Ein Christbaum aus dem Staatswald - Nachhaltiger als im Baumarkt
18. Dezember 2021 Allersberg - Rund 29 Millionen Weihnachtsbäume stehen in diesem Jahr in deutschen Haushalten. Dabei bildet die Nordmanntanne mit fast 80% Marktanteil den absoluten Spitzenreiter. Noch bis in die 50er und 60er Jahre hinein galt die Fichte als der Deutschen liebster Christbaum, bis sie in den 70er Jahren von der Blaufichte und zu Beginn der 80er Jahre durch die bis heute beliebte Nordmanntanne abgelöst wurde.
Am größten ist die Nachfrage nach Christbäumen an Straßenverkäufen, in Gartencentern und in Baumärkten. Leider kommen die dort verkauften Christbäume nicht selten aus riesigen Plantagen, sind mit verschiedensten Pestiziden und Herbiziden belastet und werden über weite Strecken transportiert, sodass sie zum Weihnachtsfest schon seit Wochen nicht mehr frisch sind.
Erfreulicherweise gibt es aber anscheinend ein Umdenken. Vielleicht gerade durch die Corona-Pandemie haben die Menschen das „Baumselberschlagen“, sei es beim regionalen Weihnachtsbaum-Erzeugenden oder im nahegelegenen Forstrevier (wieder) für sich entdeckt. So auch die Teilnehmenden des alljährlichen Christbaumschlagens im sogenannten „Kessel“, einem größeren Staatswaldkomplex zwischen Leerstetten und Sperberslohe. Organisiert wird es von der Ortsgruppe Schwanstetten des Bund Naturschutzes in Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Allersberg der Bayerischen Staatsforsten. Der zuständige Revierförster Hubert Riedel begleitet das Christbaumschlagen bereits seit vielen Jahren, doch auch in diesem Jahr muss er wie bereits 2020 in seiner Ansprache auf ein strenges Corona-Hygienekonzept hinweisen. Coronabedingt konnte leider auch heuer der gemütliche Teil im Anschluss mit Stockbrot für die Kinder und Glühwein für die Erwachsenen nicht stattfinden. Unterstützt wird er dabei nun schon zum dritten Mal von seinem Chef, dem Forstbetriebsleiter Harald Schiller, sowie zum ersten Mal von Andreas Dutz einem Studierenden im Praxissemester.
Die Bäume im „Kessel“ kommen aus keiner Plantage, sie mussten noch nicht einmal gepflanzt werden, sondern sie stammen alle aus Naturverjüngung. Nach einem Sturm haben sich die Fichten und Kiefern dort selbst angesamt. Im Prinzip ist das was die Christbaumsuchenden mit ihren Sägen und Äxten machen nichts anderes als eine Durchforstung, nur ohne Maschinen, aber dafür mit umso mehr Spaß. Diese „Weihnachtsdurchforstung“ hilft dem Wald auch gleichzeitig. Dadurch, dass ausschließlich Nadelbäume entnommen werden, haben Laubbäume eine Chance sich gegen die sonst übermächtige Fichtenkonkurrenz durchzusetzen und sich am hoffentlich klimastabileren Wald der Zukunft zu beteiligen.
Die Veranstaltenden wagen sich in diesem Jahr an ein Experiment heran. Die Bäume werden nicht wie bisher in herkömmlichen Kunststoffnetzen verpackt, sondern in Netzen aus 100% Baumwolle, voll kompostierbar. Das Baumwollgarn wird dabei nach dem Spinnen hydrophobiert, d.h. es wird dadurch wasserabweisend. Das so gewonnene Garn ist sogar durch Öko-Tex® Standard 1000 zertifiziert. Das Christbaumselberschlagen im Staatswald bei Schwanstetten ist also nicht nur regional und biologisch, sondern nun auch ohne unnötigen Plastikmüll beim Christbaumauspacken zu Hause.