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Pflanzsaison im Staatswald startet: Klimatolerante Baumarten sollen dem Klimawandel trotzen

Im zeitigen Frühjahr beginnt in den Wäldern des Forstbetriebs Weißenhorn die Pflanzsaison – zehntausende junge Waldbäume werden in wenigen Wochen in die Wälder ausgepflanzt (Foto: Martin Hertel).

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07. März 2022, Weißenhorn - Die Baumartenwahl und ihre Mischung sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Waldes. Extreme Wetterereignisse, wie die Stürme Vivian und Wiebke oder auch Sommerstürme im Jahr 2021 haben in unserer Region gezeigt, dass reine Fichtenwälder leicht verwundbar und nicht ausreichend stabil sind, um dem Klimawandel und seinen Folgen standzuhalten. In jedem Waldbestand der Bayerischen Staatsforsten werden deshalb nach Möglichkeit mindestens vier Baumarten künftig vielfältige, gemischte und gestufte Wälder bilden. Heimische Baumarten wie die Buche, die Eiche oder die Tanne machen den Löwenanteil unter den neu gepflanzten Baumarten aus. Wo der Standort geeignet ist, werden diese mit heimischen und bisher selteneren Baumarten wie Elsbeere, Spitzahorn oder Flatterulme ergänzt. Hinzu kommen bewährte weitere Arten, wie die ursprünglich aus Nordamerika stammende Douglasie. „Wir pflanzen mehr als 15 verschiedene Baumarten, die nicht nur dem Klimawandel besser standhalten sollen, sondern auch eine Vielfalt an Lebensräumen bilden“, erklärt Forstbetriebsleiter Martin Eggert.

Allein auf eine einzelne Baumart zu setzen, wäre ihm angesichts der Klimaveränderungen zu gefährlich. Es gibt im Klimawandel unberechenbare Aspekte. Neben Trockenperioden können auch Schädlinge quasi wie aus dem Nichts heraus problematisch werden. Das zeigt zum Beispiel das seit einigen Jahren in den Auwäldern der Region auftretende Eschentriebsterben, eine neue Pilzkrankheit, die befallene Eschen ganz oder teilweise zum Absterben bringt. „Der Wald ist ein hochkomplexes Ökosystem, das sich ständig verändert. Daher müssen wir für die Zukunft auf Mischung setzen. Wenn in unseren Wäldern eine Baumart ausfällt, übernehmen die anderen Baumarten“, so Eggert.

Welche Baumarten in welchem Waldgebiet gepflanzt werden, ist stark vom Standort und den vorhandenen Bäumen abhängig. Ziel der Staatsforsten ist es jedoch, auch seltenere heimische Laubbaumarten einzubringen, wie zum Beispiel die Wildbirne: Seit den 1990er Jahren des letzten Jahrhunderts können Waldbesucher im Roggenburger Forst diese Rarität entlang der Waldwege sehen. Zehntausende Wildbirnen wurden seinerzeit nach den großen Sturmwürfen gezielt angepflanzt, um die Biodiversität der ehemals reinen Fichtenwälder zu erhöhen. „Die Wildbirnen haben wir nicht gepflanzt, um das Holz später zu verwerten – hier geht es um den ökologischen Zustand der Wälder: Die Bäume sind eine wichtige ökologische Beimischung und wertvolle Ergänzung. Wir wollen eben auch seltene Baumarten für die Zukunft sichern. Bisher können wir mit der Entwicklung sehr zufrieden sein“, so Forstmann Eggert.

Daher werden im Jahr 2022 weitere Mischbaumarten in die Wälder ausgepflanzt. Ob die bisher nur selten vertretene heimische Elsbeere, die wegen ihres intensiven Wurzelwerks gut mit den schwierigen Böden klarkommt, oder die heimische Weißtanne, von denen der Forstbetrieb Weißenhorn im laufenden Geschäftsjahr allein mehr als 15.000 Stück pflanzen wird: „Mit ihrer Pfahlwurzel ist die Weißtanne als Nadelbaumart der Fichte im Klimawandel überlegen. Sie ist nicht nur stabiler bei Stürmen, sondern kann auch Wasservorräte in größeren Tiefen erreichen. Das ist in trockenen Sommern existenziell.“

Die Pflanzungen starten in diesen Tagen: „Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, bisher spielt das Wetter auch einigermaßen mit.“ Damit die Pflanzen aber gut anwachsen, wünscht er sich für die nächsten Wochen, was außer Försterinnen und Förster niemand haben will: Ein nasses und kühles Frühjahr.