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Saatgut für die Wälder der Zukunft

Andreas Büchner vom Pflanzgarten der Bayerischen Staatsforsten in Bindlach (rechts) und Hubertus Schmidt, Förster beim Forstbetrieb Fichtelberg, begutachten einen möglichen Erntebestand für hochwertiges Buchensaatgut bei Kornbach. Foto: Martin Hertel, BaySF

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20. März 2025, Bischofsgrün – Die Bayerischen Staatforsten untersuchen zur Zeit im Fichtelgebirge Waldbestände für eine mögliche Ernte von Saatgut. Damit soll die Versorgung mit Forstpflanzen von heimischen Baumarten für die Zukunft gesichert werden. 

Auf dem Höhenrücken zwischen Bischofsgrün und Kornbach, inmitten des dichten Waldes, stehen Andreas Büchner und Hubertus Schmidt zwischen mächtigen Buchenstämmen. Die beiden Förster haben ein klares Ziel: Sie suchen nach einem Waldbestand, der künftig wertvolles Saatgut liefern soll. Denn die Wahl der richtigen Bäume als Saatgutspender entscheidet mit darüber, wie sich die Wälder in den kommenden Jahrzehnten entwickeln – gerade auch angesichts des Klimawandels.

Auswahl nach strengen Kriterien

„Wir brauchen Bäume mit guter Vitalität, einem schönen, geraden Wuchs und in ausreichender Zahl“, erklärt Andreas Büchner, Leiter des Pflanzgartens der Bayerischen Staatsforsten  in Bindlach. Gemeinsam mit Hubertus Schmidt, Revierleiter am Forstbetrieb Fichtelberg, prüft er die einzelnen Bäume. Die Experten achten darauf, dass der Bestand möglichst aus autochthonen Buchen besteht – also Bäumen, die seit Generationen hier wachsen und an die spezifischen Bedingungen des Standorts angepasst sind.

„Die regionale Herkunft spielt eine entscheidende Rolle“, betont Schmidt. „Nur Bäume, die mit dem Boden, der Höhenlage und dem lokalen Klima vertraut sind, liefern Saatgut, das später gut wächst und widerstandsfähig ist. Genau das ist im Hinblick auf den Klimawandel von größter Bedeutung.“

Fündig geworden in einem 60-jährigen Buchenbestand

Nach intensiver Suche werden Büchner und Schmidt oberhalb von Kornbach fündig: Ein etwa 60 Jahre alter Buchenbestand am Rödelberg erfüllt alle Voraussetzungen. Damals wurden hier kleine Buchen aus der Region angepflanzt. Mittlerweile haben sich daraus stattliche Bäume entwickelt, mit geraden Stämmen und einer vitalen Krone. Und es gibt genügend solcher „Vorzeige-Bäume“, um auch genetische Vielfalt zu gewährleisten. „Dieser Bestand ist ideal für die Saatguternte“, sagt Büchner zufrieden.

Die Gewinnung von hochwertigem Saatgut ist ein wichtiger Beitrag zur Gen-Erhaltung und zur langfristigen Stabilität der Wälder. Denn die Buche wird eine noch wichtigere Rolle bei der zukünftigen Waldzusammensetzung im Fichtelgebirge spielen. Sie ist robust, anpassungsfähig und kommt mit wechselnden klimatischen Bedingungen besser zurecht als andere Baumarten.

Wissenschaftliche Untersuchung und Anerkennung

Bevor die ersten Bucheckern geerntet werden können, wird der Waldbestand als nächstes von unabhängigen Fachleuten des Amts für Waldgenetik in Teisendorf untersucht. Sie analysieren die genetische Ausstattung der Bäume, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich die gewünschten Eigenschaften für hochwertiges Saatgut besitzen. Nach der formellen Anerkennung als wertvoller Saatgutbestand können schließlich die Bucheckern geerntet und zur Aufzucht von Buchenpflanzen genutzt werden. Diese jungen Bäume sollen künftig nicht nur die Wälder in Oberfranken, sondern auch darüber hinaus bereichern und widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels machen.

Wälder für kommende Generationen sichern

Die Auswahl geeigneter Saatgutbestände ist also weit mehr als eine forstwirtschaftliche Routinearbeit – sie ist eine Investition in die Zukunft. „Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, wie sich unsere Wälder unter dem Einfluss des Klimawandels entwickeln“, sagt Schmidt. „Mit hochwertigem, regional angepasstem Saatgut geben wir ihnen die besten Voraussetzungen mit auf den Weg.“

Während die Sonne durch die hohen, noch kahlen Buchen fällt, begutachten die beiden Forstexperten einige der besten Buchen im Hinblick auf eine zukünftige Ernte. Hier oberhalb von Kornbach, da sind sich die beiden sicher, wächst der Wald von morgen – mit starken Wurzeln in der Vergangenheit.