Hoffnung für das Schwarze Moor im Grabfeld– alle Akteure ziehen an einem Strang
Eine gemeinsame Pressemitteilung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Bayerischen Staatsforsten
19. September 2024, Bad Neustadt a. d. Saale – Seit einigen Jahren leidet das Schwarze Moor zunehmend unübersehbar an Wassermangel – dem für ein Hochmoor unverzichtbaren Element. Ein wesentlicher Grund dafür sind die vor vielen Jahrzehnten durchgeführten Entwässerungsmaßnahmen. Zahlreiche Gräben entwässern nach wie vor das Schwarze Moor und vor allem sein Einzugsgebiet, aus dem es seinen lebensnotwendigen Wasserüberschuss eigentlich bezieht. Seit ein paar Jahren machen sich zusätzlich auch die Auswirkungen des massiv voranschreitenden Klimawandels deutlich verstärkt bemerkbar: „In den fünf Jahren von 2018 bis 2022 hatten wir vier ausgeprägte Trockenjahre mit teils langanhaltenden sommerlichen Hitzeperioden“, so Oliver Kröner, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Fors-ten (AELF) in Bad Neustadt a. d. Saale. Diese hätten das Schwarze Moor zusätzlich ausgetrocknet. Das vergangene feuchte Jahr sei zwar eine Verschnaufpause für das Schwarze Moor gewesen, habe aber keinen nachhaltigen Effekt für eine Verbesserung des Wasserhaushalts bringen können, so Kröner.
Doch ist das Schwarze Moor damit dem Untergang geweiht? „Nein“, sagt Alexander Lentge von der Höheren Naturschutzbehörde (HNB) an der Regierung von Unterfranken. Zwar habe man keinen unmittelbaren Einfluss auf die klimatische Ent-wicklung, doch die menschlichen Eingriffe im Schwarzen Moor könnten so gut wie möglich rückgängig gemacht werden. Und damit würden sich die Zukunftsaussichten für das Schwarze Moor trotz Klimakrise wieder deutlich verbessern, so Lentge. Ein breites Bündnis an Behörden und Verbänden hat sich daher im vergangenen Jahr auf den Weg gemacht, um das Schwarze Moor zu retten. Beteiligt sind neben AELF und HNB der Forstbetrieb Bad Königshofen der Bayerischen Staatsforsten AöR (BaySF), die Bayerische Verwaltungsstelle des UNESCO Biosphärenreservats Rhön, die Untere Naturschutzbehörde (UNB) am Landratsamt Rhön-Grabfeld, das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, der Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. (NBR), der Landschaftspflegeverband Rhön Grabfeld e. V., die Wildland-Stiftung Bayern, die Kommunen Fladungen und Hausen sowie die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Obere Rhön w. V. Insgesamt somit ein Dutzend Institutionen, die zur Rettung des Schwarzen Moores intensiv zusammenarbeiten. Fachliche Unterstützung leisten die Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forst-wirtschaft und das Landesamt für Umwelt (LfU).
„Nachdem nur miteinander reden dem Schwarzen Moor nicht hilft, sind in den vergangenen Jahren bereits erste Maßnahmen zur Rettung des Schwarzen Moores durchgeführt worden“, erläutert Alexander Lentge von der HNB. „So sind beispielsweise im sogenannten Nordgraben mit Unterstützung von Freiwilligen des Bergwaldprojekts e. V. mehrere Verwallungen eingebaut bzw. alte, unwirksam gewordene erneuert worden. Diese Stauwerke sollen den Wasserabfluss aus dem nord-östlichen Einzugsbereich des Schwarzen Moores Richtung Hessen reduzieren. Die Verwallungen bestehen aus Eichenbohlen, die mit einem Gemisch aus Holzhack-schnitzeln und Sägespänen abgedeckt wurden. So sollen die Eichenbohlen dauerhaft feucht gehalten und vor zu schneller Verrottung geschützt werden“, erläutert Lentge. Von der Hochrhönstraße aus unübersehbar ist der Holzeinschlag im Fichtenbestand östlich des Schwarzen Moores. Was es damit auf sich hat, erklärt AELF-Leiter Oliver Kröner: „In den Kronen dichter Fichtenwälder bleibt sehr viel Regenwasser hängen. Dieses erreicht den Waldboden nicht, sondern wird aus den Fichtenkronen direkt wieder verdunstet.“. Alles Wasser, was zur Stützung des Wasser-haushalts im Schwarzen Moor nicht mehr zur Verfügung stehe, so Kröner. Respekt zollte er allen Einheimischen und Moorbesuchern, die den auf den ersten Blick drastischen Eingriff mitgetragen hätten. Kritische Nachfragen oder gar Beschwerden habe es kaum gegeben. Im Schwarzen Moor selbst wurde ebenfalls von Freiwilligen des Bergwaldprojekts e. V. auf einer Fläche von rund 1,2 Hektar behutsam ein Großteil der dort kleinwüchsigen Moorbirken und Waldkiefern entnommen. Dabei sei es jedoch vorrangig darum gegangen, das Moorerlebnis für die Besucher zu verbessern, erklärt Torsten Kirchner, der für das Naturschutzgebiet Lange Rhön zuständige Gebiets-betreuer. Bei einem neuerlichen Arbeitstreffen hat sich das Bündnis zur Rettung des Schwarzen Moores nun bzgl. der nächsten Maßnahmen abgestimmt.
„Bereits Ende Juli wurden im Schwarzen Moor Moorbirken in Form der rhöntypischen Karpatenbirke beerntet“, erläutert Heiko Stölzner, Leiter des Forstbetriebs Bad Königshofen der BaySF. Aus den Birkensamen würden in einer BaySF-eigenen Baumschule nun junge Karpatenbirken – eine Varietät der Moorbirke – nachgezogen, die in den kommenden Jahren im Streifen entlang der Hochrhönstraße ausgepflanzt werden sollen. Dort wo aktuell noch in der Rhön ursprünglich nicht heimische Fichten stehen, sollen im Herbst unter dem Schutz dieser Altbäume auf rund 30 Prozent der Fläche die eigentlich heimischen Rotbuchen und Bergahorne gepflanzt werden. Auf den Flächen dazwischen bekomme die Natur ausreichend Platz für eine natürliche Waldentwicklung, so Stölzner. Bis Ende des Jahres 2028 sollen dann die noch verbliebenen Fichten zwischen Schwarzem Moor und Hochrhönstraße entnommen sein. Im Lauf der nächsten Jahrzehnte werde sich dort ein naturnaher Laubwald entwickeln, der nicht nur ökologisch vielfältiger sei, sondern auch viel mehr Wasser auf den Waldboden durchlasse. Dieses könne dann die Ränder des Schwarzen Moores stützen.
Otfried Pankratius von der Forstbetriebsgemeinschaft Obere Rhön w. V. erläutert, dass im Herbst im Rahmen einer weiteren Sofortmaßnahme in einer Fläche der Stadt Fladungen die dort vorhandenen, aus Naturverjüngung stammenden jüngeren Fichten zwischen den dort bereits vorhandenen Moorbirken, Weiden und Vogelbeeren entfernt werden sollen. Weitere aktive Maßnahmen seien dort dann nicht erforderlich. Unter Federführung des NBR und der UNB sollen die Besucher des Schwarzen Moores auf zusätzlichen Infotafeln über die Bedrohung des Schwarzen Moores und die durchgeführten Sofortmaßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts informiert werden.
Mit Spannung wartet das Bündnis auf die Ergebnisse eines vom LfU in Auftrag gegebenen hydrologischen Gutachtens, die Anfang des Jahres 2025 vorliegen sollen. Man rechne damit, dass auf der Basis dieses Gutachtens weitere Maßnahmen erforderlich sein werden, deren Potenzial zur Verbesserung des Wasserhaushalts des Schwarzen Moores über die bisherigen Sofortmaßnahmen hinausgehe.
Auch die Umsetzung der künftig erforderlichen Maßnahmen will das Bündnis aus Behörden und Verbänden konstruktiv mitbegleiten, das sich über den großen Rückhalt der Bevölkerung und Moorbesucher für die bisher umgesetzten Maßnah-men freut. „Die Rettung des Schwarzen Moores liegt einfach allen am Herzen“, zeigen sich AELF-Leiter Oliver Kröner und HNB-Mitarbeiter Alexander Lentge zufrieden.