Historische Grenzsteine in neuem Glanz
25.09.2019, Kempten - An die Zeit der Fürstäbte erinnern im Raum Kempten hauptsächlich die imposante Residenz in Kempten mit der Basilika Sankt Lorenz. Dazu noch die Orangerie im Hofgarten und das Kornhaus. Doch es gibt auch Kleinode, die irgendwo ganz im Verborgenen schlummern. Im Revier Kürnach-Nord des Forstbetriebs Sonthofen haben die ehemaligen Grundherren ihre Spuren in Form von zwei Barock-Grenzsteinen hinterlassen. Oder waren es Bildstöcke? Oder beides? Sie geben Rätsel auf, denn Dokumente oder Jahreszahlen auf den Steinen existieren nicht.
„Sicher ist, dass sie das Wappen des Bernhard von Buseck tragen, Mitglied eines hessischen Adelsgeschlechtes. Am fürstäbtlichen Hof des Stiftes Kempten hatte er das Amt des Kammerpräsidenten inne, was heute einem Finanzminister entspricht. Buseck dürfte also die Grundankäufe abgewickelt haben, die aus dem Jahre 1761 dokumentiert sind und die Steine dürften also aus derselben Zeit stammen“, erklärt Revierleiter Johann Mayr, der für die Bayerischen Staatsforsten das Revier betreut. Die Grenzsteine waren dem Verfall preisgegeben: Sie sind aus dem örtlich vorhandenen Sandstein gehauen, der leider nicht besonders witterungsresistent ist.
Leider sind die Reliefs in den Kassetten nicht mehr erhalten. Über ihnen ist das Auge Gottes oder das Auge der Weisheit zu erkennen. Möglich wäre, dass beide Steine sogar eine Doppelfunktion als Grenzstein und Bildstock ausübten. Einer davon führte im Wald direkt am Kürnachufer ein unbeachtetes, fast schon verträumtes Dasein. Der andere war an einer Wegeinmündung in die Staatsstraße vor einigen Jahren umgekippt. Revierleiter Hans Mayr regte unter Einbeziehung der Kreisheimatpflege eine Restaurierung der Steine an. „Streng genommen haben die Bayerischen Staatsforsten ja mit der Pflege des Waldes das Erbe der Fürstäbte angetreten. Wir stehen zu unserer Verantwortung und lassen diese geerbten Kulturgüter nicht sang-und klanglos untergehen!“, freut sich Förster Mayr.
Heute befindet sich ein kopierter Stein, geschützt mit einem Blechdach, an der ursprünglichen Stelle direkt am Kürnachufer nur etwa 400 Meter östlich von Unterkürnach. Das Original hat restauriert im Innenraum der Marienkapelle in Unterkürnach ein neues Zuhause gefunden.
Der andere Stein bewacht den Wanderparkplatz Petersberg nahe des Hotels Hofgut Kürnach. Schon in den 60er Jahren musste er wegen des Straßenausbaus durch das Kürnachtal von seinem ursprünglichen Standort entfernt werden. Finanziert wurden die Restaurierungen sowohl mit Mitteln der besonderen Gemeinwohlleistungen des Freistaats, als auch mit Mitteln der Bayerischen Staatsforsten.