Tannenoffensive im Sulzschneider Wald zeigt Wirkung
Steinbach, 23. November 2017 - Im Sulzschneider Staatswald wurden seit 2012 rund 40.000 Weißtannen in kleinen Gruppen im ganzen Wald verteilt eingebracht. Die ursprünglich kleinen Tannenpflänzchen sind jetzt größer geworden und überall zu sehen! „Das ist eine große Leistung, vor allem aus jagdlicher Sicht!“, freut sich der regional verantwortliche Staatswald-Revierleiter Jürgen Sander.
Im Voralpenland findet man oft schwere lehmige Böden. Die meisten auf der Grundmoräne und den Jungmoränen, die die Gletscher hinterlassen haben. Wegen des sich auf dem Lehm anstauenden Wassers können sich die Fichten nicht fest im Boden verankern. Sie bilden ganz flache Wurzelteller, die bei stärkerem Wind nicht genügend Halt bieten. „Die Tanne kommt mit so schwierigen Bodenverhältnissen viel besser zurecht. Mit ihrer Pfahlwurzel kann sie tief in die Grund und Jungmoräne wurzeln und als stabile Baumart dem ganzen Bestand mehr Festigkeit geben“, erklärt Forstbetriebsleiter Jann Oetting. „Schon in den 1980igern begann als Pionier der damalige Forstdirektor Perras mit seiner Mannschaft, den Sulzschneider Wald mit der stabilen Weißtanne umzubauen. Viele gelungene ca. 40 Jahre alte Tannenmischbestände zeugen von den damaligen Bemühungen und dafür sind wir heute sehr dankbar“, so Oetting weiter.
Das Einbringen der Tanne in den Wald ist nämlich nicht ganz einfach. Die Tanne verträgt keinen Spätfrost. Revierleiter Sander: „Während starke Kälte im Winter den Bäumen nichts ausmacht, erfrieren die frisch ausgetriebene Sprosse bei den Spätfrösten im Frühling. Deshalb wird die Tanne unter Schirm gepflanzt. Unter dem Dach des Altbestandes herrscht ein eigenes Kleinklima, das Temperaturschwankungen ausgleicht. Während im Freiland bei Frost oft der Reif auf den Freiflächen zu beobachten ist, bleibt es im Wald meist noch frostfrei.“ Außerdem ist die Tanne sehr verbissempfindlich. „Soll die Tanne wachsen können, muss fleißig gejagt werden! In vielen Bereichen muss sie auch mit Verbissschutzmitteln geschützt werden!“, ergänzt der Sonthofener Forstbetriebsleiter Oetting
Sind die jungen Tannen manns- bis zimmerhoch, bekommen sie vom Förster mehr Licht: Der Altholzschirm wird stärker aufgelockert. Wenn die Naturverjüngung nicht ausreicht, werden die Flächen mit weitere Mischbaumarten aufgeforstet. Das Ziel sind stabile, strukturreiche Mischwälder aus Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn, Ulme und weiteren, sich natürlich aussamenden, Baumarten. So versuchen die Bayerischen Staatsforsten diese „neuen“ Wälder auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Denn zum Problem der schwierigen Böden gesellt sich noch der Klimawandel: Wenn es wärmer und trockener wird, können die flach wurzelnden Baumarten bei Trockenheit nicht ans Grundwasser gelangen. Schlecht wasserversorgt sind sie eine leichte Beute für den Borkenkäfer. Der vermehrt sich in solchen Stämmen explosionsartig, die reinen Fichtenbestände sind dann dem Untergang geweiht. „Ausgehend von ca. 60 Nachkommen pro Weibchen kann dessen Nachkommenschaft bei 3 Generationen und mehreren Geschwisterbruten mehr als 100.000 Nachkommen pro Jahr betragen!“ rechnet Oetting vor.