Naturwaldreservat Ammerleite
Das Naturwaldreservat Ammerleite liegt im Landkreis Weilheim innerhalb des Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) „Ammer vom Alpenrand bis zum Ammersee“. Damit ist es auch zum Großteil, Teil des Naturschutzgebietes „Ammertal im Bereich Ammerleite und Talbachhänge“. Das Reservat befindet sich im Staatswald und wird durch den Forstbetrieb Oberammergau der Bayerischen Staatsforsten AöR betreut. Als ganz junges Naturwaldreservat wurde es 2016 mit einer Fläche von 76 Hektar ausgewiesen.
STANDORT
Das Reservat liegt auf den steilen nach Norden bzw. Osten geneigten Hängen der Ammerschlucht nördlich von Rottenbuch. In diesem Bereich hat sich die Ammer tief in die geologische Schicht der Unteren Süßwassermolasse, die aus unterschiedlichen Bänder bzw. Schichten aus Ton, Schluff, Mergel und Sandstein aufgebaut sind, eingegraben. Vor rund 25 bis 20 Millionen Jahren lagerten sich hier in einem riesigen Becken Kiese, Sande und Feinsedimente ab, die von Süden durch die aufsteigenden Alpen eingetragen wurden.
WALDGESELLSCHAFTEN DES NATURWALDRESERVATES
In den oberen Hanglagen dominiert die Buche und bildet die typischen Waldgesellschaften wie den Waldmeister-Buchenwald und in besser nährstoffversorgten Teilbereichen den Waldgersten-Buchenwald. In den mittleren und unteren oft noch etwas steileren und auch rutschgefährdeten Bereichen wird die Buche meistens von Bergahorn, Eschen, Fichten und Tannen abgelöst. Dort kommt es zur Ausbildung von Schluchtwäldern. Häufig durchziehen die Hänge kleine Quellrinnen die Einhänge.
ÖKOLOGISCHE BESONDERHEITEN
Der Wechsel an kleinflächigen Lebensräumen, angefangen von den besonnten Buchenwäldern am Oberhang bis zu kleinen Quellhorizonten ermöglicht es auch zahlreichen Pflanzenarten einen geeigneten Standraum zu finden. Auf den sonnenverwöhnten, kalkhaltigen Oberhängen findet sich das Leberblümchen, entlang kleiner Bäche zeigt sich der Riesenschachtelhalm und entlang der Ammer begleiten ausgedehnte Winter-Schachtelhalmbestände den Fluss. Zahlreiche Sträucher wie die Rote Heckenkirsche, Liguster, Schwarzer Holunder, Wolliger Schneeball und auch der Seidelbast finden in den abwechslungsreichen Waldtypen geeigneten Lücken. An abgestorbenen alten Tannen hat sich der seltene Tannenstachelbart angesiedelt. Seine Pilzfruchtkörper erinnern an einen eingefrorenen Wasserfall. In dem Gebiet konnte auch bereits der Rindenschröter nachgewiesen werden. Die Larven dieses extrem seltenen Käfers entwickeln sich ebenfalls im Holz abgestorbener Bäume.
WALDENTWICKLUNG
Aufgrund der steilen, rutschigen Einhänge wurden die Waldflächen der Ammerleiten seit Jahrzehnten nicht mehr intensiv bewirtschaftet. Dennoch wurden in den vergangenen Zeiten auch aus diesen Wäldern Hölzer gewonnen und auch Teilflächen wieder durch Pflanzungen wiederbestockt. Auf den meisten Flächen hat sich allerdings schon seit Jahrzehnten die natürliche Waldentwicklung durchgesetzt. Neben alten, starken Baumriesen, über 170 Jahre alten Tannen versuchen wieder junge Bäume Fuß zu fassen. Allerdings haben es einige von ihnen nicht leicht. Immer wieder rutschen ganze Bodenpartien der Ammer entgegen. Dort entstehen wiederum Rohböden, die von Pionierpflanzen besiedelt werden. Eindrucksvoll sind auch die Totholzmengen, die sich insbesondere an den Unterhängen angesammelt haben und wiederum vielen Tier- und Pilzarten neuen Lebensraum bieten.
SO FINDEN SIE HIN
Die nördlichen Teile des Naturwaldreservats können über einen Fernwanderweg im Pfaffenwinkel von Hohenpeißenberg nach Rottenbuch durchwandert werden. Ein möglicher Einstieg besteht südliche von Peiting beim Weiler Ramsau.