Tausende Eichen gegen den Klimawandel
Landrat Dr. Hans Reichhart und Staatsforsten-Chef Martin Neumeyer informieren sich über Stand des Waldumbaus im Landkreis Günzburg
19. August 2021, Weißenhorn - Der Klimawandel ist im Wald angekommen. Dies spüren Waldarbeiter, Försterinnen und Förster bereits seit Jahren, denn sie sind fast jeden Tag in den von Ihnen betreuten Wäldern unterwegs. Da nimmt man Veränderungen und die Probleme der Wälder intensiv wahr. So wie Revierförster Hubert Bonath. Der 60-jährige hat ein feines Näschen für die Staatswälder um Ettenbeuren, für die er seit 2015 verantwortlich ist: „Wenn Bäume im Wald vom Borkenkäfer befallen sind, rieche ich das oft bevor ich den befallenen Baum sehe. Erfreulicherweise war dieser Geruch heuer wegen der guten Wasserversorgung der Fichten seltener wahrzunehmen. Das heißt aber nicht, dass wir beim Umbau der Fichtenbestände zu artenreicheren Mischwäldern eine Verschnaufpause einlegen dürfen – der Waldumbau ist dringlicher denn je.“
Mit dieser Einstellung zum Wald und seiner vorausschauenden Pflege ist Hubert Bonath an diesem Donnerstag nicht allein: Hoher Besuch aus dem Landratsamt und aus der Zentrale der Bayerischen Staatsforsten in Regensburg ist in den kleinen Staatswalddistrikt „Roggenburg“ nahe Ettenbeuren gekommen. Der Landrat des Landkreises Günzburg, Dr. Hans Reichhart, und Staatsforsten-Chef Martin Neumeyer lassen sich dort von Forstbetriebsleiter Martin Eggert und Revierförster Hubert Bonath über den Zustand der Staatswälder, den Klimawandel und den notwendigen Waldumbau informieren. Themen, die politisch ganz oben auf der Tagesordnung stehen, wie Landrat Dr. Reichhart verdeutlicht: „Der Landkreis Günzburg beschäftigt sich seit geraumer Zeit intensiv mit dem Klimawandel, den großen Risiken, die damit verbunden sind und natürlich auch mit den Lösungen. Unseren Wäldern kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, denn die Bäume binden in ihrem Holz große Mengen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid. Wir müssen daher hier vor Ort unserer Verantwortung gerecht werden und die Wälder im Landkreis, denen Trockenheit, Stürme und der Borkenkäfer zunehmend zusetzen, zu klimastabilen Wäldern umbauen. Ich danke den Fachleuten der Bayerischen Staatsforsten, die dabei deutlich sichtbar und vorbildlich vorangehen.“
Vorstandsvorsitzender Martin Neumeyer kann dazu beeindruckende Zahlen nennen: „Mit unserem 30-Millionen-Bäume-Programm pflanzen die Bayerischen Staatsforsten bis Ende 2024 bayernweit jedes Jahr rund sechs Millionen junge, klimatolerante Bäume in den Staatswäldern. Ich bin dankbar, dass Ministerpräsident Dr. Söder und Forstministerin Kaniber uns dafür gute Rahmenbedingungen geschaffen haben: Das eigens von der Staatsregierung aufgelegte Programm hilft uns dabei, den Waldumbau weiter zu forcieren, weil es uns ermöglicht, noch mehr zu tun und jedes Jahr rd. 1 Million zusätzliche Bäume zu pflanzen.“
Wie konkret diese Pflanzungen im Bereich des Forstbetriebs Weißenhorn umgesetzt werden, erläuterte Forstbetriebsleiter Martin Eggert bei einem kleinen Waldspaziergang. Beispielsweise wurden im Frühjahr 2021 tausende junge Eichen im Rahmen des „30-Millionen-Bäume Programms“ in dem Waldstück gepflanzt. Warum die Wahl gerade auf die Eiche fiel, kann Eggert schlüssig erklären: „Eichen können ein intensives, tief reichendes Wurzelwerk bilden, das sie in Trockenphasen ausreichend mit Wasser aus tieferen Schichten des Bodens versorgt. Die Wurzeln sorgen auch dafür, dass die Eichen stabil stehen bleiben, wenn Stürme und Starkregen benachbarte Fichten umwerfen. Für uns ist die Eiche ein wichtiger Teil der Lösung in Zeiten des Klimawandels.“
Doch das Pflanzen von jungen Bäumen ist nur ein Aspekt des Waldumbaus, wie sich auf dem Waldbegang zeigte. „Den größten Teil des Nachwuchses im Wald erreichen wir mit der natürlichen Verjüngung der Bäume: Wenn der Wildbestand sich in einer tragbaren Größenordnung bewegt, können Bäume sich erfolgreich natürlich ansamen und dann auch hochwachsen. Jeden jungen Baum per Hand zu pflanzen, wäre gar nicht leistbar: Wir reden schon jetzt in unserem Forstbetrieb von mehr als 100.000 gepflanzten jungen Bäumen im Jahr. Dazu kommen mehrere hunderttausend Bäumchen, die sich natürlich ansamen. Nur mit diesem Miteinander von gezielten Pflanzungen und Naturverjüngung schaffen wir den Klimawald“, so Eggert.
Alles in allem läuft der Waldumbau im Forstbetrieb Weißenhorn also auf Hochtouren. Die Wälder werden vielfältiger und artenreicher, gleichzeitig gewinnen sie mehr Stabilität gegenüber den Folgen des Klimawandels. Staatsforsten-Chef Martin Neumeyer bestätigte, dass die Bayerischen Staatsforsten beim Tempo nicht nachlassen werden: Alle umbaudringlichen Fichtenbestände im Staatswald sollen bis zum Jahr 2030 mit Mischbaumarten umgebaut sein.
Gleichzeitig verdeutlichte Neumeyer den Zusammenhang zwischen Waldumbau und Holznutzung auch mit Blick auf den Klimawandel: „Um jungen Zukunftswald nachzuziehen und ausreichend Licht für die jungen Bäumchen zu schaffen, müssen andere Bäume gefällt werden: Dabei ernten wir nachhaltig Holz, aus dem hochwertige Möbel, Dachstühle und ganze Holzhäuser gefertigt werden. Jeder Bauherr, der sein Haus mit nachhaltig erzeugtem regionalen Holz errichtet, leistet einen wichtigen und auch wuchtigen Beitrag zum Schutz unseres Klimas.“