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Sanierung des Forstbetriebs Rothenbuch

Obwohl nur wenige schriftliche Zeugnisse zum Gebäude am Schlossplatz vorliegen, konnte das Archäologische Grabungsteam des Spessartprojekts (www.spessartprojekt.de) interessante Sachverhalte aufspüren. Wie Wappenstein, Fenstergewände und Beschaffenheit des Mauerwerks zeigen, kann, zumindest was die Außenmauern angeht, das Gebäude in die zweite Hälfte des 16.Jh. datiert werden. Es wurde als Zehntscheune des Rothenbucher Schlosses errichtet. Zur gleichen Zeit wurde auch die Schlosskapelle 1575 eingeweiht und 1566 das ehemalige Zeughaus (heute Gasthaus „Zum Löwen“) errichtet.

Die Anfänge und Ausgrabungen

Der Parkplatz

Ein neuer Parkplatz musste der veränderten Erreichbarkeit des Forstbetriebes Rechnung tragen. Er sollte hinter dem Gebäudekomplex verschwinden – schließlich ist ein Forstbetriebssitz kein Autohaus. Der leicht zur Hafenlohr fallende Zufahrtsweg ist einspurig um ein langsames Fahren zu erzwingen. Für den Bau war eine wasserwirtschaftliche Genehmigung notwendig (14.05.2007). Es wurden 14 Stellplätze geschaffen und ein breiterer, behindertengerechter Parkplatz. Im hinteren Teil werden die fünf rechten Parkplätze durch höhere Büsche abgeschirmt, um das beabsichtigte Bild nicht zu stören. Alle standortfremde Bäume am Bachufer wurden entfernt. Die Erlen verjüngt. Die auf dem Schlossplatz stehende „Sängerlinde“ wurde der Auftakt zu einer kleinen Lindenallee.

Die Skulptur

Da jede Achse definiert ist durch Anfangs- und Endpunkt, verlangte das Ende des Zufahrtsweges nach etwas Besonderem, auf dem sich alle Linien beziehen konnten. Der Architekt wurde beauftragt ein Kunstwerk zu entwerfen. Eine 300-jährige Eiche wurde entrindet, die Oberfläche nachgeschnitzt um eine längere Haltbarkeit zu erzielen. Vier Edelstahlbleche, 1 cm stark und hochglanzpoliert, bilden zusammengesetzt das Logo der Bayerischen Staatsforsten AöR. Stamm und Logo sind exakt auf den Betrachter im Torbereich berechnet und ausgerichtet.

Die Wildsammelstelle

Mit der Zertifizierung für das Lagern und Kühlen von Wild nach Vorgaben der EU musste die vorhandene Wildsammelstelle völlig erneuert werden. Das vorhandene Gebäude wurde entkernt, die Garage der ehemaligen Forstdienstwohnung aufgegeben und das Gebäude, das mit seinen Fundamenten im Grundwasserbereich steht, mittels einem offenen Luftschacht bereits unter Bodenniveau trocken gelegt. Damit die moderne Technik und Kühlung im Innenbereich keinen Schaden nimmt, wurden diese Einbauten als Haus-im-Haus gelöst. Die Fassade kann nun ungehindert bis unter das Dach von außen wie von innen mit Luft umströmt werden. Gleichzeitig entstanden im linken Gebäudebereich umfangreiche Lagerflächen und das für den Betrieb der Wildsammelstelle notwendige WC, das in der Zwischenzeit nicht nur als Baustellen-WC gute Dienste geleistet hat, sondern auch bei öffentlichen Veranstaltungen von Forst und Gemeinde oft und gerne angenommen wird.

Das Treppenhaus

Durch eine erneute Drehung des Eingangs – es ist die dritte – vom Schlossplatz in den Forsthof und dessen Absenkung, um ihn horizontaler auszurichten, musste die Eingangssituation völlig neu gestaltetwerden. Die Treppe wurde verbreitert und um eine Stufe verlängert, ihr Schwung folgt der Gehbewegung. Der notwendige Windfang wurde über einen Glasvorbau vor die historische Fassade verlegt. Die statische Ertüchtigung der vorhandenen Treppe aus der zweiten Umbauzeit um 1916 wurde mittels dreier Rundstützen geschaffen, die zusammen einen Baum mit Ästen symbolisieren. Um die Lauflinie der Treppe zu zeigen wurden beidseitig Handläufe als freie Formen über die Treppenstufen gelegt.

Die Flure

Als Bodenbelag für Erdgeschoss-Flure und Treppe wurde der seit Jahrhunderten bewährte Terrazzo gewählt, der vom Architekten auf die Farbigkeit des Forsthauses abgestimmt wurde. Unter dem Treppenaustritt wurde eine Fußbodenheizung verlegt, die den Boden abtrocken hilft.

Die Innentüren

Ursprünglich sollten die alten Türen aus dem frühen 20. Jahrhundert erhalten bleiben. Beim Rückbau wurden jedoch hinter den Zargen mit Teeranstrich kontaminierte Türgerüste gefunden. Die Bayerischen Staatsforsten entschlossen sich daraufhin die Türen vollständig zu erneuern. Sie wurden in Eiche ausgeführt. Die Rahmen wurden entsprechend der raren Bestände und vergleichbarer Gebäude neuprofiliert. Einzelne Türen sind als Brandschutztüren formgleich ausgebildet. Die neuen Türschwellen trennen die unterschiedlichen Beläge und Fußbodenhöhen.

Die Terrassentür

Bei genauem Hinsehen fiel auf der Forstgartenseite das mittlere Erdgeschossfenster aus dem Rahmen. Ein Eingriff an dieser Stelle schien vertretbar. Der Architekt entschloss sich, ein Türelement vor die Fassade zu setzen und den Charakter eines Hoftores zu geben, vergleichbar dem der Wildsammelstelle. Beim Rückbau der Fensterleibung wurden die Türgewände, historische Putze und die Schwelle des ursprünglichen Eingangs aus dem 16. Jh. wiederentdeckt. Sie wurden freigelegt und sind heute im Teamraum sichtbar. Das Türelement steht auf einer Konsole über dem Luftschacht und ist von der stark ausbauchenden Mauer mit spiegelnden Blechen optisch losgelöst. Die Mitarbeiter- und Raucherterrasse ergänzt die Funktion des zentralen Versammlungsraumes.

Herstellung der Stichbögen

Die für das 16. Jh. so typischen Stichbögen waren vor der Sanierung nur vereinzelt sichtbar. Diese Stichbögen überwölben die tiefen Fensternischen mit einem flachen Bogen. Beim Rückbau der mit Trockenbau verkleideten Nischen stellte sich heraus, dass, entgegen der Sondierung, eine Großzahl mit flachen Holzstürzen begradigt worden waren. Da diese Stürze bereits so desolat waren, nutzte man die Chance zur Rekonstruktion der Stichbögen auch an dieser Stelle.

Das Glaslamellenfenster und das Dach

Durch den Einbruch der Giebelgaube, und den üblichen Beschädigungen durch holzzerstörende Pilze und Insekten musste das Tragwerk und viele Bauelemente des Dachstuhls umfassend denkmalgerecht Instand gesetzt werden. Hierbei wurden nicht nur die Fußpunkte und der Ziegelbelag erneuert, die Schornsteine entfernt, die ungenügenden Reparaturen der Vergangenheit beseitigt, das Traufgesims in seiner historischen Form mit den dazugehörigen Ecksteinen rekonstruiert, sondern auch das Glaslammellenfenster als Belichtungs-, Lüftungs- und Rauchabzug (RWA) an die höchste Stelle des Treppenraumes eingebaut. Beim Einschnitt des Mauerwerks im Bereich des Glaslamellenfensters konnte ein weiteres Fenstergewände freigelegt werden, das darauf hinweist, dass sich an dieser Stelle wohl keine Treppe im 16. Jh. befand.

Die Fassade

Reiner Kalkputz, Sandsteingewände und behauene Ecksteine sowie ein makelloses Dach prägen das äußere Erscheinungsbild. Die alte Gartenpforte darf ihr Dasein als Rosenrankhilfe fristen. Die Gartenmauer wurde weit geöffnet. Das Forsthaus empfängt seine Besucher.

Weitere Details und Beschreibungen zur Sanierung finden Sie in der Broschüre "Nutzen oder bewahren? Beides."