mayr und liefert auch gleich eine mögliche Erklärung: „Unsere Gesellschaft gilt als besonders reinlich. Insbesondere stattliche, altehrwürdige Bäume werfen Äste, Blüten und Blätter ab. Das Saubermachen von Plätzen und Dachrinnen kostet Zeit und die ist heute Mangelware. Der klebrige Zuckersaft von Insekten schlägt sich zu allem Übel auch noch auf dem wertvollen Autoblech nieder. Deshalb werden Linden gerne beseitigt.“

Nicht so bei der Linde in Oberkürnach! Abgesehen davon, dass speziell ausgebildete Baumpfleger in den vergangenen Jahren bereits zweimal den Baum kontrolliert und trockene Äste entfernt haben, wächst der Baum absolut frei. „Er steht da wie zu Urgroßelternzeiten mit seiner vitalen Krone – 28 Meter hoch, 540 Zentimeter Umfang, an der dicksten Stelle misst er gut zwei Meter“, freut sich Förster Mayr.

In der rissigen Borke haben sich Tüpfelfarne, zahlreiche Moos- und noch mehr Flechtenarten angesiedelt, sogar Miniaturfichten und eine Heckenkirsche finden sich in feuchten Astkehlen.

„Der Baum ist ein Schmuckstück und eine Rarität. Er verdient unseren Schutz! Von uns aus könnte die Naturschutzbehörde am Landratsamt ihn gerne zum Naturdenkmal erklären“, denkt Förster Mayr in die Zukunft.