Headerimage

Waldboden grenzenlos denken

Dr. Klaas Wellhausen (LWF), Dr. Sandra-Maria Hipler, Moritz Janzen und Hund „Brumsel“ (beide BaySF), bei der Vorstellung und Diskussion von boden- und klimaabhängigen Anbaurisikoeinschätzungen (Foto: BFW/M. Schreck)

Download

Bodenwissenschaftler und Forstpraktiker tauschen sich aus

Lindau/Sonthofen, 21.11.24 - Über 70 Bodenwissenschaftler und Forstpraktiker aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben sich drei Tage in Vorarlberg, Bayern und Baden-Württemberg über aktuelle Herausforderungen beim Schutz und Management von Waldböden ausgetauscht. Neben einem Tag mit Vortragsveranstaltung, Posterausstellung und Podiumsdiskussion standen zwei intensive Exkursionstage zwischen Vorarlberger Berggipfeln und bayerischer Bodenseehöhe auf dem Programm. 

Konkreter Anlass für die Tagung war der Boden des Jahres 2024 „Der Waldboden“. Praktiker und Forscher waren sich bei der Tagung schnell einig, dass es diesen „einen“ Waldboden nicht gibt. Die große Bandbreite der Waldböden zwischen Arlberg, Appenzell und Allgäu zeigte sich auch an den zwei Praxistagen im Gelände. Die analysierten und diskutierten Waldböden reichten hierbei von wenige hundert Jahre „junge“ Rendzinen auf Dolomitschutt hin zu tiefgründig entwickelten, mehrere tausend Jahre alten (Para-)Braunerden im Alpenvorland. Letztere wurden im bayerischen Staatswald bei Lindau besichtigt und analysiert.

Förster Moritz Janzen vom Forstbetrieb Sonthofen der Bayerischen Staatsforste hatte sich gerne bereit erklärt, ein Bodenprofil aufgraben zu lassen. Die Diskussion um den Umgang mit den Böden ergänzte er mit Hintergrundwissen zur Forstwirtschaft im Staatswald. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung mit Augenmaß ist hierbei ein Lösungsbeitrag für den Schutz von Waldböden. Denn vielerorts ist der Aufbau klimafitter Wälder und der Waldumbau das Gebot der Stunde und ein wichtiger Beitrag zum Erhalt von Bodenkohlenstoff und Bodenfruchtbarkeit. Ganz nebenbei stellt die Forstwirtschaft auch noch nachhaltig den klimafreundlichen Rohstoff Holz bereit. Als Hauptrisikofaktoren wurden von den Teilnehmern eher Humus- und Kohlenstoffverluste aufgrund des Klimawandels und regional zu hohe Stoffeinträge identifiziert. Um diesen Herausforderungen zu begegnen ist aber unsere gesamte Gesellschaft gefragt.

Vor dem Hintergrund der großen Vielfalt der Waldböden wurde die Initiative der EU für ein Bodenüberwachungsgesetz in der bislang vorliegenden Form auf der Tagung kontrovers diskutiert. Bestehende gesetzliche und strategische Regelungen der beteiligten Länder geben aus Sicht der Wissenschaftler und Praktiker schon jetzt einen geeigneten Rahmen für einen nachhaltigen Umgang mit den so wichtigen Waldböden vor.

Die Wissenschaftler und Praktiker der beteiligten Institutionen konnten, dass es für Waldbesitzende und Förster schon jetzt zahlreiche Hilfsmittel und Informationsangebote für den Aufbau klimastabiler, multifunktionaler Wälder und den Schutz der wichtigen Lebens- und Produktionsgrundlage Waldboden gibt. Es wurden aber auch methodische und fachliche Handlungsfelder identifiziert. Methoden- und Fachaustausch über Ländergrenzen hinweg und flächendeckende Bodenkartierungen/-informationen stehen hierbei weiterhin ganz oben auf der Liste. Kurz gesagt: Wissen zum Wohle des Waldes und Waldbodens aufbauen und teilen.