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Mehr Artenvielfalt für einen klimafesten Zukunftswald

Gruppenfoto der stolzen Eibenpflanzerinnen und -pflanzer mit Förster (r.) Johannes Nachbar (Foto:BaySF/H. Scheel).

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08. November 2021, Sonthofen - Wälder gelten als die Lunge unseres Planeten und nehmen etwa ein Drittel der jährlich vom Menschen ausgestoßenen CO2-Emissionen auf. Doch der Klimawandel macht auch vor ihnen nicht halt. Deshalb hat der Umbau der klimaempfindlichen Reinbestände in widerstandsfähige, stabile und strukturreiche Mischwälder für die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) schon seit Jahren höchste Priorität.

Bei dieser Aufgabe bekamen die BaySF vor kurzem tatkräftige Unterstützung: Eine Gruppe von Mitgliedern des Kreisverbandes Ostallgäu/Kaufbeuren der Ökologisch-Demokratischen Partei ÖDP hatte sich zusammen mit ihrem Bundesvorsitzenden Christian Rechholz aus Nürnberg ins Allgäu zum Treffpunkt Wanderparkplatz Senkele aufgemacht, um 150 Eiben für den Klimawald zu pflanzen. Revierleiter Johannes Nachbar, zu dessen Aufgaben die Pflege des Sulzschneider Staatswalds gehört, empfing die Freiwilligen mit herrlichem Herbstwetter.

„Es ist spannend, unsere tägliche Arbeit politisch Aktiven und allen Interessierten nahezubringen. Damit sie nicht nur in der Theorie Bescheid wissen, sondern auch einen praktischen Bezug bekommen. Es macht mir große Freude, unsere Vorgehensweise zu erläutern und vertieften Einblick zu ermöglichen“, freute sich Förster Johannes Nachbar über die Initiative.

Für die gemeinsame Pflanzaktion war von Staatsforsten und ÖDP die Eibe ganz bewusst ausgewählt worden. Nach kurzer Einführung von Förster Johannes Nachbar wurden die Pflänzchen aus zertifizierten Vermehrungsbetrieben mit viel Elan von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern fachgerecht in den Boden gebracht.

Die Eibe ist eine besondere heimische Nadelbaumart: Sie wird kaum höher als 15-20 Meter, steht meist im Schatten höherer Bäume und kann dank der ausgeprägten Schattentoleranz jahrhundertelang bestehen. Die von einem roten Samenmantel umgebenen Samen werden gern von Vögeln gefressen. Die Eibe kommt natürlicherweise überall in Mitteleuropa vor und gehört zu den ältesten Bäumen unserer Breiten. Ihr zähes Holz wurde im Mittelalter gern für den Bogenbau verwendet, aufgrund ihrer Giftigkeit für Mensch und Weidetier jedoch in der Vergangenheit zunehmend aus den Wäldern entfernt. Auch ihr langsames Wachstum und die Empfindlichkeit gegenüber Wildverbiss trugen zum Verschwinden dieser Baumart bei, da ihre jungen Triebe wie Leckerbissen für das Wild sind, die gegen das Gift in den Nadeln und Trieben unempfindlich sind.

„Ziel der Aktion war es, auf unseren Waldflächen diese besondere Baumart wieder zu beteiligen“ erklärt Jann Oetting, Sonthofens Forstbetriebsleiter, zu dessen Verantwortungsbereich auch das Revier von Johannes Nachbar zählt. „Wirtschaftlich hat die Eibe für uns heute keine Bedeutung, es geht uns vielmehr darum, die Artenvielfalt im Klimawald zu erhöhen und auch den Sinn fürs Besondere nicht zu verlieren. Ökologische Anreicherung nennen wir Forstleute das“, fährt Oetting fort.

Für die Bayerischen Staatsforsten ist das Thema Klimawald nichts Neues. „Bereits in den 80er Jahren haben unsere Vorgänger im Sulzschneider Wald im großen Stil Mischbaumarten wie Weißtanne, Ahorn und Erle eingebracht“ erläutert Oetting und schließt: „Das ist ein Erbe, dass wir voll Engagement und Freude bis heute fortführen“. Deshalb werden jährlich tausende kleiner Bäumchen in den Sulzschneider Wald gepflanzt, um den Waldumbau voranzutreiben.

Helmut Scheel, Vorsitzender des ÖDP Ortsverbandes Füssen/Altlandkreis bedankte sich nach Abschluss der Arbeiten: „Wir haben jetzt einen anderen Einblick in den Wald erhalten, als wenn wir nur durch ihn hindurchspazieren. Sie können sich sicher sein, dass wir in Zukunft anders durch den Wald gehen, als wir es noch gestern taten“. Die ÖDP-Mitglieder versprachen, den Wuchs der Bäume zu begleiten.