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Schutzwald - Lebensversicherung bei Hochwasser

Überprüfung einer Zirbenpflanzung im Lattengebirge durch das Forstministerium. Foto: Bayerische Staatsforsten

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12. September, Berchtesgaden - Alles Gute, so sagt das Sprichwort, kommt von oben. Was passiert, wenn des Guten zu viel kommt, kann man regelmäßig bei Starkregen beobachten: vollgelaufene Keller, überflutete Ortschaften. Im Alpenraum können die Bergwälder eine wichtige Schutzfunktion übernehmen. Voraussetzung: Sie sind intakt!

Unser Bergwald ist ein echtes Multitalent, denn er erfüllt zahlreiche Funktionen, die für uns Menschen überaus nützlich sind. Neben der Holzproduktion und seinen Erholungsmöglichkeiten für Waldbesucher ist insbesondere seine Schutzfunktion entscheidend für die Tallagen der Bayerischen Alpen. Etwas mehr als die Hälfte der Wälder im bayerischen Alpenraum sind Schutzwälder nach Artikel 10 des Bayerischen Waldgesetzes. Das bedeutet, dass diesen Wäldern aufgrund ihres Standorts eine besondere Funktion zukommt. Sie schützen nämlich menschliche Infrastruktur in den Tälern beispielsweise vor Lawinen, Steinschlag oder auch Erdrutschen.

„Allein im Forstbetrieb Berchtesgaden gibt es 14.272 ha Schutzwald, der von den Förstern gepflegt wird, wie Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller betont: „In den vergangenen 5 Jahren wurden allein am Forstbetrieb Berchtesgaden mehr als 740.000 junge Bäume gepflanzt. Dabei wurde mit 30 verschiedenen Baumarten der Mischwald angereichert.“ Vor allem Tannen, Fichten, Buchen, Lärchen, Eichen, Eiben und Erlen werden von den Forstwirten gepflanzt. In den vergangenen fünf Jahren wurden mehr als 2,6 Mio. Euro in Pflanzung und Kultursicherung investiert. Unterstützt werden die Maßnahmen vom AELF Traunstein im Rahmen der besonderen Gemeinwohlleistungen.

Gefahr: Starkregen
Auch beim Wasserrückhalt spielt der Schutzwald eine wichtige Rolle: Bei Extremwettereignissen mit Starkniederschlägen, wie sie im Klimawandel immer häufiger auftreten werden, kommen innerhalb kürzester Zeit enorme Wassermengen zu Boden. Diese lassen im Gebirge Wildbäche anschwellen, die dann wiederum mit ihren gewaltigen Wassermassen Siedlungen in den Tälern bedrohen können. Hier kommt dem Bergwald eine entscheidende Bedeutung zu, um die Schäden von Starkregenereignissen zu minimieren: Er kann auf verschiedene Weise die abfließende Wassermenge dämpfen. Zum einen ermöglichen die Wurzeln der Bäume eine höhere Wasseraufnahmefähigkeit im Boden. So ist das Wasser zwar nicht verschwunden, aber es wird im Waldboden gepuffert. Gleichzeitig stabilisieren die Wurzeln auch den Boden und schützen ihn damit vor Erosion durch das Wasser. Außerdem ist ein typischer Waldboden an der Oberfläche deutlich rauer als zum Beispiel der blanke Fels oder vergraste Flächen, die Geschwindigkeit des Wasserabflusses wird reduziert.

Waldboden hält Wasser
Wäre also der Wald und vor allem der Waldboden nicht da, würde Wasser bei Starkniederschlägen ungebremst ins Tal rauschen und dort unter Umständen große Schäden anrichten. Der Bergwald ist somit eine Art Lebensversicherung für Mensch und Tier in den Alpen und ein Schutzgarant für Siedlungen und Infrastruktur.

Deshalb ist es für die Bayerischen Staatsforsten eine vordringliche Aufgabe, den Bergwald und damit auch den Schutzwald durch eine nachhaltige Bewirtschaftung gesund zu erhalten und zu pflegen. Denn nur ein gesunder Bergwald kann langfristig alle Funktionen erfüllen, auf die wir Menschen angewiesen sind. Bei der Pflege des Berg- und Schutzwaldes geht es vor allem darum, dauerhaft einen stabilen Waldbestand zu erhalten. Dieser besteht im Idealfall aus jungen und alten, also auch dünnen und dicken Nadel- sowie Laubbäumen. Nur durch diese vielfältige Struktur ist der Wald bestens gerüstet, um Naturgefahren für die Talbewohner und Gäste abzuwehren.

Pflege ist wichtig
Doch der Schutzwald braucht auch Schutz durch den Menschen. Mancherorts schwächeln die Schutzwälder etwas, da sie bereits sehr alt sind. Häufig befinden sich diese Wälder in schlecht erschlossen Lagen, die auch für unsere heimischen Wildarten wie Rehe, Hirsche oder die Gams attraktiv sind. Die Folge ist Wildverbiss, gerade die Knospen junger Bäume werden gerne gefressen und die Bäume dadurch geschädigt.

Zudem ist der Boden in solch alten Wäldern meist mit Gras bedeckt und der dicke Grasfilz verhindert ein erfolgreiches Keimen der Baumsamen. Daher schaffen es diese altersschwachen Wälder oftmals nicht aus eigener Kraft, eine neue Waldgeneration zu erzeugen.

Und hier kommen wieder die Forstleute der Bayerischen Staatsforsten ins Spiel. Denn sie versuchen, z.B. durch eine erfolgreiche Borkenkäferbekämpfung und die Förderung der Naturverjüngung mit Holzernte in zu dunklen Waldteilen, zusätzliche Pflanzflächen zu vermeiden. Nur dort, wo es notwendig ist, pflanzen fleißige Hände junge Tannen und Lärchen. Außerdem werden diese Flächen intensiver bejagt, solange sich die jungen Bäume im Aufwuchs befinden, um sie vor Verbiss zu schützen.