Kein Jahr wie jedes andere
Das Bild "Nachtwald" von Matthias Meyer war eines der Ausstellungsstücke bei der Kunstausstellung in der Zentrale der Bayerischen Staatsforsten
DownloadNein, wir wollen Sie hier nicht mit einem Jahresrückblick langweilen. Keine Angst, die vielen Führungen und Veranstaltungen, die hochkarätige Kunstausstellung in der Zentrale der Bayerischen Staatsforsten und die vielen Veröffentlichungen anlässlich des Internationalen Jahres der Wälder werden wir hier nicht nochmals alle aufzählen. Den geneigten Lesern sei unser Nachrichten-Archiv empfohlen. Viel wichtiger scheint uns die Frage, warum es so was wie das Internationale Jahr der Wälder überhaupt braucht.
Wenn die Vereinten Nationen ein ganzes Jahr einem bestimmten Thema widmen, dann zeigt das oft zweierlei: Erstens ist das Thema wichtig. Aber zweitens bekommt es zuwenig Aufmerksamkeit.
Niemand wird in Abrede stellen, dass Wälder wichtig sind. Und wer jemals an einem schönen Samstagnachmittag im Nürnberger Reichswald oder dem Forstenrieder Park bei München unterwegs war, wird energisch bestreiten, dass Wälder zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Hierzulande gibt es kein Wertschätzungsproblem für Bäume – ganz im Gegenteil. Es geht den Vereinten Nationen vielmehr um die Akzeptanz der Forstwirtschaft: Jeder liebt Bäume. Und alle freuen sich über den schönen Tisch in der guten Stube. Aber dass zwischen dem Baum und dem Tisch eine Motorsäge oder ein Harvester stehen, wird oftmals übersehen. Wer Bäume liebt, tut sich emotional zunächst schwer mit dem Anblick eines Harvesters.
Wichtig ist dabei aber die Erkenntnis, dass fast alle Wälder in Bayern Kulturwälder sind. Das heißt, sie sind das Ergebnis von einigen Jahrhunderten Waldbau. Viele Generationen von Förstern und Waldarbeitern haben den Wald, den wir heute so lieben und genießen, geformt. Wesentlicher Bestandteil beim „Formen“ war über lange Zeit die handbetriebene Säge. Heute helfen ihre Nachfahren, Motorsäge und Harvester, den Wald als das zu erhalten, was er heute ist.
Dass das „Formen“ nicht geräuschlos vor sich geht, liegt in der Natur der Gerätschaften. Und hier kommt gleich der nächste Konflikt ins Blickfeld: Wer zum Joggen oder Spazierengehen, also zur Erholung, im Wald ist, wird sich in den seltendsten Fällen freuen, wenn ihm eine große Holzerntemaschine begegnet. Dass dieser Konflikt überhaupt auftritt, liegt daran, dass unsere Wälder eben nicht nur Erholungsraum, sondern auch Wirtschaftsraum sind. Und Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen. Und noch vieles mehr. Hier wird gejoggt, gewachsen, gespielt und gesägt. Integrative Forstwirtschaft nennt der Fachmann das. Selbstverständlich ist das nicht, zumindest nicht überall. In anderen europäischen Ländern gibt es eine Unterteilung nach Wirtschaftswäldern, Erholungswäldern und abgeschirmten Naturschutzgebieten. Erste sind meist nicht erschlossen oder vorgesehen für Freizeitaktivitäten. Und letzte haben dann oft parkähnlichen Charakter.
Bei uns ist das nicht vorstellbar und auch nicht gewollt. Unsere Wälder sind wie sie sind, weil wir sie so, wie sie sind, lieben. Den Beitrag der Forstwirtschaft dazu zu beleuchten, das war eines der wichtigen Themen hierzulande zum Internationalen Jahr der Wälder.
Das Thema ist mit Ablauf dieses Jahres sicher nicht erledigt.
Übrigens beginnt am 1. Januar das „Internationale Jahr der nachhaltigen Energie für alle.“ Wieder so ein Thema: Jeder liebt den Wald und seine Bäume, jeder liebt seinen Holzofen und das Holz dafür. Dazwischen steht …, genau, die Motorsäge.