Forstbetrieb Sonthofen stellt Regionales Naturschutzkonzept vor
Sonthofen, 03. August 2015 - Von den Allgäuer Hochalpen bis nach Kempten und vom Bodensee bis nach Füssen, auf rund 18.000 Hektar Wald wird der Naturschutz beim Forstbetrieb Sonthofen groß geschrieben.
Wie Vorstand Reinhardt Neft bei der Vorstellung des regionalen Naturschutzkonzeptes im „Großen Wald“ erklärte, ist es Ziel, die Artenvielfalt im bewirtschafteten Staatsforst über viele kleine und die ganze Fläche verteilte „Naturschutzinseln“ zu sichern und zu verbessern. „Kurz gefasst kann man diesen integrativen Ansatz auch mit den Worten „Schützen und Nutzen auf der gleichen Fläche“ beschreiben“, sagte Neft.
Praktisch umgesetzt werde dies beispielsweise durch den Schutz alter und seltener Waldbestände und dem Erhalt und der Anreicherung von Totholz und Biotopbäumen, die in die regelmäßige Waldbewirtschaftung auf ganzer Fläche integriert werden.
In den besonders wertvollen Flächen, die heute zu den größten Raritäten zählen, werden keine Bäume mehr gefällt, oder die Flächen werden rein nach naturschutzfachlichen Erfordernissen bewirtschaftet. Rund 365 Hektar dieser Flächen wurden im Rahmen des Regionalen Naturschutzkonzeptes im Forstbetrieb Sonthofen kartiert.
Übergeordnetes Ziel der Naturschutzarbeit im Forstbetrieb ist die Erhaltung und Schaffung von naturnahen Bergmischwäldern, wobei die Tanne eine ganz besondere Bedeutung erfährt. Naturnahe Waldwirtschaft zum Erhalt und zur Erzielung gemischter und strukturreicher Wälder steht im Mittelpunkt aller bewirtschafteten Bestände. Dabei wird dem Schutz von besonderen Nischen wie Biotop- und Höhlenbäumen, Kleinstlebensräumen oder Totholz besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Erhöhung des Totholzanteils auf bis zu 40 Kubikmeter pro Hektar und einer Steigerung der Anzahl der Biotopbäume auf bis zu 10 Bäume durchschnittlich pro Hektar ist wesentlicher Teil des Naturschutzkonzeptes.
„Wir richten unsere naturschutzfachliche Arbeit auf die nachhaltige Sicherung gegebenenfalls Wiederherstellung, Entwicklung und Vernetzung der Vielfalt an Lebensräumen und Arten aus“ erklärte Forstbetriebsleiter Karl Kleiter.
Die bereits seit Jahren praktizierte naturnahe Waldbewirtschaftung erhält und schafft vermehrt Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Aus einer sehr artenreichen Tier- und Pflanzenwelt ragt eine Fülle seltener Arten hervor. Eine dieser Arten ist der Schwarzspecht der seine Höhlen in alte Buchen zimmert. Der Schutz dieser Höhlenbäume sichert Lebensraum für viele weitere Vogel-, aber auch Fledermausarten, wie z.B. Hohltaube, Rauhfußkauz, Dohlen, Bechsteinfledermaus oder Großes Mausohr. Und deshalb werden von uns Höhlenbäume von der Nutzung ausgeschlossen und dauerhaft markiert“ erklärte Kleiter.
Einen dieser besonderen Lebensräume stellen die Waldbestände auf Feuchtstandorten dar. Über 1.000 Hektar Moorwälder gibt es im Forstbetrieb. Die Hochlagenmoore besitzen dabei bundesweite Bedeutung, auch als Rückzugsgebiete bedrohter Arten wie den Hochmoor-Gelbling, für den im bayerischen Alpenvorland massive Rückgänge verzeichnet wurden. Die Moorwälder und offenen Flächen bilden wertvolle Vernetzungselemente. Speziell die Übergangsbereiche von offenen Moorbereichen hin zu Moorwäldern besitzen eine ganz besondere Bedeutung für die Artenvielfalt, wie zum Beispiel die Kreuzotter.
Im Forstbetrieb gibt es noch weitere seltene Arten die Belege für die Vielfalt und Naturnähe des Gebietes sind. Ein besonderer naturschutzfachlicher Schwerpunkt kommt dem Auerwild zu, den so genannten Raufußhühnerarten, wie z.B. Auer-, Birk-, Hasel- und Alpenschneehuhn.
Mittlerweile auch zum Stammgast geworden ist der Schwarzstorch, der auf der Bayerischen „Roten Liste“ als gefährdet eingestuft ist. Dieser profitiert von der Anlage und Pflege von Feuchbiotopen auf den Flächen des Forstbetriebes, in denen auch seltene Amphibien wie Gelbbauchunke, Feuersalamander oder Bergmolch ihren Lebensraum finden.
Regionales Naturschutzkonzept Sonthofen
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