Den Wirlinger Wald entdecken
10.05.2019, Kempten – „Besonders groß ist er nicht, der Wirlinger Wald. Der Staatswaldanteil beträgt knappe 600 Hektar. Das ist nur knapp ein Drittel meines Reviers. Aber hier gilt: klein und fein!“, findet Revierleiter Markus König, der den Wirlinger Wald pflegt und stolz auf ihn ist. Deshalb empfiehlt er ihn auch für einen Waldspaziergang: Das Waldgebiet bei Buchenberg ist sehr gut erschlossen. Fast alle Wege stellen keinen großen Anspruch an die Geländegängigkeit der Besucher. Er ist ideal für Familienwanderungen - auch mit Kinderwagen.
Gleich am Waldeingang, vom Ort Bechen kommend, befindet sich ein großzügiger Parkplatz. Er wurde 2018 erweitert, um ausreichend Stellplätze zu bieten. Eine Schautafel empfängt die Besucher und erklärt verschiedene Wanderroutenvorschläge. Hier beginnt der Bodenlehrpfad von 1,6 km Länge. Er verläuft auf den Endmoränen des Illergletschers. An zehn verschiedenen, schön gestalteten Stationen lernen Interessierte verschiedene Themen kennen. Beispielsweise über Gesteine, Böden und deren Entstehung oder unsere sensiblen Moore. Teilweise können sogar verschiedene Versuche zum jeweiligen Thema durchgeführt werden. Staatswald-Revierleiter Markus König: „Hier kann fühlbar Verständnis dafür entstehen, welch ein empfindliches Gebilde die verschiedenen Böden darstellen. Sie sind es wert, dass wir, egal ob in Land- oder Forstwirtschaft, behutsam mit ihnen umgehen.“
Wandert man auf dem Hauptweg „Wirlinger Waldstrasse“ weiter nach Westen, gelangt man nach einem knappen Kilometer zur nach ihrem Erbauer genannten „Heinrich Bickel Hütte“. Ursprünglich als Lagerraum genutzt, wurde sie vor einigen Jahren durch eine neue Hütte ersetzt. Diese hat nun die Funktion eines kleinen Informationszentrums und beherbergt mehrere Schautafeln zu Themen wie Waldbäume, Klimawandel, das Nachhaltigkeitsprinzip in der Forstwirtschaft sowie den Nutzen von Totholz für die unterschiedlichste Flora und Fauna.
Vor verschiedenen Bäumen rund um die Hütte sind Klapptafeln angebracht, die durch einen kleinen Hinweis auf die jeweilige Baumart schließen lassen. Wer sich nicht sicher ist, kann die Tafeln aufklappen und nachschauen, ob seine Ansprache richtig war. Vor allem Schulklassen finden das toll. Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting sagt dazu: „Ein Baum, den man zu allen Jahreszeiten in seinen verschiedenen Erscheinungsformen draußen sehen und auch begreifen kann, bleibt besser im Gedächtnis, als eine noch so naturgetreue Darstellung in einem Lehrbuch.“ Vor der Hütte laden eine Bank unter einer Kastanie zum Verweilen oder Brotzeitmachen ein. Bei schlechtem Wetter bietet die kleine Hütte Gelegenheit zu trockener Rast.
Wandert man nun von der Bickelhütte weiter nach Südosten, so führt der Weg direkt zum Rohrbachtobel. Nochmal Sonthofens Forstbetriebsleiter Jann Oetting: „Der Tobel ist bereits seit 1959 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und damit eines unserer ältesten Naturschutzgebiete.“ Der Weg durch dieses Naturschutzgebiet beginnt direkt an der Unterstandhütte in der Waldabteilung „Spießeck“. Dort kann man sich an einer weiteren Schautafel über die Besonderheiten der speziellen Tier– und Pflanzenwelten informieren. „Stellvertretend für die seltene Flora finde ich hier die Eibe, den Frauenschuh oder auch den Türkenbund. Bei der Fauna den Alpensalamander, den Eisvogel und die Wasseramsel, um nur einige zu nennen“, zählt Förster Markus König auf. Er warnt aber auch: „Dieser Steig nur etwas für etwas geübte Wanderer mit entsprechendem Schuhwerk und Erfahrung im Gelände. Bei Nässe ist hier Vorsicht geboten, denn die Gefahr des Ausrutschens ist dann besonders groß.“ Auch kommt es durchaus vor, dass nach Starkregen Ausspülungen oder Rutschungen entstanden sind.
Aber egal bei welchem Wetter man durch das Tobel wandert, es lohnt sich. „Man taucht in eine ganz besondere, urwüchsige Landschaft ein. Durch ihre Ursprünglichkeit mit ihren alten Baumriesen zieht sie jeden Naturfreund in ihren Bann. Nicht zuletzt wegen eines kleinen Wasserfalls, fast am Ende des Weges. In seiner Hufeisenform dürfte er einmalig sein“, preist Revierleiter Markus König sein Kleinod an und ergänzt: „Man sieht, es ist im Wirlinger Wald für jeden, der sich gerne in der Natur aufhält, etwas geboten und es heiß nicht umsonst `Herzlich willkommen bei den Bayerischen Staatsforsten`“