Mistelbefall der Kiefern nimmt dramatisch zu
15. April 2024, Nürnberg – Bei einem Ortstermin im Lorenzer Reichswald stellten die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und der Forstbetrieb Nürnberg erste Auswertungen einer Studie zu Vitalitätsproblemen der Waldkiefer in Nordbayern vor. Eines zeigt sich bereits kurz nach Projektbeginn: Der Mistelbefall ist wesentlich stärker als zunächst angenommen.
Die Kiefern im Großraum Nürnberg werden derzeit in Hinblick auf ihre Vitalität und ihr Wachstum untersucht. Die LWF hat für diese Studie neben den Bayerischen Staatsforsten auch das Amt für Waldgenetik (AWG), die Universität Bayreuth, die Technische Universität München sowie die Bayerischen Staatsforsten an Bord geholt.
Dr. Peter Pröbstle, der Präsident der LWF begründet die Durchführung des Projektes: „Die Föhre, wie die Kiefer bei uns in Franken auch genannt wird, ist die zweitwichtigste Nadelbaumart in Bayern. Doch extreme Trockenheit und die rasante Klimaerwärmung haben dieser Baumart in den letzten Jahren stark zugesetzt. Wir wollen daher untersuchen, auf welchen Standorten die Föhre besonders risikoanfällig ist und auf welchen Standorten sie vielleicht auch künftig noch eine Zukunftsperspektive als Mischbaumart hat. Nach den ersten Datenerhebungen im Forstbetrieb Nürnberg zeigt sich bereits, dass die Kiefernmistel am Schadgeschehen noch wesentlich stärker beteiligt ist, als wir es erwartet haben.“
Für Johannes Wurm, Forstbetriebsleiter am Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten ist das Mistelthema grundsätzlich nicht neu. „Wir sind den Forschern der LWF sehr dankbar für ihre Bemühungen, hier wissenschaftlich fundierte Fakten zu erarbeiten. Der Mistelbefall hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen.“, so Wurm. „Die genauen Auswirkungen sind aber bislang nur im Grundsatz abschätzbar.“ Die neue Studie bringe hier mehr Licht ins Dunkel.
Als äußerst hilfreich empfindet man von Seiten des Forstbetriebs Nürnberg die Befliegung der Forstreviere mit einer LWF-Drohne. „Diese Daten haben uns gezeigt, dass der Perspektivwechsel erst die ganze Dimension des Befalls offenbart“, so Wurm. Häufig werde der Mistelbefall, der ja überwiegend die oberen Kieferkronen betreffe, aus der „Froschperspektive“ stark unterschätzt. Die Kiefer ist bei uns im Reichswald mit rund zwei Dritteln Anteil die vorherrschende Baumart. Daher werden die Ergebnisse der Studie auch in die Beurteilung des Waldzustands und in die Entscheidung über die künftige Behandlung der Waldbestände mit einfließen.