Naturwaldreservat Böhlgrund
Das Naturwaldreservat Böhlgrund liegt im Vogelschutz- und FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) „Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwaldes“ im Landkreis Haßberge. Das Reservat befindet sich im Staatswald und wird durch den Forstbetrieb Ebrach der Bayerischen Staatsforsten betreut. Die 182 Hektar große Fläche wurde im Jahr 2010 als das größte Naturwaldreservat in Bayern außerhalb der Alpen ausgewiesen.
STANDORT
Das Reservat umfasst die tief eingeschnittenen Seitentäler südlich des Bohlbachs. Die Geologie bestimmt die unteren Schichten des Steigerwaldkeupers mit den tonhaltigen und gipsfuhrenden Esterienschichten und dem darüber liegenden Schilfsandstein. Durch die vielen austretenden Quellen haben sich frische, nahrstoffreiche Tonböden gebildet. Allerdings sind die steilen Hänge sehr instabil und es kommt laufend zu Rutschungen.
WALDGESELLSCHAFTEN DES NATURWALDRESERVATS
Tonige und labile Boden begrenzen die Vorrangstellung der ansonsten dominierenden Buche. Daher können sich im Böhlgrund zahlreiche andere Baumarten durchsetzen. Neben Traubeneiche, Hainbuche, Linde, Esche und Bergahorn finden sich hier auch seltenere Baumarten wie Elsbeere und Speierling.
ÖKOLOGISCHE BESONDERHEITEN
Die Krautschicht in den Tal- und unteren Hangbereichen dominiert im Frühling der Bärlauch. Hinzu treten häufig Waldmeister, Knoblauchsrauke und Wald-Fiederzwenke. Aber auch seltene Pflanzenarten wie Gefleckter Aronstab, Seidelbast und Zwiebel-Zahnwurz sind beteiligt.
Im Totholz leben die Larven des farblich sehr auffälligen und seltenen Netz-Rotdeckenkäfers und des Pechfußigen Rindenschmalkäfers. Sie sind im Mulm und unter der Rinde der zersetzten Bäume auf der Jagd nach anderen Insekten. In den feuchten Taleinschnitten fühlen sich zahlreiche Schneckenarten besonders wohl, darunter auch die seltene Kleine Bernsteinschnecke mit ihrem lediglich bis zu 8 mm großen Schneckenhaus.
Der seltene Samtige Pfifferling ist einer der vielen Mykorrhiza- Pilzpartner der Laubbäume. Ständiger Gast der Laubwälder im Böhlgrund ist der Feuersalamander. Und gelegentlich finden sich selbst an jungen Baumstämmen bereits Spechthöhlen.
WALDENTWICKLUNG
Die Wälder im Naturwaldreservat sind überwiegend gleichaltrig und dürften auf große Kahlschlage vor etwa 100 Jahren zurückgehen. Viele alte Wege zeugen von forstlichen Nutzungen in früheren Zeiten. Waldkiefer, Lärche und Fichte wurden weit vor der Ausweisung des Reservats gepflanzt. Wegen der schwierigen Bodenbedingungen sind Teile des Reservats schon in den letzten 50 Jahren nur noch ganz extensiv bewirtschaftet worden.
In regelmasigen Abstanden finden im Reservat forstliche Inventuren statt. Dabei soll die Entwicklung des Holzvorrats, des für viele Tier- und Pilzarten wichtigen Totholzes und der Verjüngung untersucht werden.
Die letzte Inventur im Jahr 2010 ermittelte einen durchschnittlichen Holzvorrat von 352 Festmeter pro Hektar. Die Totholzmenge lag bei 25 Festmeter pro Hektar.
SO FINDEN SIE UNS
Das Naturwaldreservat lässt sich am besten vom Schlangenweg begehen, einem gewundenen Steig, der durch das ganze Reservat führt. Beginn ist der Wanderparkplatz an der Böhlstraße in Zell am Ebersberg (von der Autobahn A70 kommend die letzte Straße nach rechts). Der Rückweg ist über den Böhlgrundweg möglich.
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