Exkursion zu Holzbaufirma und Musterwald ergab wertvolle Einblicke
24. Oktober 2023, Ortenburg/Landkreis Passau - Bauen mit Holz kommt an. Den klimaneutralen heimischen Rohstoff noch stärker in den Fokus zu rücken und zugleich den Wald fit für den Klimawandel zu machen, waren wichtige Themen der diesjährigen Deutschen Waldtage, die das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Passau in Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten (BaySF), C.A.R.M.E.N. e.V. und dem Bayerischen Forstverein organisiert hat. In diesem Zusammenhang fand eine Exkursion zum Unternehmen Sonnleitner Holzbauwerke in Ortenburg und zum Staatswald bei Bad Griesbach statt.
Wer mit Holz baut, spart CO2
„Wer mit Holz baut, spart CO2 und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, erklärte Stefan Huber, Bereichsleiter Forsten des AELF Passau. Mit der Besichtigung der Sonnleitner Holzbauwerke möchte man einen Einblick geben, welch große Bandbreite an gestalterischen und technischen Möglichkeiten heute im Holzbau durch Innovation, Digitalisierung und Automatisierung besteht. Alexander Schulze, Fachreferent für Bioökonomie bei C.A.R.M.E.N. in Straubing, betonte, dass der Holzbau insbesondere im mehrgeschossigen Wohnungsbau noch die größten Entwicklungspotenziale habe.
Holzbau bringt wesentliche Vorteile gegenüber anderen Bauweisen
Geschäftsführer Gotthard Sonnleitner bestätigte, dass sich der Holzbau in den letzten Jahren intensiv weiterentwickelt hat. Das 1919 als Sägewerk gegründete Familienunternehmen hat sich seit 1970 auf den Holzhausbau spezialisiert und blickt mittlerweile auf mehr als 3.500 realisierte Holzbauprojekte zurück. Daher weiß er: „Holzbau weist wesentliche Vorteile gegenüber anderen Bauweisen auf, wie z. B. ein gesünderes und angenehmeres Raumklima durch die positiven Eigenschaften von Holz als natürlicher und unbehandelter Baustoff.“ Durch modernste Bearbeitungsverfahren eröffne dieser Baustoff außerdem ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten für individuelle Designwünsche außen wie innen und das alles bei gleichzeitig hoher Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Zu den Kunden Sonnleitners zählen Bauherren aus Deutschland, Österreich, Italien, Luxemburg und der Schweiz. „Durch maximale Vorfertigung im Afhamer Werk ist es möglich, ein normales Wohnhaus auf der Baustelle bereits am dritten Tag regendicht fertigzustellen“, informierte Klaus Wagner, Teamleiter Vertrieb während der Werksführung. Das Unternehmen produziere im Schnitt zwei Häuser pro Woche und sei für hochwertigen, individuellen Holzbau mit einem sehr hohen Massivholzanteil bekannt.
Ortenburger Unternehmen ist neben Wohnhausbau auch im Objektbau tätig
Im angegliederten Musterhauspark konnten die Besucher ein neu konzipiertes Musterhaus besichtigen, das im Innenausbau mit Möbeln aus der unternehmenseigenen Manufaktur ausgestattet wurde. „In unserer Schreinerei planen und fertigen wir maßgefertigte Holzmöbel, individuelle Interieur-Lösungen sowie Fenster und Wintergärten“, erläuterte Sonnleitner. Neben Wohnhäusern sei man auch im komplexen Objektbau aktiv. Zur Realisierung von größeren Holzbauprojekten habe man jetzt mit einer neu entwickelten Modulbauweise begonnen.
Waldumbau zur weiteren Nutzung von heimischem Holz wichtig
In Zeiten des Klimawandels steht eine nachhaltige Forstwirtschaft vor der Herausforderung, geeignete Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen, um die Klimaschutzpotenziale der heimischen Wälder über die Nutzung von heimischem Holz weiter erschließen zu können. Vor der Werksbesichtigung führte Gudula Lermer, Leiterin des BaySF-Forstbetriebs Neureichenau, die über vierzig Teilnehmer durch den Staatswald in Steinkart bei Bad Griesbach. „Dieses 800 Hektar große Waldgebiet ist ein Musterbeispiel für den erfolgreichen Waldumbau“, berichtete Lermer, die auch Vorsitzende des Bayerischen Forstvereins ist.
Steinkart ist Musterbeispiel für Waldumbau
Durch Naturverjüngungsmaßnahmen, eine gezielte Jagd und ein effizientes Borkenkäfermanagement konnte dieses ursprünglich fichtendominierte Waldgebiet in einen Mischwald mit hohen Tannenanteilen umgebaut werden. Bei den Pflegemaßnahmen lege man Wert darauf, Eichen, Tannen und andere besondere Baumarten zu fördern. Eine Besonderheit in Steinkart seien die Stieleichen, die hier z.T. autochton in der dritten und vierten Generation wachsen. „Eichenstandorte verlangen eine regelmäßige Waldpflege, sonst kommt nur die Buche“, erklärte Stefan Huber. „Ohne Pflege verbuchen diese Wälder“, so der Bereichsleiter Forsten des AELF Passau.
Der Wald der Zukunft ist gemischt
Auf die Frage eines Teilnehmers, wie der Wald der Zukunft aussehe, antwortete Lermer: „Gemischt, gemischt, gemischt.“ Vielfalt schaffe Vielfalt und bringe Stabilität. Wichtig sei auch bei der Pflanzung eine gute Qualität des Pflanzmaterials und die Auswahl standortangepasster Baumarten. "Für den Waldumbau stellt der Freistaat Bayern verschiedene Förderprogramme zur Verfügung", ergänzte Helmut Ramesberger, Leiter des AELF Passau. Interessierte Waldbesitzer können hierzu bei den zuständigen Revierförstern nähere Informationen erhalten.