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Ein Uhuweibchen auf Abwegen am Golfplatz

Am Ausgangspunkt der Reise wieder angelangt: Das Uhuweibchen sondiert am Golfplatz am Reichswald die Lage. Foto: Sebastian Linstädt

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Tierpflegerin und Revierleiterin Susann Müller (links) und Auszubildende Pauline Kestler checken das Uhu-Weibchen vor der Wiederauswilderung auf der Außenstelle des Tiergartens in Mittelbüg durch. Foto: Sebastian Linstädt

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Die Uhu-Dame hat es erstmal überhaupt nicht eilig, die Transportbox zu verlassen. Erst nach gut 20 Minuten erhebt sich die große Eule in eine Kiefer in der Nähe, um sich Überblick zu verschaffen. Foto: Sebastian Linstädt

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20. Dezember 2024, Nürnberg - Die Dame sitzt wenig amüsiert auf einem hinteren Green am Golfplatz am Reichswald nördlich des Nürnberger Flughafens. Breit sind ihre Schwingen gespreizt, der mächtige Kopf angriffslustig nach vorne gereckt, die riesigen gelben Augen funkeln. Aus dem offenen Schnabel klingt immer wieder ein drohendes Klacken wie von einem lauten, schlechtgelaunten Tacker. Mächtige Krallen bohren sich in den Boden, langsam bewegt das Tier den Kopf auf und ab und wirft giftige Blicke um sich.

Nein, ganz so hat sich Revierleiter Sebastian Heigl die Wiederauswilderung einer Uhu-Dame nicht vorgestellt. „Vielleicht ziehen wir uns alle noch etwas weiter zurück, dann beruhigt sie sich sicher etwas“, sagt Heigl leise. Und tatsächlich: Kaum hat sich die kleine Beobachtergruppe rund um den Förster außer Sichtweite bewegt, erhebt sich die Eule lautlos in die Luft um etwa 100 Meter weiter und in zehn Metern Höhe eine Beobachtungsposition auf einer Kiefer am Rand des Greens einzunehmen. 

Lässt sie nun Revue passieren, was sich in einer erlebnisreichen Woche ihres noch jungen Vogeldaseins zugetragen hat? Von dort oben lässt sich fast die Driving Range sehen, an der die kleine Eulenodyssee eine Woche vorher ihren Anfang nahm. „Ich wurde vom Greenkeeper des Golfplatzes verständigt, weil sich der Uhu im Netz der Range verfangen hatte“, berichtet Heigl. Die Bergung des Unglücksvogels war dann auch gar nicht ohne: Die zur Hilfe gerufenen Kollegen des nahen Forstlichen Bildungszentrums (FBZ) in Buchenbühl konnten ihre Bergungsausrüstung mangels Bäumen in der Nähe des Netzes nicht gefahrfrei zum Einsatz bringen. Deswegen rollte wenig später tatsächlich eine Drehleiter der Berufsfeuerwehr Nürnberg über den Golfplatz. Aus dem Korb gelang es den Einsatzkräften schließlich den Vogel erfolgreich zu bergen.

„Um sicherzugehen, dass sich der Uhu keine Verletzungen zugezogen hat, habe ich dann mit dem Nürnberger Tiergarten Kontakt aufgenommen“, so der Förster weiter. Dort nahm man sich der Verunfallten gerne an: In der Außenstelle des Tiergartens auf Gut Mittelbüg konnte sich das Uhu-Weibchen ausruhen und wurde von Tierpflegerinnen auf Verletzungen gecheckt – mit negativem Befund. „Außer dem Schreck und ein wenig Aufregung über die ungewohnte Umgebung war nichts festzustellen“, sagt Heigl. Deswegen wurde nach wenigen Tagen die schnelle Rückführung in das Revier am Golfplatz beschlossen – und nach leichten Schwierigkeiten dann auch erfolgreich vollzogen. Nun bleibt abzuwarten, ob das eigentlich scheue Tier seinem Standort treu bleibt – oder ob es vielleicht schon auf er Suche nach einem neuen Abenteuer ist.