Chinesischer Blauglockenbaum im Lindauer Staatwald entdeckt
19.11.2018, Lindau - Der Chinesische Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa) hat den Wald in der Umgebung von Lindau erreicht. Der für den dortigen Staatswald zuständige Förster Jörg Tarne hat junge Bäume gefunden, die wahrscheinlich aus Naturverjüngung entstanden sind. Eine Quelle könnten Energieholzplantagen in der Nähe sein.
Nicht schlecht staunte Förster Jörg Tarne, als er in seinem Revier die Exoten entdeckt hat. „Ich musste zweimal hinschauen, denn eigentlich kommen diese Bäume in Zentralchina vor“, so Jörg Tarne. „Die Bäume sind zwar erst ca. fünf Jahre alt, aber schon bis zu sechs Meter hoch und stehen in einer Verjüngungsgruppe mit Fichten und Buchen zusammen.“
Der Blauglockenbaum ist eine Baumart, die insbesondere in jungen Jahren sehr schnell wächst. Dazu ist ein mildes Klima notwendig. Dann vermehrt sich diese Baumart schnell. Allerdings vertragen die jungen Bäume keine anhaltenden Fröste. Ohne Fröste kann die natürliche und starke Vermehrung aber zur Verdrängung anderer Baumarten oder Pflanzen führen. Dieser Umstand spricht gegen den Blauglockenbaum.
Für ihn sprechen die reizvolle blaue Blüte sowie die Holzeigenschaften. Trotz des schnellen Wuchses zählt das Holz zu den Harthölzern mit besonderen Eigenschaften. So ist das Holz sehr leicht, harzfrei, verzieht sich bei der Trocknung nicht und ist schwer entflammbar. Im Handel ist das Holz auch unter der Bezeichnung Kiri-Holz zu finden. Kiri-Holz wird gern zum Bootsbau verwendet, da es kaum Wasser aufnimmt.
„Ob diese Baumart bei uns im Wald Chancen hat, wird sich erst noch zeigen“, fasst Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting zusammen. Sein Forstbetrieb erstreckt sich bis zum Bodensee und damit auch zu den jungen Blauglockenbäumen. „Wir werden die Entwicklung genau beobachten und notfalls sofort reagieren. Pflanzen, die aus anderen Ökosystemen stammen, haben Vor- und Nachteile, wenn sie zu uns kommen. Da gilt es hinzuschauen und abzuwägen. Aber mit dem Klimawandel und der Globalisierung werden wir zunehmend mit solchen Neophyten zu tun haben, wie Fachleute die Neuankömmlinge nennen.“