Kapelle Schwendreut
Die Kapelle ist das letzte Standortzeichen eines 1618 gegründeten und 1957 endgültig verlassenen Dorfes, von dessen Bebauung sich – mit Ausnahme einer weiteren 1931 erbauten Kapelle – sonst nichts erhalten hat.
Die letzten Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten wurden im Jahr 1997 durchgeführt (damals zugehörig zum ehem. Forstamt Neureichenau)
Schwendreut wurde 1618 mit ursprünglich sechs Häusern vom Passauer Fürstbischof Leopold Erzherzog von Österreich zugleich mit Leopoldsreut und Herzogsreut gegründet. Auslöser dieser Aktion war der Aufstand der Böhmischen Stände, der zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges führte. Wie die beiden anderen „neuen Walddörfer“ starb es 1625 durch die Pest bereits wieder aus und musste neu besiedelt werden.
Der volkstümliche Name des zum Pfleggericht Unteramt im Hochstift Passau gehörenden Ortes war „Glaserhäuser“ aufgrund einer früheren, bereits eingegangenen Glashütte. Das Leben im hintersten Wald war lange Zeit sehr beschwerlich, beonders im entbehrungsreichen Winter, den die Menschen oft für Wochen eingeschneit ohne Arzt, ohne Geistlichen (den man viel mehr vermisste als den Arzt) zu überstehen versuchten.
1761 wurden in Schwendreut erstmals Kartoffeln angebaut, wodurch sich die Lebensverhältnisse deutlich besserten. Die Kartoffel erbrachte das Dreifache des Korn-Nährwertes von der gleichen Feldfläche und gedieh auch noch in Bodenlagen, die für Getreideanbau kaum geeignet waren.
Bei der Gemeindebildung kam Schwendreut zunächst zur Gemeinde Hinterschmiding, wurde aber nach 1818 der Gemeinde Untergrainet zugewiesen, die 1897 in Gemeinde Grainet umbenannt wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Schwendreut noch acht Höfe mit achtzig Einwohnern, die von der Land- und Holzwirtschaft lebten. Hofaufgaben und Erbzerteilungen trugen zum Niedergang der Siedlung bei.
1910 wurde der Weiler Schwendreut an eine Maklerfirma verkauft. 1921 erwarb der Bayerische Staatsforst sämtliche Liegenschaften des Dorfes. Nach einem Brand 1932 und weiteren Abwanderungen verließen 1957 die letzten Bewohner den Ort.
Am 17. Oktober 1968 wurde der Gemeindeteilname Schwendreut aufgehoben, und der Name des Ortes verschwand von den Landkarten. Erhalten blieben zwei Kapellen und eine Waldwiese mit hervorragendem Ausblick auf den Vorderen Bayerischen Wald.
Sehenswürdigkeiten
- Waldkapelle: Die 1755 entstandene ehemalige Dorfkapelle ist ein kleiner hölzerner Blockbau mit offenem Zwiebelturm. Sie wurde 1997 grundlegend saniert
- Bruder-Konrad-Kapelle: 1931 errichtet, geht sie auf die Stiftung einer Passauer Bürgerin zurück, welche sich zu einem Genesungsaufenthalt in Schwendreut aufgehalten hatte
- Jeden letzten Sonntag im Juli findet das traditionelle Schwendreuter Waldfest statt