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Vegetationsgutachten: Mit Statistiken zum Wald von Morgen

Hier wurden im Sommer die jungen Tannen mit Schafwolle vor Verbiss im Winter geschützt (Foto: Jann Oetting, BaySF)

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Auszug aus einer revierweisen Aussage des Vegetationsgutachtens. Die revierweisen Aussagen weisen den Praktiker auf wichtige Details hin (Foto: Jann Oetting, BaySF)

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22.02.2019, Sonthofen – Aktuell werden die Ergebnisse der Vegetationsgutachten überall diskutiert und von vielen kommentiert. Das Gutachten wird von der Forstbehörde für alle Waldbesitzarten, also auch für den Staatswald angefertigt. „Wir können mit dem Vegetationsgutachten in der jetzigen Form sehr gut leben. Es ist ein statistisch abgesichertes Verfahren, welches von den Förstern der Forstverwaltung stets korrekt durchgeführt wird. Meine Revierleiter und Berufsjäger sind bei allen Außenaufnahmen mit dabei. Die Ergebnisse unterstützen unsere Arbeit als Waldbewirtschafter und zeigen, dass wir in die richtige Richtung arbeiten“, bewertet Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting das Verfahren.  

„Für mich als Revierleiter sind insbesondere die Zeitreihen ganz wichtige Entscheidungshilfen und ergänzen unser eigenes, jährlich durchgeführtes Traktverfahren optimal“, ergänzt Förster Hubert Heinl seinen Chef. Nochmal Oetting: „Entscheidend ist aber letztendlich das, was aus den Ergebnissen des Vegetationsgutachtens gemacht wird: Die Zahlen dienen als Grundlage für die Erstellung der dreijährigen Abschusspläne beim Rehwild.“  

In einer Region wie im Oberallgäu, in der mit Rehen, Rotwild und Gemsen drei im Wald lebende Schalenwildarten vorkommen, darf der Verbissschaden nicht nur auf Rehe als Verursacher reduziert werden. „Dem Bergwald hilft es nur, wenn neben einer intensiven Reh- und Gemsbejagung auch die Rotwildbestände nicht zu hoch sind. Bisher waren sich Jäger und Förster im Oberallgäu einig, dass Reh- und Gemswild zugunsten des Rotwildes intensiv bejagt werden muss. Das soll auch so bleiben, wenn die gemeinsamen Erfolge nicht gefährdet werden sollen“, beschreibt Forstbetriebsleiter Jann Oetting die Situation.  

In den Wäldern des Forstbetriebs Sonthofen ist die Verjüngung von Fichte, Buche und Bergahorn mittlerweile ohne Probleme möglich. Bei der unverzichtbaren Weißtanne sind aber weiterhin große jagdliche Anstrengungen notwendig. Hier ist der Verbiss teilweise noch zu hoch. „Speziell im Staatswald im Balderschwanger Tal haben wir durch eine intensive Jagd geschafft, einen hohen Anteil Weißtanne in der Verjüngung zu sichern. Aber wo aus verschiedenen Gründen zu hohe Wildbestände da sind, reicht es nicht, nur eine Wildart intensiv zu bejagen“, beschreibt Hubert Heinl die Situation für das größte zusammenhängende Staatsjagdrevier des Forstbetriebs Sonthofen. Forstbetriebsleiter Jann Oetting gibt zu: „Wir haben noch Bereiche, in denen wir nahezu jede Weißtanne mit einem hohen finanziellen Aufwand gegen Verbiss schützen müssen. Denn ohne Schutz hätte diese Baumart dort überhaupt keine Chance!“  

Völlig unstrittig ist für die Staatwaldförster, dass die Oberallgäuer Wälder seit den neunziger Jahren bunter geworden sind. Der Laubholzanteil ist wesentlich gestiegen, reine Fichtenwälder gibt es nahezu nicht mehr. Das ist nicht nur für die dauerhafte Sicherung der Schutzwälder wichtig, auch für das Wild sind diese Wälder wesentlich attraktiver, als reine Fichtenwälder. Nochmal Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting: „Das war eine grandiose Leistung der Jäger und Waldbesitzer! So kommt es, dass in unseren Wäldern heute das Wild bessere Lebensbedingungen vorfindet, als noch vor 30 Jahren. Vereinfacht gesagt, führt mehr Vielfalt im Wald zu mehr Wild und damit auch zur Notwendigkeit, mehr zu jagen! Wie viele Reh, Gems oder Rotwild es tatsächlich bei uns gibt, kann ich nicht sicher sagen. Aber die Jagdzahlen des Forstbetriebs zeigen, dass die Höhe unserer Abschusspläne stetig angepasst werden muss.“

Und Förster Hubert Heinl weiß: „Wenn ich schon nicht weiß, wie hoch genau der Rehwildbestand ist, dann muss mir der Wald zeigen, ob die Jagd ausreicht. Letztendlich ist entscheidend, dass genügend Weißtannen wachsen können. Dann ist die Höhe richtig angesetzt“. Die Statistiken und das Vegetationsgutachten zeigen dafür den Praktikern die Richtung auf.