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Team ZE der Bayerischen Staatsforsten startet im Frankenwald

Michael Meyer, Thorsten Knöll und Leonhard Lorenz (v.l.n.r) vom Team ZE bei einem Einsatzgespräch mit Unternehmer Florian Müller im Frankenwald.

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Servicestellenleiter Christoph Winkler (3.v.r.) vom Forstbetrieb Nordhalben mit (v.l.n.r.) Thorsten Knöll, Michael Meyer und Leonhard Lorenz vom Team ZE.

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Diese Bohrlöcher im Fichtenstamm deuten auf einen Borkenkäferbefall hin, eine rasche Aufarbeitung ist nun unumgänglich.

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So sieht das Innere der Fichtenrinde nach einem Befall aus: Deutlich lassen sich die Fraßgänge der Larven erkennen, die den Baum absterben lassen.

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Einsatzleiter Georg Häfner und Jochen Köppl beim Einsatz im Forstbetrieb Rothenkirchen.

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22. Mai 2024, Nordhalben/Rothenkirchen – Der vergangene Sommer war im Frankenwald der bisher borkenkäferreichste seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten: Allein in der Forstbetriebsgemeinschaft Coburg-Rothenkirchen mussten über 500 000 Festmeter Käferholz eingeschlagen und aus dem Wald geschafft werden, was dem über dreifachen des „normalen“ Einschlags entspricht. Das Unternehmen stellt sich dieser Herausforderung nicht nur durch die sukzessive Vereinfachung von betriebsübergreifenden Maßnahmen, die im neuen Geschäftsbereich „Produktion“ gebündelt sind, sondern es bringt zusätzlich auch eine neue Schnelleingreiftruppe in den Einsatz: Das 2024 neu gegründete „Team ZE“ ist seit vorvergangener Woche erstmals im Frankenwald im Einsatz, vorangegangen waren seit April umfassende Schulungen.

Das „ZE“ in Team ZE steht für „Zufällige Ereignisse“. Dies ist der forstliche Überbegriff für alle Baumentnahmen, die abseits der eigentlichen Planung durch ebensolche „zufälligen Ereignisse“ nötig werden. Neben Borkenkäferbefall sind auch Sturmwurf- oder Schneebruchflächen solche „Zufälligen Ereignisse“. Der Einsatz des Teams ZE ist also grundsätzlich nicht auf die käfergeschädigten Betriebe beschränkt, sondern ein über Betriebsgrenzen hinaus einsetzbares, flexibles Instrument. Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten haben sich freiwillig für die Einsatzgruppe gemeldet.

Einer davon ist Leonhard Lorenz. Er blickt auf den Bildschirm seines Toughbooks: Eine ganze Kaskade roter Punkte verteilt sich über die topografische Karte, die die Abteilung Lamitz des Forstreviers Wallenfels im Forstbetrieb Nordhalben wiedergibt. Jeder Punkt entspricht einem befallenen Baum oder einem Käferloch– also einer Ansammlung befallener Bäume –, der vorher von den Käfersuchtrupps identifiziert worden war. „Unsere Aufgabe als Einsatzleiter ist es, die bestmögliche Vorgehensweise für die effiziente Entnahme festzulegen und an den Maschinenführer zu kommunizieren“, sagt der gelernte Forstwirt Lorenz vom Forstbetrieb Neureichenau über den Motorenlärm eines herannahenden Harvesters. Die Erntemaschine biegt von der Forststraße in die steile Rückegasse ein und nimmt sich die erste mit einem rosaroten X markierte Fichte vor. Um das weitere Vorgehen zu planen, müssen Lorenz und seine Kolleginnen und Kollegen das Einsatzgebiet kennen: Wie kann die Maschine effizient geführt werden, wo werden Beifäller im motomanuellen Einsatz benötigt, wo müssen Seilwinden zum Einsatz kommen? Und wie kann dann auch die Abfuhr möglichst schnell und dennoch schonend bewältigt werden?

Eben diese tagtäglichen Herausforderungen als Einsatzleiter sind für Lorenz das Salz in der Suppe. Er leitete bereits Maschineneinsätze im Forstbetrieb Berchtesgaden und war zuletzt auch schon mal in Nordhalben abgeordnet. Nun tat sich mit der Ausschreibung des Teams ZE vor Weihnachten eine neue Türe auf. „Ich habe nicht lange überlegen müssen und mich beworben: Der Frankenwald braucht jetzt Unterstützung, damit wir den Käfer stoppen können.“

Herausfordernd ist die Aufgabe in jedem Fall: Mit den Punkten, die ihm die forstliche Software heute anzeigt, wird es nicht erledigt sein. Bereits bei den Einsätzen fallen den erfahrenen Forstleuten immer wieder weitere befallene Bäume auf. „Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, jeden Befall in jedem Stadium sofort zu entdecken“, weiß auch ZE-Teammitglied Thorsten Knöll vom Forstbetrieb Hammelburg, der ebenfalls in Nordhalben eingesetzt ist. „Deswegen müssen wir immer die Augen offenhalten und flexibel reagieren, wenn wir weiteren Befall entdecken.“

Der Schwärmflug setzte aufgrund der milden Witterung früher ein als in normalen Jahren üblich, beobachtet Christoph Winkler. Der Servicestellenleiter des Forstbetriebs Nordhalben ist nicht nur für die Koordination sämtlicher Einsätze auf der Fläche des Forstbetriebs und deren Abrechnung zuständig, er integriert auch die zugewiesenen Einsatzleiter der Eingreifgruppe in die Abläufe. „Man spürt die hohe Motivation der Beteiligten sofort, die Leistungen haben hohes Niveau“, ist Winkler zufrieden. Er war im April bereits zusammen mit weiteren Kollegen damit befasst, das Team ZE zu schulen und auf den Einsatz im Frankenwald vorzubereiten. „Wir spielen hier Pacman nach etwas ungewöhnlichen Regeln“ sagt Winkler in Anlehnung an das bekannte Videospiel aus den 80ern und die mit Punkten übersäte Revierübersicht.

Die Einsatzzeit der Team-ZE-Kräfte von bis zu vier Monaten im Einsatzgebiet eröffne aber neue Möglichkeiten. „Ohne die Abordnungen in Abrede stellen zu wollen - denn die laufen ja parallel weiter und sind ebenso sehr wichtig – ist es für unsere Planungen einfach unheimlich wertvoll, gut geschulte Kolleginnen und Kollegen auch längerfristig im Einsatz zu haben“, resümiert Winkler.

Das unterschreibt auch Forstwirt Jochen Köppl aus dem Forstbetrieb Flossenbürg, der im benachbarten Frankenwald-Betreib Rothenkirchen eingesetzt ist: „Ich war auch schon auf Abordnung drei Wochen hier, das geht unheimlich schnell vorbei. Jetzt bleibe ich mit kurzen Unterbrechungen insgesamt 12 Wochen, da kann man sich ganz anders einarbeiten.“ Für Georg Häfner vom Forstbetrieb Pegnitz hingegen ist es der erste Frankenwald-Einsatz. „Mir gefällt es bislang sehr gut. Die Vorbereitung war intensiv aber geprägt davon, dass alle hier was erreichen wollen. Das Miteinander mit Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen bayerischen Forstbetrieben ist eine tolle Erfahrung.“

Insgesamt umfasst das Team ZE aktuell zehn Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter, die flexibel bei Bedarf bayernweit mit bis zu vier Monaten Einsatzdauer eingesetzt werden können. Die Einsatzorte werden vom Bereich Produktion definiert, die Abstimmung vor Ort läuft über die jeweiligen Servicestellen. „Mit dem Team ZE bekommen wir ein flexibles Team von zehn Vollprofis, das kurzfristig einspringen kann und ohne große Eingewöhnung sofort loslegt“, sagt Christoph Gerstl vom Bereich Produktion. Hierbei ist der Weg auch gleichzeitig das Ziel: Heute schon steht fest, dass das Team ZE sich nach der Käfersaison treffen und besprechen wird, um im offenen Erfahrungsaustausch die Prozesse nachzuschärfen und in Zukunft noch besser vorbereitet zu sein. „Der Käfer wird uns erhalten bleiben – also auch das Team ZE.“