Schwerer Arbeitsunfall im Ausbildungszentrum - Eine Rettungsübung
Bayerische Staatsforsten führen großangelegte Rettungsübung durch
21. November 2019, Vilshofen - Forstwirtschaftsmeister und Sicherheitsbeauftragter der Bayerischen Staatsforsten Michael Fischer steht mit Betriebsleiter Thomas Verron und Servicestellenleiter Harald Hölzl verdeckt auf Beobachtungsposten neben dem Ausbildungs- und Revierzentrum in Vilshofen. Plötzlich hören sie laute Schmerzensschreie vom Dachboden des Vilstalzentrums.
Revierleiter Jürgen Färber, der im Gebäude unterhalb mit seinen Kollegen gerade seine Sprechstunden für betriebliche Kunden abhält, realisiert als Erster, dass etwas passiert sein muss. Als er zum Hilferufer ins Halbdunkel aufsteigt, schlägt sein Puls hoch. Der Verletzte ist von BRK-Helferin Ines Voithberger so gut geschminkt, dass er sofort an einen echten Notfall denkt. Wie alle Beteiligten, weiß nichts von einer Übung. Schließlich soll diese so realitätsnah ablaufen wie möglich. Färber ist glücklicherweise in seiner Zivildienstzeit als Ersthelfer ausgebildet worden. Perfekt bringt er die pulsierende Armblutung zum Stillstand. Der Verletzte war beim Leuchtstoffröhrenwechsel von der Leiter gefallen, hatte sich Splitter der zu Boden gefallenen Röhrenteile in den Arm gerammt, zudem offenbar schwere Rückenverletzungen zugezogen. Weitere zu Hilfe eilende Kollegen unterstützten mit Handy-Taschenlampe und Verbandsmaterial. Hubert Hecht setzte den Notruf an die Rettungsleitstelle ab und eilte dann zum Rettungstreffpunkt beim Feuerwehrhaus Vilshofen, um die Rettungskräfte aufzunehmen und zum Unfallort zu lotsen. Forstwirtschaftsmeister Martin Lehmeier hält die Übungsabfolge akribisch nach Uhrzeit und Ablaufschritten protokollarisch fest. Zudem waren Kameras verdeckt aufgestellt, um den Ablauf festzuhalten. „Learning by Doing“ ist da der Hintersinn.
Fischer hatte in die von ihm organisierte Rettungsübung die Feuerwehren Vilshofen und Rieden, das BRK Maxhütte-Haidhof und die Bergwacht Schönsee samt Krisen-Interventionsteam mit einbezogen. Kurz nach der Erstversorgung des Verletzten heulten gegen 15.30 Uhr die Sirenen. Für die Wehren ein noch ungünstiger Zeitpunkt, da die meisten Aktiven noch im Berufsalltag stecken. So dauerte es eine kleine Weile, bis die Wehren zur technischen Unterstützung anrückten. In Vilshofen sprang ein Einsatzfahrzeug wegen Batteriedefekts nicht an, in Rieden fehlte der entsprechende Fahrzeugführer. Also auch für die Wehren ein Live-Erleben. Das BRK rückte mit Notärztin Désirée Decking-Ott, Rettungssanitäter Dominik Lehner und mehreren Helfern an, versorgte den Verletzten professionell und bereitete ihn für die schwierige Bergung vor. Die übernahm die Bergwacht. In einem luftgepolsterten Bergesack wurde der Rückenverletzte quasi eingeschweißt stabil über Leitern mit Hilfe vieler Wehrmännerhände abgeseilt und dann in den Rettungswagen zum Abtransport gehievt. Für alle Fälle hatten die Wehrleute in der Dämmerung auf der benachbarten Rinderweide einen Hubschraubernotlandeplatz ausgeleuchtet.
Am Ende wurden in der Lehrlingswerkstatt miteinander nochmals die Abläufe und eventuelle erlebte Handicaps besprochen. Es läuft nicht immer auf Anhieb alles perfekt rund. Das ist auch gut so, denn nur aus Fehlern lernt man. Insgesamt waren alle Beteiligten mit dem Ablauf der Rettungskette zufrieden und stolz auf die gemeinschaftliche Aktion und reibungslose Zusammenarbeit. Die muss im Notfall Menschenleben retten. Maximilian Klingseisen fühlte sich als Verletzter jedenfalls bestens versorgt und in professionellen Händen. Nur Jürgen Färber benötigte nach seinem anfänglichen Schrecken kurz die Hilfe des Interventionsteams.
Die Bayerischen Staatsforsten bedankten sich bei allen Helfenden mit einer abschließenden Brotzeit. „Im Notfall ist auf alle einfach Verlass“, so Betriebsleiter Verron. Schließlich müssen die Bayerischen Staatsforsten üben, um ihrem Ohris-Sicherheitsstandard und dem Zertifikat nachzukommen.