Den Borkenkäfer in die Falle gelockt
21. Juni 2021, Sonthofen – Seit Anfang April werden wieder bayernweit an ca. 130 Standorten Fichtenborkenkäfer in Fallen gefangen. „Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz“, erklärt Sonthofens Forstbetriebsleiter Jann Oetting. „Auch der Forstbetrieb Sonthofen ist an diesem Borkenkäfer–Monitoring beteiligt.“
Bei den Sonthofener Staatsforsten sind im Sulzschneider Wald, Gunzesrieder Tal und im Großen Wald sogenannte Pheromonfallen installiert, um den Schwärmflug von Kupferstecher und Buchdrucker zu erfassen. „Das sind schwarze Fangkästen mit innenliegenden Lockstoffködern“, erläutert Revierförster Rainer Ruf. „Die artspezifischen Pheromone locken in den einen Fallen den etwa 1,5 bis 3 mm kleinen Kupferstecher und in den anderen Fallen den etwa 5 bis 6 mm großen Buchdrucker an.“ In der Natur werden diese Pheromone von den vielen tausend Käfern ausgesendet, die geschwächte, gebrochene oder vom Wind geworfene Fichten befallen und so den Artgenossen den Weg zeigen.
Förster Ruf ist für den Großen Wald zwischen Wertacher Hörnle und Grünten zuständig und leert wie seine Kollegen die Fallen in der Schwärmzeit wöchentlich. Dies ist normalerweise von Anfang April bis Ende September. Bis Anfang Mai lag im Großen Wald aber noch so viel Schnee, dass die Fallenstandorte nicht zugänglich waren. Da die Borkenkäfer überwiegend im Boden überwintern, können sie vor Schneeabgang auch nicht schwärmen. Sie brauchen auch mindestens 16 Grad Lufttemperatur um aktiv zu werden.
„Die Fangergebnisse werden an die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) und die örtlich zuständigen Ämter für Landwirtschaft und Forsten (ÄELF), bei uns in Immenstadt und Kaufbeuren, weitergeleitet. Die LWF wertet die Daten aus und veröffentlicht sie“, beschreibt Forstbetriebsleiter Oetting den Prozess.
Die Abteilung Waldschutz der LWF beschäftigt sich u.a. mit der Diagnose, Früherkennung und Prävention von Forstschädlingen. Zur Einschätzung einer Massenvermehrung der beiden forstlich wichtigen Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher wird seit 2004 in ganz Bayern ein Borkenkäfer Monitoring durchgeführt. Die Bayerischen Staatsforsten unterstützen dieses Projekt neben dem betriebseigenen Monitoring, indem sie Waldflächen, Personal und Informationen zur Verfügung stellen. Die örtlich zuständigen Revierförster erheben die Daten.
„Das erfasste Schwärmverhalten und die Gefährdungseinschätzung liefern uns Förstern und den Waldbesitzern wertvolle Informationen im Jahresverlauf“ erklärt Rainer Ruf. „Wir wissen dann, wann eine intensive Borkenkäferkontrolle und gezielte Bekämpfung durchzuführen ist.“ Interessierte Waldbesitzer können sich unter www.borkenkaefer.org informieren.
Bis Pfingsten waren die Fangzahlen an Borkenkäfern im Großen Wald aufgrund der kühlen Witterung sehr gering. Seit Anfang Juni fliegen die Borkenkäfer an den warmen Tagen intensiv. „Solch hohe Fangzahlen hatten wir in den letzten Jahren hier kaum. Durch die vielen Windwürfe im vergangenen Jahr hat sich der Grundbestand an Borkenkäfern trotz intensiver Aufarbeitung wohl deutlich erhöht“ erläutert Förster Ruf. Das bedeutet für diesen Sommer wachsam bleiben und die Waldbestände regelmäßig auf Käferbefall kontrollieren. Zum Glück gab es im vergangenen Winter sehr wenig Windwurf und Schneebruch, so dass kaum Brutmaterial für die Käfer vorhanden ist. Trotzdem zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre, dass nach Windwurfjahren mit verstärktem Stehendbefall durch Borkenkäfer an der Fichte gerechnet werden muss. Um eine Massenvermehrung zu vermeiden, muss dann rasch gehandelt werden. Befallene Bäume müssen dazu zeitnah gefällt und aus dem Wald transportiert werden.