Langfristige Forstbetriebsplanung bei den Bayerischen Saalforsten
08. Juli 2022, St. Martin – Alle zehn Jahre werden im Forstbetrieb St. Martin die Weichen für die Wälder zwischen Unken und Leogang neu gestellt. Wie ist der Status Quo? Was hat sich gut entwickelt, wo müssen die Forstleute nachsteuern? Diese und noch viele andere Fragen haben sich die Forstexperten bei einem mehrtägigen Waldbegang zusammen mit Forstbetriebsleiter Thomas Zanker gestellt – und auch schon erste Antworten gefunden.
Im Jahr 2022 findet bei den Saalforsten, Forstbetrieb St. Martin, die langfristige Forstbetriebsplanung (sog. „Forsteinrichtung“) statt. Der Startschuss dafür war in den vergangenen Tagen der sog. „Grundlagenbegang“, in dem unter Beteiligung des Vorstandsvorsitzenden der Bayerischen Staatsforsten (BaySF), Martin Neumeyer sowie drei Aufsichtsräten des Unternehmens Beispielbestände in den Forstrevieren besichtigt wurden. Dort wurden für die nächsten 10 Jahre die Holzentnahmesätze, die Verjüngungsziele sowie das waldbauliche und naturschutzfachliche Vorgehen festgelegt.
Naturschutz ist fester Teil der Forstplanung
Gekoppelt an die Forsteinrichtung wird auch die Weiterentwicklung des forstbetrieblichen Naturschutzkonzeptes sein, da sich viele Lebensräume seltener Arten inmitten der Saalforste befinden. Große Teile des Forstbetriebs sind von einem Netzwerk von Schutzgebieten durchzogen, wie z. B. 3.360 Hektar Natura2000/FFH und SPA-Gebiete, 742 Hektar Naturwaldreservate und 2494 Hektar Naturschutzgebiete.
In den nächsten zehn Jahren soll z. B. die zusätzliche Anlage von Feuchtbiotopen, der Erhalt und die Förderung der vier Raufusshuhnarten Auer-, Birk-, Hasel- und Schneehuhn sowie das Management von artenreichen Offenlandbiotopen im Verbund mit den Saalforstwäldern eine wichtige naturschutzfachliche Rolle spielen.
Waldumbau trägt Früchte
Forstbetriebsleiter Thomas Zanker freut sich: „Wir sind dem Ziel, baumartenreiche, gemischte und gut strukturierte Wälder in naturnaher Bewirtschaftung zu etablieren seit der letzten Forsteinrichtung im Jahr 2012 ein weiteres Stück näher gekommen“. Bereits im Jahr 2021 wurde eine Stichprobeninventur auf insgesamt 3834 Punkten der Gesamtfläche der Saalforste von rund 18500 Hektar mit folgenden Ergebnissen durchgeführt:
- Seit der letzten Forsteinrichtung vor 10 Jahren hat der Forstbetrieb St. Martin durchschnittlich jährlich rund 41.400 Erntefestmeter Holz genutzt. Auffällig war in dieser Zeit ein hoher Anteil von 44 % der gesamten Nutzungsmenge, der durch Ereignisse wie Sturm, Schneebruch und Insektenschäden verursacht wurde. Der Holzvorrat ist trotz der Nutzungen auf 3.465.000 Erntefestmeter Holz gestiegen, das sind durchschnittlich 311 Erntefestmeter je Hektar. Am vorratsreichsten sind mit durchwegs über 350 Erntefestmeter Vorrat je Hektar die Unkener Forstreviere, gefolgt vom Revier Leogang. Die kalkalpinen Reviere Falleck, und St.Martin haben mit rund 230 Erntefestmeter je Hektar die geringsten Holzvorräte des Forstbetriebs.
- Die Baumartenverteilung des seit dem Mittelalter zugunsten der Nadelhölzer bewirtschafteten Forstbetriebs – bestimmt jahrhundertelang für die Saline in Bad Reichenhall - besteht gemäß der neuen Inventur aus 65 % Fichte, 8 % Tanne, 10 % Lärche, 2 % Kiefer sowie mit 9 % Buche und 6 % Edel- und sonstigem Laubholz. Die Erhöhung der Mischbaumarten in Zeiten des Klimawandels in den fichtendominierten Wäldern spielt eine zunehmend wichtige Rolle. So wurden in den letzten 10 Jahren vor allemLärche, Buche und Tanne gepflanzt. Der Wald verjüngte sich zusätzlich im großen Umgang auch natürlich.
- Um die Mischbaumarten möglichst unverbissen zu etablieren, war und ist das Jagdmanagement sehr wichtig. Beim Rehwild wurden die Abschüsse aus diesem Grund kontinuierlich gesteigert, beim Rotwild und beim Gamswild lag die Jagdstrecke auf einem überwiegend konstanten Niveau. Nicht zuletzt aufgrund der jagdlichen Bemühungen ist nunmehr bezogen auf die gesamte Holzbodenfläche auf 35 % der Fläche (Voraus)Verjüngung vorhanden. Die Inventur vor 10 Jahren wies noch 29% (Voraus)Verjüngung aus.
- Der Verbiss hat in den letzten 10 Jahren deutlich abgenommen. An Fichte und Lärche ist nun kaum mehr Verbiss festzustellen. Die Tanne sollte mit einer Verbissbelastung von 10 % in vielen Bereichen der Saalforste ohne weitere Schutzmaßnahmen zu etablieren sein. Ungünstig ist der Verbiss bei den Laubbäumen. Hier sind weitere jagdliche Bemühungen notwendig.