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Renaturierung der Hochrunstfilze bei Nicklheim, Gemeinde Raubling

Bagger beim Grabenverschluss. Foto: Bayerische Staatsforsten

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Torfmoos überwächst eine Fichte. Foto: Bayerische Staatsforsten

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Forstbetrieb Schliersee, 06.12.2024: Die nördlich von Nicklheim gelegene Hochrunstfilze ist eines von mehreren Mooren der Rosenheimer Stammbeckenmooren. Während ihre westlichen Teilflächen und die südwestlich angrenzende Kollerfilze bereits vor Jahrzehnten renaturiert wurden, ist der östliche Teil der Kollerfilze derzeit noch mit einem fichtenreichen Waldbestand bestockt.
Die rd. 40 ha große Teilfläche wird vom Forstbetrieb Schliersee der Bayerischen Staatsforsten betreut und soll nun ebenfalls renaturiert werden; Ziel ist ein standortgerechter Moorwald.

Die Fichte mag keine nassen Füße
Bereits in der nächsten Woche wird es mit dem ersten Schritt der Moorrenaturierung losgehen: Im Zuge eines sogenannten Vorbereitungshiebs wird der Großteil der aufstockenden Fichtenbestockung entnommen. Da insbesondere ältere Fichten nicht mit dem zukünftig deutlich nässeren Standortsverhältnissen zurechtkommen und „leichte Beute“ des Borkenkäfers werden, werden vor den Arbeiten an den Entwässerungsgräben zahlreiche Fichten entnommen. Stehen bleiben dürfen vor allem Kiefern und Birken, sowie die jüngeren Fichten.
Ziel der Hiebsmaßnahme ist ein Waldbestand, der bereits nach den Fällarbeiten möglichst gut strukturiert ist, also aus Bäumen in nahezu allen Größen und verschiedenen Baumaltern besteht. Im Laufe der Jahre soll sich dieser Waldbestand immer weiter in Richtung eines natürlichen Moorwaldes mit den Baumarten Kiefer, Fichte und Birke entwickeln.

Im nächsten Schritt kommt der Bagger
Im Anschluss an den Vorbereitungshieb werden voraussichtlich im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres zahlreiche Torfdämme eingebaut, um die alten Entwässerungsgräben zu verschließen. Damit wird die Entwässerung des Moores gestoppt und der Torfkörper kann sich wieder mit Wasser füllen. Wie bei der im vergangenen Jahr umgesetzten Renaturierungsmaßnahme in der Eulenauer Filze wird die Arbeiten ein erfahrener und auf Maßnahmen zur Moorrenaturierung spezialisierter Unternehmer durchführen, der mit kleinen Maschinen und sehr geringem Reifendruck in dem kaum befahrbaren Gelände problemlos arbeiten kann.
Auf den nun wiedervernässten und teilweise wieder lichteren Flächen können sich die torfbildenden Torfmoosarten (Gattung Sphagnum) wieder ansiedeln und mit ihrem Wachstum den Torfkörper regenerieren und vergrößern.


Bedeutung von Mooren im Lauf der Geschichte
Die Urbarmachung von Mooren hat eine lange Tradition: Bereits vor Jahrhunderten wurde mit der Entwässerung von Mooren begonnen, um diese für Wald- und Weidestandorte zu gewinnen.
Der Schwerpunkt dieser Entwässerungstätigkeit fiel auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. In diesem Zeitabschnitt wurden auch besonders viele unserer oberbayerischen Moore entwässert. Das heute vielfach noch existierende und meist nach wie vor funktionsfähige Netz an Entwässerungsgräben geht in unserem Bereich vor allem auf diese Zeit zurück.

Moore sind wahre Multitalente
Während vor etwa 100 Jahren noch die Urbarmachung von unnützen Moorflächen im Vordergrund stand wird mittlerweile die wichtige Rolle von Mooren im Naturhaushalt erkannt. Entgegen der landläufigen Meinung führen intakte Moore nicht zu einer Erhöhung der Abflussmengen, sondern tragen im Gegenteil bei Starkregen zur Abmilderung von Hochwasserspitzen bei. Außerdem sind im Torf der Moore große Mengen an Treibhausgasen gebunden. Während sich in trockengelegten Mooren der Torfboden allmählich zersetzt und so CO2 und weitere Gase an die Atmosphäre freigibt, erhalten intakte Moore den Torfkörper langfristig bzw. bauen diesen im Laufe der Jahrzehnte sogar immer weiter auf.
Die Umsetzung der Maßnahmen ist ein weiterer Baustein der Renaturierung der Rosenheimer Stammbeckenmoore. In den kommenden Jahren werden im Staatswald noch weitere Bauabschnitte folgen. Bereits bei den Planungen wird stets besonders berücksichtigt, dass sich die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Staatswaldflächen beschränken und negative Veränderungen auf angrenzendem Privatgrund ausgeschlossen sind.


Durch Wiederherstellung des moortypischen Wasserhaushaltes wird der Moorboden langfristig erhalten, zugleich kommt die Renaturierung auch den auf Moorlebensräumen spezialisierten und meist seltenen Tier- und Pflanzenarten sehr zugute.
Erfahrungen aus vergangenen Projekten zeigen, dass sich bereits nach kurzer Zeit die ursprüngliche Vegetation wiedereinstellt und die Natur wieder ihr volles Potential entfaltet.