KZ-Außenlager Saal
Der Staatswalddistrikt Ringberg, idyllisch gelegen am Donauufer in der Nähe von Saal ist bekannt für seine Wallanlage aus der Keltenzeit. Aber es gibt auch eine dunkele Seite dieses Staatswalddistriktes in der Zeit 1944 bis 1945.
Ab 1943 nehmen die Luftangriffe der Alliierten zu und in den Messerschmitt-Werken in Regensburg kann kaum mehr produziert werden. Daher beschließt die deutsche Kriegsführung den Bau von unterirdischen Bunkeranlagen. Am Ringberg bei Saal soll das erste Düsenflugzeug der Welt, die ME 262 in einer unterirdischen Fabrikanlage gebaut werden.
Ende 1944 wird deshalb in Saal an der Donau ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg errichtet. Am 30. November 1944 kommen die ersten 200 Häftlinge aus Flossenbürg an und werden provisorisch außerhalb des Ortes am Ringberg untergebracht. Das Lager bestehend aus Baracken und Erdhütten wird von den Häftlingen selbst aufgebaut.
Die KZ-Häftlinge müssen schwerste und gefährliche Arbeiten verrichten. Am Ringberg treiben sie in zwölf Stunden-Schichten Stollen in den Berg. Neben der Schwerstarbeit leiden die Häftlinge unter ständigem Hunger. In den Erdhütten liegen unter völlig verlausten Decken bis zu 40 Häftlinge auf blanken Brettern. Von den 740 Häftlingen stirbt ein Großteil an Ruhr, Typhus oder Fleckfieber. Als die Massengräber die Toten nicht mehr aufnehmen können wird am Waldrand des Ringbergs eine provisorische Verbrennungsstätte errichtet und die wachsende Zahl an Leichen verbrannt.
Im Juli 2016 hat die Gemeinde Saal am Ringberg einen in beeindruckender Weise mit Tafeln und einem Gedenkstein bestückten „Erinnerungsweg“ eingeweiht. Zu dieser Feier war auch der ehemalige Häftling Jakob Haiblum eingeladen, der im April 1945 das Lager verlassen musste und auf einen Todesmarsch zu Fuß nach Dachau geschickt wurde. In seiner Rede betonte er, dass er in 10 Lagern interniert war, aber so menschenunwürdige Zustände wie im Lager Saal habe er nirgendwo sonst erlebt. Sie hatten teilweise tagelang nichts zu essen bekommen.
Bei der Enthüllung der Gedenktafel zur Verbrennungsstätte war es für die Teilnehmer der Veranstaltung mehr als ergreifend als Herr Haiblum sagte: „beinahe wäre ich auch dort gelegen.“
Sein Sohn Chaim, der anfangs nichts mit Deutschen zu tun haben wollte, hat den Vater mittlerweile auf mehreren Reisen nach Deutschland begleitet. Er hat dabei nach eigenen Worten wundervolle Leute kennengelernt, die sich nicht vor der Konfrontation mit der deutschen Geschichte scheuen.
Der Gedenkweg am Ringberg erinnert durch den direkten örtlichen Bezug an die Greueltaten des NS-Regimes und muss uns Mahnung sein, so etwas nie mehr zuzulassen.