Die richtige Mischung
Dass Waldbau sehr spannend sein kann war für die Teilnehmer einer Führung durch den Geiselbacher Forst im Spessart eine schöne Erfahrung. Ganz sicher lag das auch an Revierleiter Rudi Schlenke, dem man an jeder Station der Exkursion seine Begeisterung für den Wald im Spessart anmerken konnte. Eine Begeisterung, die seit über 20 Jahren anhält. So lange bewirtschaftet Schlenke sein 1700 Hektar großes Revier „Schöllkrippen“ bereit.
Die wesentlichen Ziele seiner Arbeit sind damals wie heute die gleichen: In einem buchendominierten Wuchsgebiet klimatolerante Mischwälder schaffen. Dazu muss er waldbaulich eingreifen, Buchen entfernen und durch Lichteinfall das Wachstum anderer Bäume steuern. Im Idealfall kann er so günstige Wachstumsvoraussetzungen für die Naturverjüngung anderer Baumarten wie Kiefer oder Lärche schaffen. Wichtiger Bestandteil des Waldbaus, erklärt Forstbetriebsleiter Rudi Zwicknagl, ist die Jagd. „Nur mit waldangepassten Wildbeständen können ausreichend junge Bäume hochkommen“. Wichtig ist insbesondere auch die intensive Bejagung des Schwarzwildes um die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen möglichst vor Schäden zu bewahren. Auf den knapp 400 ha des Geiselbacher Forstes konnten im vergangenen Jagdjahr 36 Sauen erlegt werden, also knapp 10 Sauen pro 100 ha. Ein hervorragendes Ergebnis.
Und ebenso wichtig ist der Naturschutz. „Wir haben hier viele Biotopbäume“, erklärte Schlenke den Führungsgästen. Das sind Bäume, in denen zum Beispiel Spechte eine Höhle gebaut haben. „Diese Bäume werden markiert und vor dem Fällen geschützt. Denn der Naturschutz ist fester Bestandteil der Forstwirtschaft im Spessart“. Genauso wichtig ist das Totzholz. Das sind abgestorbene Bäume oder Holzreste, die bewusst im Wald belassen werden und Lebensraum für viele Arten sind.
Klar ist aber auch, dass Wälder im Spessart Holzlieferant sind. Der ökologische und nachwachsende Rohstoff ist begehrt. 118.000 Kubikmeter hat der Forstbetrieb Heigenbrücken, zu dem Schlenkes Revier gehört, im vergangenen Geschäftsjahr nachhaltig geerntet. „Nicht mehr Holz entnehmen als nachwächst“, das ist die Grundregel der Forstwirtschaft. Und so wird es auch bleiben, auch wenn die Nachfrage ständig wächst.
Am Ende der Führung waren sich alle einig: Zweieinhalb Stunden waren viel zu wenig für ein so spannendes Thema. Deshalb wird es eine weitere Führung geben, im Mai 2015.