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Fledermäuse Willkommen – ehemaliger Bunker wird Unterschlupf für Mopsfledermaus & Co.

Forstbetriebsleiter Christoph Riegert (3.v. li.) mit der Plakette „Fledermaus Willkommen“ und weiteren Beteiligten, wie Fledermausexperte Markus Melber (4.v. li.), Martin Biedermann von der „Stiftung Fledermaus“ (5.v. li.) und Erhard Heinle von der UNB (6.v. li.) vor dem umgestalteten Bunker im Guttenberger Wald, in dem Fledermäuse Zuflucht finden Foto: Ellen Tschernich/BaySF

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Eine Mopsfledermaus im Winterquartier. Foto: Markus Melber

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27. Juni 2024, Arnstein/Würzburg – Im Guttenberger Wald bei Würzburg wurde auf Flächen des Forstbetriebs Arnstein der Bayerischen Staatsforsten in enger Zusammenarbeit zwischen dem Forstbetrieb, dem Fachbüro Chiropterologie Markus Melber (Marktbreit) sowie der „Stiftung Fledermaus“ in den vergangenen zwei Jahren ein ehemals militärisch genutzter Munitionsbunker der US-Army erfolgreich zu einem Fledermauswinterquartier umgebaut.

Ziel der Maßnahme ist vor allem die seltene Mopsfledermaus. Dabei handelt es sich um eine verhältnismäßig kältetolerante Fledermausart. Ihre mopsartig gedrungene Nase erinnert an die bekannte Hunderasse. Sind alle anderen Fledermausarten im Herbst schon längst versteckt in unterirdischen Quartieren im Winterschlaf, so ist sie immer noch oberirdisch und in der Nähe ihrer Sommerquartiere in Spalten an Bäumen unterwegs. Fallen die Temperaturen jedoch in den Minusbereich, dann sucht auch diese überwiegend waldbewohnende Fledermausart unterirdische Bereiche für ihren Winterschlaf auf, wie Burg- und Schlosskeller, Höhlen und Stollen. Bestenfalls liegen solche für sie nutzbaren unterirdischen Quartiere direkt im Wald oder in unmittelbarer Waldnähe.

Die vom Forstbetrieb Arnstein betreuten Wälder, zu denen auch. weite Bereiche des Guttenberger Waldes zählen, haben große Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Seit Jahren engagiert sich der Forstbetrieb deshalb beispielhaft für den Schutz und die Förderung wertvoller Arten und Biotope. Das bundesweite Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“, in dem sich die „Stiftung Fledermaus“ momentan zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Forstpraxis, Wissenschaft und Ehrenamt für die Erhebung und den Erhalt wertvoller Lebensräume speziell dieser Waldfledermausart engagiert, unterstützte daher die gemeinsame Idee, vor Ort ein neues Winterquartier speziell für die Mopsfledermaus zu entwickeln. Bereits 2008 hatte der Forstbetrieb Arnstein einen ehemaligen Bunker als Fledermausquartier mit besonderem Augenmerk auf Fledermausarten mit einem Bedarf nach etwas wärmeren Winterquartieren, wie dem Braunen Langohr, umgerüstet. Mit großem Erfolg, denn dieses erste Quartier wird seit vielen Jahren von mindestens drei Fledermausarten kontinuierlich genutzt.

Bei der jüngsten Maßnahme erfolgte zunächst die Sicherung der Eingangsöffnung des ehemaligen Munitionsbunkers mit einem fledermausgerechten Stahlgittertor. Da Fledermäuse in ihren Winterquartieren Hangplatz- und Versteckmöglichkeiten brauchen, wurde der bislang glatte Innenraum des Betonbunkers im vergangenen Jahr innen ausgestaltet. So konnte im Auftrag des Forstbetriebs Arnstein durch eine lokale Baufirma ein Einflugtunnel mit Spaltenquartieren und verschiede Hangplatzmöglichkeiten aufgemauert werden. An den Wänden wurden zahlreiche Verstecke für die Fledermäuse geschaffen. Ein begleitendes Monitoring durch das Fachbüro Chiropterologie Markus Melber mit akustischer Erfassung, Wildkamera und Temperaturmessungen im Winterhalbjahr 2022/23 ergab bereits wiederholte Erkundungsflüge durch verschiedene Fledermausarten, unter anderem der Mopsfledermaus. Auch ein Braunes Langohr konnte bereits im Bunker gesichtet werden.

Dieses große Engagement im Artenschutz, welches künftig nicht nur der Mopsfledermaus zugutekommen, sondern auch anderen Fledermausarten des Guttenberger Waldes dienen soll, wurde am 27. Juni 2024 mit der Plakette „Fledermäuse Willkommen“ vor Ort ausgezeichnet und gewürdigt. Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber, der somit die Leistungen für den Schutz bedrohter Tierarten würdigt. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat seit dem Projektstart im Jahr 2005 bereits über 2000 Plaketten überreicht, davon allein 377 im Bezirk Unterfranken.

„Wir freuen uns über die Auszeichnung“, sagt Christoph Riegert, Forstbetriebsleiter am Forstbetrieb Arnstein. „Das Fledermausquartier ist ein weiteres Projekt, bei dem wir als Förster gemeinsam mit Naturschutz- und Umweltverbänden Vorhaben für den Artenschutz realisieren. Der am Forstbetrieb gelebte Fledermausschutz ist für uns selbstverständlicher Bestandteil unserer täglichen naturnahen Waldarbeit.“

Die engagierten Fledermausschützer des Guttenberger Waldes sind nun gespannt auf die kommenden Jahre, in denen hoffentlich das hergerichtete Winterquartier im ehemaligen Bunker viel Zuspruch bei den kleinen Flugakrobaten der Nacht findet. Wie schön wäre es in Anbetracht der aktuellen Weltlage, dass Fledermäuse überall in Bunkern ungestört „abhängen“ könnten.