Bodenmais: Girl's Day trotz Schnee und Kälte
April 2024, Kalteck/Forstbetrieb Bodenmais - Nicht einmal 24 Stunden hat es gedauert, dann waren die drei verfügbaren Plätze vergeben. Revierleiterin Franziska Dendl hatte zum Girls´ Day
in ihr Revier eingeladen, um einen Einblick in den Arbeitsalltag einer Försterin bei den Bayerischen Staatsforsten zu geben.
Ungemütlich war es an diesem Donnerstagmorgen, und große Revierteile waren aufgrund des Schnees in den Höhenlagen des Hirschensteins nicht zugänglich. „Ich habe mein Programm etwas angepasst, und wenn wir frieren, brennt in der Diensthütte schon der Holzofen, um im Warmen Brotzeit zu machen,“ so die Revierleiterin. „Außerdem ist eine Försterin nicht nur bei Sonnenschein unterwegs. Manchmal friert man halt auch ein wenig!“
Die drei Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren sind hochmotiviert, den Försterberuf kennen zu lernen und lassen sich von ein paar Schneeflocken nicht abschrecken. Nach einem ersten Blick auf die Forstbetriebskarte, die einen guten Überblick über die Lage der Waldflächen ermöglicht, ging es raus in den Wald. Kernaufgabe im Revieralltag ist es, Bestände für die Holzernte vorzubereiten. Aktiv werden konnten die drei Mädchen, nämlich Zukunftsbäume auswählen und mit roter Farbe Bedränger zum Fällen markieren. Aber auch die Lage von Rückegassen und die Frage, ob man mit einer Maschine den ausgezeichneten Bestand befahren kann, spielen eine Rolle. Als der Blick auf eine abgestorbene Buche fällt, wird allen Teilnehmerinnen klar, wie wichtig der Waldnaturschutz für Artenvielfalt und Diversität ist. Diese Buche wird natürlich nicht entnommen und als Biotopbaum markiert.
Nach der Auszeichenübung stand die Holzaufnahme auf dem Programm. Aufgearbeitetes Holz an der Forststraße muss den jeweiligen Kunden zugeordnet, markiert und auf einer Karte eingezeichnet werden. Dabei stellen sich auch ganz praktische Fragen: Was entsteht aus dem jeweiligen Holz? Wie groß ist der Holzhaufen überhaupt und passt er auf einen Holz-LKW? Warum liegen auch die Fichtengipfel säuberlich auf einen Haufen gerückt neben der Forststraße? Franziska Dendl beantwortet alle Fragen und erklärt, dass aufgrund der Gefahr eines Befalls durch den Borkenkäfers alles Fichtenmaterial (also auch die Gipfel) aus dem Wald geräumt werden müssen. Die Gipfel werden dann zu Hackschnitzeln verarbeitet und leisten so einen Beitrag zur nachhaltigen und regionalen Wärmeerzeugung.
Nach einer Brotzeitpause in der warmen Diensthütte beschäftigen sich die vier Frauen mit der Frage, wie sich Wälder verjüngen und wie sich nach der Holzernte eine neue Waldgeneration einstellt. Im Revier Kalteck verjüngt sich der Wald zum größten Teil natürlich, aber es werden auch Douglasien, Lärchen, Eibe, Flatterulme und einige andere Laubhölzer aktiv gepflanzt. Dass die Kulturen mal mehr, mal weniger gut gelingen, konnten die drei Mädchen mit eigenen Augen sehen, als verschiedene Pflanzungen der letzten Jahre kontrolliert wurden. Dabei konnte Franziska Dendl erklären, welche Ansprüche welche Baumart hat, und was zum Gelingen einer Pflanzung notwendig ist.
Dabei spielt auch die Jagd eine entscheidende Rolle und ist Aufgabe der zuständigen Försterin. Veranschaulicht wurde dieses Thema durch den Besuch einer Wildwiese mit Hochsitz, Kirrplatz und Salzlecke. Diskutiert wurde auch die Frage, warum es einen Abschussplan fürs Rehwild gibt und welchen Einfluss Luchs und Wolf haben. Außerdem konnte Franziska Dendl zeigen, wie Wildverbiss an jungen Bäumen ausschaut und welche Folgen zu hohe Wilddichten für die Baumartenzusammensetzung hätten.
Nach einem kurzen Blick ins Naturwaldreservat endete die Veranstaltung wieder in Achslach. „Für mich war es besonders schön, in einer so kleinen Gruppe mit so interessierten Jugendlichen unterwegs zu sein,“ so Dendl. Auch die spontane Anfrage einer Teilnehmerin nach einem Praktikumsplatz am Forstbetrieb Bodenmais zeigt, dass dieser Vormittag Lust auf „Mehr“ gemacht hat.