Stabwechsel am Forstbetrieb Neureichenau
Staffelübergabe im Forstbetrieb: Die neue Forstbetriebsleiterin Linda Madl (links) übernimmt von ihrer Vorgängerin Gudula Lermer (rechts), die in den Ruhestand verabschiedet wird. In der Mitte: Vorstand Manfred Kröninger. (Foto: Johanna Wolf/ BaySF)
DownloadNach zehn Jahren an der Spitze des Forstbetriebs Neureichenau verabschiedet sich Gudula Lermer in den Ruhestand. Nachfolgerin wird Linda Madl, die aus der Unternehmenszentrale in Regensburg nach Neureichenau wechselt.
Der östlichste Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten bekommt eine neue Führung: Die Forstwissenschaftlerin Linda Madl wird im Mai die Leitung des Betriebs von Gudula Lermer übernehmen. Vorstand Manfred Kröninger dankte Frau Lermer im Rahmen einer Feierstunde für die hervorragende Arbeit: „Sie haben in Ihrer über 40-jährigen Berufslaufbahn alle Facetten der forstlichen Welt kennengelernt und dabei wertvolle Impulse gesetzt. Ich danke Ihnen ganz besonders für Ihr Engagement in den letzten zehn Jahren im Staatswald in Neureichenau. Sie übergeben einen gut aufgestellten Forstbetrieb an Ihre Nachfolgerin.“ Mit Linda Madl, so Manfred Kröninger, habe man eine Nachfolgerin gefunden, die mit Sachverstand und Umsicht die hervorragende Arbeit von Gudula Lermer weiterführen wird.
Die 45-jährige gebürtige Berlinerin Linda Madl hat an der Technischen Universität Dresden Forstwissenschaft studiert. Nach dem Referendariat begann sie ihren Werdegang 2008 bei den Bayerischen Staatsforsten in der Internen Revision. In den Jahren 2009 und 2010 war sie zur Unterstützung des Leitungsdienstes am Forstbetrieb Waldsassen, 2012 arbeitete sie bei der Forsteinrichtung des Forstbetriebs Kelheim mit. Ab 2017 war Linda Madl stellvertretende Forstbetriebsleiterin in Wasserburg am Inn, 2019 übernahm sie kommissarisch die Leitung des Forstbetriebs Weißenhorn. Seit 2020 war Linda Madl in der Unternehmenszentrale in Regensburg als Spezialistin für Projektmanagement und Holz-Datenmanagement eingesetzt.
Für Linda Madl war der Wechsel nach Neureichenau eine Herzensentscheidung: „Die weiten und strukturreichen Wälder im Forstbetrieb sind ein Traum für Försterinnen und Förster. Es ist eine wunderbare Aufgabe, zusammen mit einem motivierten und gut ausgebildeten Team diese Wälder weiterzuentwickeln.“ Die Voraussetzungen seien sehr gut, so Madl: „Gudula Lermer hat die richtigen Weichen gestellt und den Forstbetrieb bestens organisiert. Ich finde hier eine sehr gute Basis, auf der ich aufbauen kann. Hauptziel wird es sein, die Entwicklung zu zukunftsfähigen, klimatoleranten der Wälder weiterzuführen.“
Für Gudula Lermer geht Ende des Monats eine 43-jährige forstliche Laufbahn zu Ende. Die Forstwissenschaftlerin stammt aus Wildthurn bei Landau in der Isar. Nach dem Studium der Forstwissenschaften an der LMU München war sie unter anderem an den Forstämtern Landshut, Simbach, Kelheim, Griesbach sowie Geisenfeld eingesetzt. Ende der 1980er Jahre wechselte sie an die Oberforstdirektion in Regensburg. Ab 1990 war sie in verschiedenen Leitungspositionen der damaligen Staatsforstverwaltung tätig und erfüllte Lehr- und Forschungsaufträge an der Bayerischen Versuchs- und Forschungsanstalt, an den Landwirtschaftsschulen Landshut, Pfaffenhofen, Pfarrkirchen und Landau sowie der LMU München. Von 2005 bis 2013 leitete sie den Bereich Forsten am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen, seit 2013 war sie Leiterin der Abteilung „Waldbau und Bergwald“ an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft Freising. Im Jahr 2015 wechselte sie schließlich als Forstbetriebsleiterin an den Forstbetrieb Neureichenau.
Die Zeit in Neureichenau war für Lermer geprägt vom Wandel: „Angefangen beim Waldumbau, den wir mit konsequenter Reh- und Rotwildbejagung weitergeführt haben, über das Büroteam, das heute zu großen Teilen aus jungen Leuten besteht bis hin zur Werkstatt für Forstwirt-Azubis standen die Zeichen auf Veränderung und Verjüngung. Das haben wir als Team gut hinbekommen, wir haben die Weichen in Richtung Zukunft gestellt“, sagt Gudula Lermer. Prägend für den Forstbetrieb und die ganze Region sei aber auch der Orkan Kolle gewesen, der im Bayerischen Wald riesige Schäden verursachte. „Wir haben es geschafft, die gewaltigen Schadholzmengen aufzuarbeiten ohne einen einzigen schweren Unfall. Das spricht für die hervorragend ausgebildeten Beschäftigten und Unternehmer.“ Und anschließend habe der Forstbetrieb den Waldumbau weitergeführt: „Vor allem haben wir mittels Jagdmanagement die natürliche Verjüngung von Tannen, Buchen, Eichen und Douglasien gefördert, also Baumarten, die künftig im Forstbetrieb Neureichenau das forstliche Rückgrat im Klimawandel bilden sollen. Nur wenige Flächen mussten mit Pflanzungen ergänzt werden.“ Gerade bei Tanne und Eiche, so Lermer, seien waldverträgliche Wildbestände nötig: „Ich bin da sehr optimistisch: Wir können uns in Neureichenau nicht nur hochmotivierte Forstleute, sondern auch auf versierte Jäger verlassen.“
Forstbetrieb Neureichenau:
Der Forstbetrieb Neureichenau ist der östlichste Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten. Zwischen Donau, Inn und Ilz – im Dreiländereck Bayern, Tschechien, Österreich – erstrecken sich ausgedehnte Mischwälder mit einer hohen Artenvielfalt. Die Bergmischwälder im Bayer. Wald durchstreifen Luchs, Fischotter, ja sogar manchmal Elche und die von der Buche dominierten Wälder mit Eichen und Hainbuchen um Passau beherbergen so seltene Arten wie Smaragdeidechse oder Äskulapnatter. Jährlich werden rund 150.000 Kubikmeter Holz im Rahmen einer naturnahen Waldwirtschaft nachhaltig geerntet und in der Region verarbeitet. Der Bayerische Wald ist einerseits ein traditionelles Urlaubsgebiet, andererseits nutzen viele Einheimische die Wälder des Forstbetriebs zur Erholung wie zum Beispiel zum Skilanglauf, Radeln, Joggen oder Wandern.