Fenster auf im Wald!
30.05.2018, Kempten - Wir Allgäuer lieben die Aussichten in die weite Landschaft. Gerade nach einer längeren Wanderung oder einer Radtour durch den Wald tut ein Fernblick richtig gut. Förster Johann Mayr hat in seinem Staatswaldrevier in der Kürnach in den vergangenen Jahren bildlich gesprochen „die Fenster in seinem Wald aufgemacht“ an besonders schönen Aussichtspunkten. „Wenn ich an einem Sonnentag durch den Wald streife, liegt der Vergleich mit einer Schlossführung gar nicht so fern“, schwärmt Hans Mayr, Revierleiter beim Forstbetrieb Sonthofen. „Im Schloss sind es die Butzenscheiben, die die Schätze um einen herum in ein eigenes Licht tauchen, im Wald gleicht das Kronendach einem riesigen Lichtsieb. Im Schloss wie im Wald wirkt dann ein offenes Fenster befreiend und der Blick geht hinaus in die Welt“, so Mayr weiter. „Natürlich lebt der Staatsforstbetrieb Sonthofen weniger von der schönen Aussicht als vielmehr vom Holzverkauf. Aber wenn sich beides kombinieren lässt, dann umso besser“, freut sich auch Forstbetriebsleiter Jann Oetting. Um zugewachsene Ruhebänke herum sind jetzt Sichtschneisen entstanden, die den Blick freigeben bis zum Säntis im Appenzeller Land in der Schweiz. „Manchmal muss man richtig zielen, wenn man nur eine Wand von dichtem Jungwald vor sich hat, aber die Tannheimer Kletterberge treffen will,“ schmunzelt Förster Mayr und denkt dabei an einen besonders reizvollen Ausblick, den sich der Wald in den vergangenen 30 Jahren vollständig zurückgeholt hatte. Landläufig heißt der Platz nicht umsonst „Schöne Aussicht“. Manche Anblicke sind sozusagen aus einem Dornröschenschlaf erwacht. Wer vom Eschacher Weiher durch den Staatswald nach Unterkürnach radelt, sieht erstmals seit 100 Jahren wieder frei auf den Weiler Unterkürnach mit der ehemaligen Sommerresidenz der Fürstäbte von Kempten und der Marienkapelle. Sichtschneisen im Wald sind übrigens nicht nur bei Waldbesuchern beliebt. Mit dem Licht kommt Wärme auf den Waldboden und das lockt eine Vielzahl von Wildtieren an. Auffällig viele Bussarde hat Förster Mayr hier beobachtet. Klar, denn im tiefen Wald finden sie sonst kaum geeignete Jagdflächen. Die Aussichten auf Beute sind in den Sichtschneisen besonders gut. - Natürlich nur dann, wenn nicht gerade die Ruhebänke von Menschen besetzt sind