Schwedische Förster besuchen bayerische Wälder in Simbach
Schweden haben großes Interesse am erfolgreichen Borkenkäfermanagement der Bayerischen
05. Februar 2020, Wasserburg/Simbach - Eine hochrangig besetzte Delegation der schwedischen Forstverwaltung „Skogsstyrelsen“ besuchte den Forstbetrieb Wasserburg der Bayerischen Staatsforsten, um sich über die Bekämpfung des Borkenkäfers zu informieren. Vor allem die selbst entwickelte App „ZE-Insekt“ und ein klimaangepasster Waldumbau standen dabei im Mittelpunkt. Auch Schweden wird zukünftig bedingt durch den Klimawandel vermehrt mit Borkenkäfer zu kämpfen haben. Darauf wollen die Skandinavier vorbereitet sein und holten sich daher Handlungsempfehlungen von ihren bayerischen Kollegen.
Grund für dieses länderübergreifende Zusammentreffen war eine Anfrage seitens des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, vertreten durch Ralf Petercord. Das waldreiche Schweden wird in jüngster Zeit deutlich stärker von Borkenkäferplagen heimgesucht als bisher. Die ca. 4mm großen Insekten bohren sich vorzugsweise in die Rinde von Fichten ein. Der befallene Baum versucht sich noch durch Harzbildung zu retten, in trockenen und warmen Jahren führt er allerdings einen aussichtlosen Kampf. Umso dringlicher ist dort der Handlungsbedarf.
„Die frühzeitige Suche nach befallenen Fichten und die rasche Aufarbeitung sind die wichtigsten Aspekte eines wirkungsvollen Borkenkäfermanagements“, erklärte Forstbetriebsleiter Heinz Utschig den schwedischen Kollegen. In wenigen Wochen wird am Forstbetrieb Wasserburg bereits mit der Suche nach befallen Bäumen begonnen. Eine Mannschaft von 80 Personen sucht hierbei 20.000 ha in vier Tagen ab. In Zukunft könnten hier z.B. auch Drohnen unterstützen, deren Einsatz derzeit jedoch nur eingeschränkt sinnvoll ist. „Wenn die Drohne eine befallene Fichte erkennt, ist es meist schon zu spät“ sagte Petercord. Um eine schnelle Aufarbeitung zu ermöglichen setzen die Bayerischen Staatsforsten die eigens entwickelte Smartphone-App „ZE-Insekt“ ein. GPS-Koordinaten, Anzahl befallener Bäume sowie das Entwicklungsstadium des Borkenkäfers werden darin erfasst. Diese Informationen stehen tagesaktuell dem Forstbetrieb zur Verfügung und beschleunigen die Koordination des eingesetzten Personals. Eine Bagatellgrenze gibt es hierbei nicht: „Wir arbeiten jeden vom Borkenkäfer befallenen Baum auf“ bekräftigte Martin Klinger, Revierleiter in Simbach.
Die Bekämpfung erfolgt nicht nur akut an geschädigten Bäumen, sondern auch längerfristig durch einen gezielten Waldumbau. So werden bereits seit den achtziger Jahren vor allem Buchen, Tannen und Douglasien unter Fichten gepflanzt. Die Bestände werden dadurch stabiler gegenüber Stürmen und Trockenheit. Sollte dennoch ein Schadereignis auftreten und die Altbäume absterben, ist bereits eine neue Generation an Waldbäumen vorhanden. „Ziel einer effektiven Bekämpfung ist die Vermeidung von großen Kahlflächen“ sagte Utschig.
Das Borkenkäfermanagement des Forstbetriebes Wasserburg traf auf großes Interesse. Mit vielen Ideen und einem guten Gefühl wieder „Herr der Lage“ werden zu können traten die schwedischen Forstleute die Heimreise an. „Heute war ein Tag der Hoffnung“ mit diesem Satz fasste Herman Sundqvist, Leiter der Schwedischen Forstverwaltung, den Tag treffend zusammen.