Internationales Workcamp „Schachtenpflege“ am Kleinen Arbersee
27. September 2024, Kleiner Arbersee/Lohberg - Die Schachten sind nahezu die einzigen Freiflächen in der Arberregion. Sie bieten wunderbare Ausblicke auf den Bayerischen Wald, aber vor allem leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt rund um den Arber. Früher waren die Schachten alle beweidet, d.h. die Bauern trieben über den Sommer dort ihr Jungvieh zur Weide. Mit der Zeit hat diese Tradition aber abgenommen, und genau das hat über die Jahre dazu geführt, dass sich im Laufe der Zeit der „Wald“ die Flächen zurückholt,“ und dass die Fichten immer größeren Raum einnehmen – die Schachten verbuschen oder bewalden sich neu. Genau dieses Schicksal hätte beinahe der Eggersberger Schachten in der Gemeinde Lohberg erlitten – dieser Schachten liegt nämlich ziemlich versteckt oberhalb des Kleinen Arbersees!
Deshalb ist aber genau dieser Schachten den beiden Gebietsbetreuerinnen für die Arberregion, Anette Lafaire vom Naturpark Oberer Bayerischer Wald in Cham, und Lea Stier vom Naturpark Bayerischer Wald in Zwiesel, besonders ans Herz gewachsen. Anette Lafaire: „gemeinsam mit dem Eigentümer der Flächen, dem Forstbetrieb Bodenmais, haben wir nach einer Problemlösung gesucht und auch gefunden!“
Wie schon einmal vor zwei Jahren hat der Verein für „Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten e.V.“ die Idee der beiden Gebietsbetreuer für die Arberregion aufgegriffen und ein Workcamp organisiert. Jürgen Völkl, Forstbetriebsleiter in Bodenmais: „ Ich freue mich, dass das wieder so geklappt hat. Deshalb unterstützt der Forstbetrieb Bodenmais die Maßnahmen gerne mit unserem „Alten Forsthaus Gumpenried“ als kostenfreie Unterkunft und unserem Forstwirtschaftsmeister und den Lehrlingen als Unterstützer!“
Somit waren acht Freiwillige aus der ganzen Welt tatkräftig im Einsatz. Aus Mexiko, Polen, Spanien, Italien und Deutschland sind die jungen Leute dafür angereist, natürlich verbinden sie das Workcamp mit einer Reise durch Deutschland und Europa.
Und gleich am ersten Tag hieß es: Das schlechte Wetter ignorieren, Arbeitshandschuhe anziehen, Handsäge, Astschere in die Hand und los gings – den Schachten vom Fichtenaufwuchs zu befreien. Der naturschutzfachlich und kulturhistorisch bedeutsame Offenlandcharakter der Schachten ginge so verloren. „Auch die Heidelbeere würde sich ohne Beweidung und regulierenden Eingriff total breit machen und Arten wie den Ungarischen Enzian oder Arnika verdrängen“, erläutert Anette Lafaire. Und Lea Stier ergänzt: „Nebenbei profitiert das Auerhuhn, das offene, strukturreiche Lebensräume bevorzugt, enorm von dieser Maßnahme“.
Große Hilfe und auch „neue“ Arbeit bekamen die Freiwilligen durch Forstwirtschaftsmeister Paul Hilgart und die Lehrlinge vom Forstbetrieb Bodenmais, die mit der Motorsäge größere Fichten fällten. Die Freiwilligen räumten das Astmaterial zur Seite, damit sich Gras und viele seltene Offenlandarten wieder einstellen können.
Vor Ort haben Anette Lafaire und Lea Stier die konkreten Abläufe geplant und die Freiwilligen betreut. Die Naturschutzmaßnahme wurde finanziert vom Naturpark Oberer Bayerischer Wald und der Höheren Naturschutzbehörde Niederbayern aus Mitteln des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.
Die Freiwilligen waren sich allesamt einig: „Wir haben hier eine wunderbare Zeit in der besonderen Natur der Arberregion samt sinnvoller Betätigung für den Naturschutz verbracht zu haben. Und wir haben neue Kontakte und Freundschaften über irgendwelche Ländergrenzen hinweg geknüpft, die bestimmt über das Workcamp hinaus weiter bestehen!“
Auch Bürgermeister Franz Müller aus Lohberg ließ es sich nicht nehmen, einen Besuch abzustatten: “die jungen Leute haben ganze Berge von Fichtenaufwuchs entfernt – die positive Wirkung dieses tatkräftigen Einsatzes auf dem Schachten wird man noch lange erkennen und wertschätzen können – ich bin begeistert!“