Wo der Mischwald von morgen wachsen soll….
Sonthofen, 26. März 2021 - Frühjahrszeit ist Pflanzzeit. Noch liegt der März-Schnee im Revier Kürnach-Nord der Bayerischen Staatsforsten. Doch Revierleiter Markus Pfleghardt, der den Wald in diesem Bereich pflegt, muss sich jetzt Gedanken machen: Welche Flächen sollen demnächst mit jungen Bäumchen ausgepflanzt werden? Sobald der Schnee auf den Waldwegen abgetaut und die Pflanzflächen wieder erreichbar sind, wird es losgehen…
„Ziel der Staatswaldbewirtschaftung ist ein artenreicher Bergmischwald aus Fichten, Tannen, Buchen, Bergahornen und anderen, selteneren Baumarten. Er soll sich am besten natürlich, also von selbst verjüngen“, umreißt Pfleghardts Chef Jann Oetting die Herausforderung. Diese Bergmischwälder sind aber leider auf vielen Flächen nicht mehr vorhanden. Der große Holzbedarf der vergangenen Jahrhunderte hat sie verschwinden lassen. In der Kürnach war insbesondere die Glasherstellung ab dem 17. Jahrhundert dafür verantwortlich: Zahlreiche Glashütten verschlangen Unmengen von Holz zum Heizen der Schmelzöfen und zur Erzeugung der Pottasche. Diese wurde zusammen mit Quarzsanden und Kalk für die Herstellung von Glas verwendet. „Alte Rechnungen zeigen, dass für die Produktion von zehn Kilogramm Glas das Holz von einem Hektar Mischwald benötigt wurde“, weiß Förster Markus Pfleghardt.
Zwar hat der Waldanteil nach Schließung der letzten Glashütten Ende des 19. Jahrhunderts wieder deutlich zugenommen. Aber die Baumartenzusammensetzung hat sich stark verändert: Insbesondere die Baumart Tanne hat durch die intensiven Nutzungen gelitten. Vormals mit Abstand der häufigste Nadelbaum in der Kürnach, wurde oft ihr Platz von der ehemals viel selteneren Fichte eingenommen, weil diese deutlich besser mit den großen Freiflächen und dem dort herrschenden, raueren Klima zu Recht kam.
„Heute wollen wir deshalb durch künstliche Pflanzungen die Tanne als Mischbaumart wieder stärker am Waldaufbau beteiligen. In Zeichen des Klimawandels wird dies umso wichtiger: Artenreiche Bergmischwälder sind deutlich klimastabiler als Reinbestände egal welcher Baumart. Und insbesondere die Weißtanne ist äußerst sturmfest und übersteht sommerliche Trockenphasen dank ihres tiefen Wurzelwerks besser als z.B. die borkenkäfergeplagte Fichte“, erläutert Sonthofens Forstbetriebsleiter Jann Oetting.
Und Förster Markus Pfleghardt ergänzt: „Der Revierleiter sucht für die Pflanzung der Tannen gezielt kleinere und mittlere Lücken im Fichten- oder Buchenwald. In diese fällt etwas mehr Licht auf den Waldboden, als im geschlossenen Bestand. Gleichzeitig bieten aber die alten Bäume noch Schutz vor Frösten.“
Die Lücken können natürlich, also beispielsweise durch kleinflächigen Windwurf oder Schneebruch entstanden sein. Oder aber sie wurden im Zuge der Holzernte durch die Entnahme einer Baumgruppe geschaffen. Es darf allerdings vor der Tannenpflanzung noch nicht allzu viel Anderes dort wachsen, also keine kleinen Buchen oder Fichten. Auch starke Verunkrautung, insbesondere durch Brombeere, erschwert die Pflanzung. Nochmal Markus Pfleghardt: „Es ist gar nicht so einfach, die guten Stellen zu finden und wir wollen jedes Jahr erhebliche Flächen in Mischwälder umformen. Acht Hektar will ich jetzt im Frühjahr mit Tanne bepflanzen, das sind ca. elf Fußballfelder!“
Außerdem muss bei der Flächenauswahl auch berücksichtigt werden, wie die großen Bäume später noch geerntet werden können ohne die jungen Bäumchen zu beschädigen. Ist eine Pflanzfläche ausgewählt, wird sie vom Revierleiter markiert und in Karten eingetragen. Dadurch wissen die Waldarbeiter, wo die wertvollen Baumschulpflänzchen demnächst eingebracht werden sollen. Dann heißt es nur noch warten, bis der Schnee geschmolzen ist….