Bilche im Fichtelgebirgswald
Gartenschläferprojekt von Bund Naturschutz, Naturpark Fichtelgebirge und Bayerischen Staatsforsten geht in die nächste Runde
Tröstau, 19. März 2024 – Försterin Katharina Bäcker von den Bayerischen Staatsforsten und Ranger Nico Daume vom Naturpark Fichtelgebirge haben in den vergangenen Tagen rund um die Kösseine die ersten von insgesamt 60 Nisthöhlen für Gartenschläfer im Fichtelgebirgswald angebracht. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“, eine Kooperation u.a. zwischen dem Bund Naturschutz, dem Naturpark Fichtelgebirge und den Bayerischen Staatsforsten, geht damit in die nächste Runde. Schon seit vielen Jahren wird hier sowie im benachbarten Frankenwald das Leben dieser Bilch-Art intensiv erforscht.
Der Gartenschläfer, ein ca. 15 cm langer Bilch mit einer schwarzen „Zorro-Maske“, ist nahe verwandt mit Siebenschläfer und Haselmaus. Er lebt nachtaktiv und verbringt die kalte Jahreszeit bis ca. April in Felshöhlen, in die er sich zum Winterschlaf zurückzieht. In der wärmeren Jahreshälfte hält er sich am liebsten in totholzreichen, naturnahen Wäldern auf, mit Baumhöhlen, reichlich Beerkraut am Boden und Felsen, zwischen denen er sich verstecken kann. "Steinreich und ein bisschen durcheinander", so beschreibt Katharina Bäcker den optimalen Lebensraum der Bilche. Diese Situation finden die Schlafmäuse im Fichtelgebirge mit seinen naturnahen Wäldern und Felspartien noch häufig. Deshalb gilt die Region auch als sogenannter „Hotspot“, als wichtiger Verbreitungsschwerpunkt der Gartenschläfer. Deutschlandweit betrachtet ist die Art in den letzten Jahren stark zurückgegangen und steht auf der "Roten Liste 2", einer Warnstufe für vom Aussterben bedrohte Arten. Veränderungen im Lebensraum, Pestizideinsatz und der Klimawandel machen den an kühles Klima angepassten Bilch zu schaffen. „Mit den Nisthöhlen möchten wir den Tieren Unterschlupf bieten und ihnen helfen, ihre Populationen zu stabilisieren“, erklärt Försterin Katharina Bäcker. „Gleichzeitig erfahren wir so, wo sich die Gartenschläfer am liebsten aufhalten. Diese Informationen helfen uns, die Tiere noch besser zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten.“
Die Nisthöhlen aus Holz ähneln auf dem ersten Blick normalen Vogelnistkästen, haben aber im Gegensatz zu diesen kein Einflugloch vorne. Vielmehr krabbeln die Gartenschläfer am Stamm hoch und zwängen sich von hinten durch eine Öffnung in den Kasten. So sind sie vor Fressfeinden, wie dem Marder oder auch vor brütenden Vögeln sicher, die ihnen sonst im Frühjahr die Nisthöhle wegschnappen könnten. In einer Höhe von ca. zwei Metern werden diese Nisthilfen an Bäumen montiert. „Die Bilche bevorzugen Nisthöhlen mit einem Durchmesser von etwa 10 Zentimetern“, so Ranger Nico Daume. „Wichtig ist, dass die Höhlen trocken und gut gedämmt sind, damit die Tiere darin ungestört ihren Nachwuchs großziehen können.“
Eine wichtige Bitte haben die beiden Bilchspezialisten an alle Waldbesucher: „Bitte stören Sie die Tiere nicht, indem Sie sich an den Kästen zu schaffen machen. Das führt dazu, dass die Kästen verlassen werden und die Tiere eine neue Bleibe suchen müssen. Dabei bleiben dann oft die Gartenschläfer-Babies zurück und sterben.“
Ausdrücklich lobt Nico Daume das Engagement des Forstes zu Gunsten dieser Tierart. „Das Erhalten von Totholz, das behutsame Vorgehen bei der Waldbewirtschaftung, auch das Offenhalten von Felspartien – all das sind wichtige Bausteine um die Gartenschläfer-Population zu erhalten und zu schützen.
Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, Verbindungskorridore zu Populationen in anderen Mittelgebirgen, wie z.B. im Frankenwald und im Steinwald zu identifizieren. „Der Gartenschläfer ist ein wichtiger Teil des Ökosystems“, so Nico Daume. „Mit dem Projekt Spurensuche Gartenschläfer möchten wir dazu beitragen, diese possierlichen Tiere und ihren Lebensraum zu schützen.“